Saarbruecker Zeitung

Ist Waschen aus der Mode?

Ist man gerade „in“oder schon wieder „out“? Oder bleibt man einfach bei dem, was man gut findet? Und was hat das mit Waschlappe­n und Deo zu tun? Susanne Brenner hat da mal ein paar Fragen.

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Man ist ja gewöhnt daran, dass alle paar Tage scheinbar in Stein gemeißelte Wahrheiten gestürzt werden. In der Ernährung zum Beispiel: In den 50er-Jahren wurde empfohlen, Butter zu essen, weil sie gesund sei. Ein paar Jahre später wurde man dann eindringli­ch gewarnt, dass Butter essen, fast schon so gefährlich sei wie der Verzehr von Fliegenpil­zen. Mittlerwei­le ist die arme Butter wieder rehabiliti­ert. Es sei doch ganz okay, wenn man sie ins Sößchen rührt oder aufs Brot schmiert, sagt die Wissenscha­ft. Ich habe sowieso immer Butter benutzt, bin also jetzt wieder ganz vorn dabei.

Ähnlich ging es in meinem eigentlich gar nicht so langen Leben immer mal wieder. Hatte ich noch gelernt, dass X schlecht sei, ist es nun gut, dafür Y schlecht und umgekehrt. Manchmal habe ich neue Trends gar nicht mitbekomme­n und war plötzlich wieder hip, nur weil ich zum Beispiel seit Ewigkeiten beharrlich Kaffee ganz traditione­ll mit Filter aufbrühe. Tausend Euro für einen super Kaffeevoll­automanten wollte ich nie ausgeben. Für das Geld kann man sehr viel, sehr leckeren Biokaffee aus fairem Handel kaufen. Heute brühen die Hipster auch wieder, und ich bin in. Man muss also manchmal nur ein bisschen zuwarten.

Bei einer Sache bin ich mir jetzt aber gerade ganz unsicher: Kann es sein, dass Waschen aus der Mode gekommen ist, und ich habe es nicht bemerkt? Seit geraumer Zeit nämlich finde ich im Drogeriema­rkt Produkte, die nur Sinn machen, wenn man nicht mehr täglich zu Seife und Waschlappe­n greift. Oder was meinen Sie, wofür braucht der Mensch 48-Stunden-Deo? 48 Stunden, das sind zwei komplette Tage! So lang soll dieses Deo angeblich unangemehm­e Körpergerü­che verhindern.

Mal ganz abgesehen davon, dass das wahrschein­lich gar nicht funktionie­rt: Was ist falsch an Waschen? Bekommt man davon jetzt womöglich zu hohen Blutdruck? Oder ist das Deo nur für junge Menschen gedacht, die davon ausgehen, dass es ihnen jederzeit passieren kann, dass sie mal ein paar Nächte überrasche­nd nicht nachhause kommen. Aber selbst da sollte es doch irgendwo Wasser geben, oder? Ich sehe schon, ich werde auch diesen Trend verschlafe­n und lieber unter die Dusche steigen. In ein paar Jahren erfahren wir ja sowieso, dass 48-Stunden-Deos nicht funktionie­ren und womöglich den Cholesteri­nspiegel erhöhen oder sowas in der Art. Wenn dann plötzlich Waschlappe­n der neueste Hit sind, bin ich wieder ganz vorne dabei . . .

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