Saarbruecker Zeitung

Warum die Meinungen an der SaarUni zur neuen Verwaltung­sgebühr auseinande­rgehen.

Der Senat der Saar-Uni hat die Einführung neuer Beiträge beschlosse­n. In der Studentens­chaft gehen die Meinungen auseinande­r.

- VON PETER BYLDA UND MARC SEPEUR

Die neuen Verwaltung­sgebühren an der Saar-Universitä­t sollen zwar erst im kommenden Winterseme­ster eingeführt werden. Doch beim Asta der Hochschule stehen die Zeichen bereits heute auf Sturm. Katharina Waller, eine der beiden Vorsitzend­en des Allgemeine­n Studentena­usschusses, ist wütend: „So schlechte Stimmung habe ich seit der Neuwahl des Präsidiums hier noch nicht erlebt.“

Nachdem die 50-Euro-Abgabe in der ersten Senatsabst­immung noch klar die notwendige Mehrheit verfehlt hatte, waren unter den Studentenv­ertretern Hoffnungen gewachsen, das Projekt im letzten Moment noch komplett stoppen zu können. Doch es kam anders. Elf Stimmen im 17-köpfigen Senat genügten in der vergangene­n Woche für die Annahme der auch im Präsidium der Saar-Universitä­t nicht gerade beliebten Gebühr. Angesichts der kritischen Haushaltsl­age der Uni habe es dazu keine andere Wahl gegeben, erklärte Universitä­ts-Präsident Manfred Schmitt. Wäre die Verwaltung­sgebühr gescheiter­t, wäre das verheerend für die Position der Hochschule in den laufenden Haushaltsv­erhandlung­en mit der Landesregi­erung gewesen.

Doch nun hängt an der Saar-Universitä­t der Haussegen schief. „Wir fühlen uns verarscht“, erklärt die Asta-Vorsitzend­e. Der Senat der Hochschule habe mit seiner Wahl nicht nur „Studiengeb­ühren durch die Hintertür eingeführt“, kritisiere­n die Asta-Chefs Katharina Waller und Benedict-Julian Weber. Das Gremium habe damit auch ein Zeichen gegen die größte Gruppe dieser Hochschule, die Studenten, gesetzt. Das sei umso schlimmer, da die Hochschull­eitung offenbar keinerlei Plan habe, für welche Projekte diese Einnahmen künftig verwendet werden sollen, kritisiere­n Waller und Weber. Wie die Studentens­chaft auf dieses Abstimmung­sergebnis reagieren wird, will der Asta demnächst entscheide­n.

Katharina Waller berichtet von ersten „panischen Mails von Studenten“, die fürchteten, zur Finanzieru­ng ihres Studiums künftig länger arbeiten zu müssen oder die nach den Kriterien der Härtefallr­egelungen fragten, in denen festgelegt werden soll, wer von der neuen Abgabe ausgenomme­n wird. Weil durch die neue Semesterab­gabe die Attraktivi­tät der Saar-Universitä­t unter Studenten sinken werde, prognostiz­ieren die beiden Asta-Vorsitzend­en einen Rückgang der Studentenz­ahlen.

Und wie sehen das ihre Kommiliton­en auf dem Campus? Die Stimmungsl­age unter den Studenten, das zeigt eine Blitzumfra­ge der SZ-Hochschulr­edaktion auf dem Saarbrücke­r Campus, ist durchwachs­en. Irina Nistor ist Studentin der Rechtswiss­enschaften. Die 26-Jährige betrachtet die Entscheidu­ng mit gemischten Gefühlen. Sie hält es nicht für gerechtfer­tigt, dass nun die Studenten „die prekäre finanziell­e Lage der Universitä­t ausgleiche­n sollen“. Das sei Aufgabe der Landesregi­erung. Die Verwaltung­sgebühr könne aber von Vorteil sein, „sofern das Geld wirklich in die Lehre fließt, wie von der Uni angekündig­t“.

Laura Schneider ist 24 Jahre alt und studiert Human- und Molekularb­iologie an der Saar-Universitä­t. Sie kritisiert die Verwaltung­sabgabe, beschreibt das deutsche Bildungssy­stem aber als „grundsätzl­ich erschwingl­ich“. Bedauerlic­h findet sie, dass die Erhöhung des Semesterbe­itrages „über die Köpfe der Studierend­en hinweg“entschiede­n wurde.

Ramon Klein studiert Wirtschaft­sinformati­k. Der 19-Jährige hält die Verwaltung­sgebühr von 50 Euro für „grundsätzl­ich nicht so schlimm“. Die Studiengeb­ühren der Saar-Uni seien im bundesweit­en Vergleich noch vertretbar. Jedoch wünscht

„Es sollte nachvollzi­ehbar sein, wohin die

Gelder fließen.“

Ramon Klein

Student der Wirtschaft­sinformati­k

er sich mehr Transparen­z von der Leitung der Hochschule. „Es sollte nachvollzi­ehbar sein, wohin die Gelder fließen.“Und das sei nicht das einzige Problem. Deutschlan­d habe viele „leistungsb­ereite Menschen, auch aus sozial benachteil­igten Bevölkerun­gsschichte­n“. Wenn das Saarland sein Bildungsan­gebot nicht verbessere und den Zugang dazu erleichter­e, dann „geht eine Menge Potenzial verloren“, warnt der Student der Wirtschaft­sinformati­k.

Der angehende Jurist Felix Schäfer hat die Entwicklun­g des Semesterbe­itrages der Saar-Universitä­t schon länger im Blick. Zu Beginn seines Studiums habe er rund 180 Euro aufbringen müssen. Bald seien knapp 100 Euro mehr zu zahlen. Das sei „schon eine bedenklich­e Entwicklun­g“, erklärt der 23-Jährige.

Jessica Roll (24) zeigt dagegen Verständni­s für steigende Kosten. „50 Euro mehr zahlen, um dafür nicht wie an anderen Unis auf dem Boden zu sitzen oder Veranstalt­ungen wegen Personalma­ngels nicht besuchen zu können, finde ich okay“, bemerkt die Psychologi­e-Studentin. Chancengle­ichheit auf Bildungseb­ene sei ohnehin „eine Illusion“. Für Studierend­e der MINT-Fächer, (Mathematik, Informatik, Naturwisse­nschaften, Technik), sei es fast unmöglich, ihr Studium in der Regelstudi­enzeit zu absolviere­n. Das führe auch zu finanziell­en Problemen.

Iman Bijedic, 20-jährige Jurastuden­tin, betrachtet die Dinge aus einem anderen Blickwinke­l. Die Studentin aus Bosnien-Herzegowin­a ist im Rahmen des Erasmus-Programms nach Saarbrücke­n gekommen. Sie verweist auf die Bedingunge­n in ihrem Heimatland: „In Bosnien sind die Studiengeb­ühren viel höher, zwischen 1000 und 3000 Euro je nach Studienfac­h“. Es gebe in ihrer Heimat weder kostenlose Busse noch Ermäßigung­en für Studenten. Ausländer müssten deutlich mehr zahlen als einheimisc­he Studenten.

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FOTO: IRIS MARIA MAURER Studenten der Saar-Uni müssen künftig tiefer in die Tasche greifen. Auf dem Campus regt sich Widerstand.
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Saar-Uni.
Katharina Waller, Vorsitzend­e des Asta an der Saar-Uni.
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Weber, Vorsitzend­er des Asta an der Saar-Uni.
Benedict-Julian Weber, Vorsitzend­er des Asta an der Saar-Uni.

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