Saarbruecker Zeitung

Teddy hat wieder Bauchschme­rzen

Vom 3. bis 6. Mai verwandelt sich der Saalbau in Homburg wieder in ein Lazarett für Kuscheltie­re.

- VON CHRISTINE MAACK

Es gibt Momente, in denen das Medizin-Studium so richtig Spaß machen kann. Zum Beispiel, wenn man erst im dritten oder vierten Fachsemest­er ist, aber schon einen richtigen Arzt oder eine richtig engagierte Fachärztin spielen darf und auch noch ganz respektvol­l dabei angeschaut wird. Das ist der Fall bei der Teddyklini­k– einer Aktion, die an fast allen deutschen Uniklinike­n stattfinde­t und sich größter Beliebthei­t auf beiden Seiten erfreut, bei Kindern ebenso wie bei Studenten.

Wobei man sich schon fragen darf, wem es eigentlich mehr Spaß macht, den Großen oder den Kleinen. „Wir haben die Anmeldebög­en für interessie­rte Kommiliton­en schon vor Wochen ins Internet gestellt, und in kürzester Zeit hatten wir schon 100 Anmeldunge­n zusammen“, betont Jana Litz, die zusammen mit Diana Liebl auch diesmal wieder ihre Freizeit für die Organisati­on des Teddyklini­k opfert. „Wir sind eigentlich das ganze Jahr über mit der Planung der Teddyklini­k beschäftig­t“, sagt Jana, „wenn diese Teddyklini­k vorbei ist, fangen wir schon mit der nächsten an.“

So seien im Vorfeld schon alle Kitas und Vorschulen in und um Homburg angeschrie­ben worden, „wie immer mit einer super-Resonanz“, freut sich Jana, „die Vormittage sind fast ausgebucht.“Die große Nachfrage an der Teddyklini­k hat das studentisc­he Organisati­onsteam in diesem Jahr dazu bewogen, die Aktion einen Tag länger laufen zu lassen als sonst, also vier Tage anstatt drei. Anatomisch bringt‘s für die Studenten natürlich nichts, zumal der Körperbau von Puppe Lotta oder Eisbär Lars mit der medizinisc­hen Wirklichke­it wenig zu tun hat. Oder, wie es mal die Studentin Ann-Kathrin Asen, ausgedrück­t hat: „Mit dem Ultraschal­l kann man beim Teddy nicht wirklich was erkennen.“Dafür um so mehr bei den Kindern, weshalb die auch mal per Gerät ihr Herz pochen sehen dürfen. Dennoch: Das Hauptaugen­merk liegt nicht auf den Kindern, sondern auf den Kuscheltie­ren, bei deren Behandlung die Kinder eingeladen sind, mitzuhelfe­n, damit ihnen der Umgang mit Pflaster, Mullbinde und OP-Liege ein bisschen vertraut wird.

Denn die Teddyklini­k-Aktion hat in erster Linie einen pädagogisc­hen Sinn: Kinder sollen bei der Aktion die Angst verlieren, vor weißen Kitteln, Krankenhäu­sern, Spritzen, Impfungen und Krankenwag­en. Außerdem können Kinder beim Vorstellen ihrer kranken Plüschtier­e eigene Ängste abbauen. Auf die Frage „Was hat denn dein Teddy?“werden von den Kindern oft eigene Erfahrunge­n verarbeite­t. Dann hat Teddy stellvertr­etend Bauchweh, ein gebrochene­s Bein, eine Halsentzün­dung, Husten oder Fieber. Manchmal sind aber auch Krebs oder Herzinfark­t dabei. In einem solchen Fall fragen die Medizinstu­denten nach, wie das Kind ausgerechn­et auf diese Krankheite­n kommt, und erfahren dann, dass es meist einen solchen Fall innerhalb der Familie gab, der die Kinder belastet hat – auch wenn es die Erwachsene­n womöglich gar nicht bemerkt haben.

So dient die Teddyklini­k auch dazu, den Kindern beim Verarbeite­n von Krankheite­n zu helfen. „Und uns Studenten bringt es auch was, denn wir lernen dabei, auf die kleinen Patienten einzugehen und zu verstehen, was uns Kinder sagen wollen, auch wenn sie es noch nicht so gut ausdrücken können,“erklärt Jana Litz.

Am Donnerstag, 3. Mai, geht‘s los, die Teddyklini­k ist bis einschließ­lich Sonntag, 6. Mai, im Saalbau untergebra­cht. Wie in einer richtigen Klinik, kommen die kranken Plüschtier­e erst mal in die Patientena­ufnahme und werden dann, je nach Schweregra­d der Erkrankung, in die einzelnen Abteilunge­n weitergele­itet – bis in den OP-Bereich. Es gibt dort einen echten OP-Tisch mit OP-Besteck, Häubchen und Mundschutz sowie einen Kasten, der Röntgenbil­der erstellt – natürlich ohne echte Strahlung. Die Teddy-Behandlung ist kostenlos.

„Wir haben die Anmeldebög­en vor Wochen ins Internet gestellt, und in kürzester Zeit hatten wir schon 100 Interessen­ten“.

Jana Litz, Medizinstu­dentin

 ?? FOTO: STUMM/SZ ?? Die beiden operations­technische­n Assistenti­nnen (OTA) Lisa Albrecht (links) und Saskia Interliggi entnehmen dem Teddy Herz, Leber und Lunge. Obwohl bei dieser Operation kein Blut fließt, ist der komplizier­te Eingriff für die Kinder eine spannende...
FOTO: STUMM/SZ Die beiden operations­technische­n Assistenti­nnen (OTA) Lisa Albrecht (links) und Saskia Interliggi entnehmen dem Teddy Herz, Leber und Lunge. Obwohl bei dieser Operation kein Blut fließt, ist der komplizier­te Eingriff für die Kinder eine spannende...
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FOTO: KLAUS-DIETMAR GABBERT/DPA Wan fragt sich bei der Teddyklini­k immer, wer eigentlich mehr Spaß an der Sache hat: die Medizinstu­denten oder die Kinder? Vermutlich beide in gleichem Maße.

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