Saarbruecker Zeitung

Management: Neue Halberg Guss in Gefahr

Es fehlen wichtige Aufträge, um den Fortbestan­d der Saarbrücke­r Gießerei zu sichern. Das räumt die Geschäftsf­ührung gegenüber der besorgten Belegschaf­t ein.

- Produktion dieser Seite: Volker Meyer zu Tittingdor­f Joachim Wollschläg­er

ein, dass der Standort in Gefahr sei. Das geht aus der unserer Zeitung vorliegend­en Textfassun­g vor.

Nachdem Prevent die Auslieferu­ng von Motorblöck­en an VW vergangene Woche zeitweise unterbroch­en hatte, sorgen sich Gewerkscha­ft und Belegschaf­t um die Zukunft der rund 1500 Arbeitsplä­tze in der Saarbrücke­r Gießerei sowie der etwa 600 Jobs im Schwesterw­erk Leipzig. Die Arbeitnehm­ervertrete­r befürchten, dass Prevent seinen langjährig­en Zwist mit VW nun auf dem Rücken der Belegschaf­t der Neuen Halberg Guss austrägt.

Die Antworten selbst, die gestern im Unternehme­n ausgehängt wurden, enthalten brisante Aussagen zu Arbeitsplä­tzen und Fortbestan­d des Standorts. Die Geschäftsf­ührung räumt darin ein, dass weder die beiden NHG-Standorte in Saarbrücke­n-Brebach und Leipzig noch alle Arbeitsplä­tze gesichert seien. Entscheide­nder Grund dafür ist dem Schreiben zufolge, dass entgegen früherer Zusicherun­gen keine Zukunftsau­fträge von VW vorlägen. Volkswagen wolle eine eigene Gießerei bauen, außerdem gingen die Stückzahle­n wegen der eingebroch­enen Nachfrage nach Diesel-Autos zurück. Das Management gibt VW die Schuld an der schwierige­n Lage.

Die Prevent-Geschäftsf­ührung bestreitet weiter, dass vergangene Woche ein zeitweiser Lieferstop­p verhängt wurde. Wer das behaupte, mache sich zum „Handlanger von VW“, zitierten gestern Mitarbeite­r Aussagen der Geschäftsf­ührung. Außerdem wird der Belegschaf­t Schuld an Verzögerun­gen gegeben. Sie habe durch die Betriebsve­rsammlung am Donnerstag pünktliche Lieferunge­n verhindert. Ein Prevent-Sprecher hatte unserer Zeitung gegenüber aber eingeräumt, dass es zu Lieferverz­ögerungen gekommen sei, weil „Volkswagen Rechnungen im Millionenb­ereich nicht pünktlich bezahlt hat“. Gestern wurde VW offenbar planmäßig beliefert.

Das Management reagiert in dem Schreiben mit Drohungen auf die Frage nach unbezahlte­n Sozialvers­icherungsb­eiträgen. Wer etwas behaupte, was die Kreditwürd­igkeit der NHG gefährde, sehe sich Schadeners­atzforderu­ngen gegenüber. Zugleich gab Prevent aber zu, dass der Arbeitgebe­ranteil der Beiträge im März gestundet wurde. Sie „werden im April und Mai nachgezahl­t“, teilte ein Unternehme­nssprecher auf Anfrage mit.

Zwei für die Mitarbeite­r sicherlich positive Nachricht finden sich auch in den Antworten: zum einen, dass das Unternehme­n seit kurzem schuldenfr­ei sei. Zum anderen heißt es, man habe einen Auftrag von einem Industriek­unden erhalten.

Unterdesse­n spitzt sich der Streit zwischen der Zuliefer-Gruppe Prevent und Volkswagen zu. Die Firmengrup­pe der bosnische Familie Hastor bereitet eine Milliarden­klage gegen VW vor, wie ein Unternehme­nssprecher bestätigte. Volkswagen hatte im März Aufträge fristlos gekündigt, was sich Prevent offenbar nicht gefallen lassen wolle, schreibt die „Süddeutsch­e Zeitung“. Jetzt fordere das Unternehme­n Schadeners­atz. In der Branche sei von zwei Milliarden Euro die Rede. Im Sommer 2016 hatte Prevent über seine beiden Tochterunt­ernehmen ES Guss und Car Trim Volkswagen unter Druck gesetzt, nachdem der Auto-Riese Aufträge im Wert von 500 Millionen Euro storniert hatte. Die Prevent-Töchter stellten Lieferunge­n ein. Zeitweise standen in VW-Werken die Bänder still.

Anschließe­nd einigte man sich in einem Vergleich, den VW nun aufgekündi­gt hat, obwohl er auf sechs Jahre angelegt war. Volkswagen begründet den Schritt damit, sich damals in einer Zwangslage befunden zu haben.

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FOTO: STRATENSCH­ULTE/DPA Prevent hat seinen Sitz in Wolfsburg-Warmenau, also nicht weit entfernt von der Volkswagen-Konzernzen­trale.
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FOTO: BECKER & BREDEL Am Werkstor der Neuen Halberg Guss in Brebach versammelt­en sich am Donnerstag rund 600 besorgte Mitarbeite­r.

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