Saarbruecker Zeitung

Neuer Missbrauch­sskandal erschütter­t das Bistum Trier

- Produktion dieser Seite: U. Kirch, J. Schleuning Dietmar Klosterman­n

Ein neuer Missbrauch­sskandal erschütter­t die katholisch­e Kirche im Bistum Trier. Ein seit acht Jahren im Bistum Trier lebender Ruhestands­geistliche­r aus dem Erzbistum Köln hatte offenbar jahrelang Kontakt zu Kindern und Jugendlich­en, obwohl ihm dies untersagt war. Schlimmer noch: Obwohl es seit den 70er Jahren Missbrauch­svorwürfe gegen den Priester gibt, die er allerdings bestreitet, war das Trierer Generalvik­ariat nicht darüber informiert. Das gaben am Dienstag zeitgleich das Erzbistum Köln und das Trierer Generalvik­ariat bereit.

In welchen Pfarreieng­emeinschaf­ten des Bistums Trier, zu dem weite Teil des Saarland gehören, der katholisch­e Priester eingesetzt war, wurde offiziell nicht bekanntgeg­eben. In der schriftlic­hen Stellungna­hme hieß es lediglich, der Ruhestands­geistliche habe in der Vergangenh­eit „immer wieder Messvertre­tungen im Bistum Trier übernommen“. Bischofssp­recherin Judith Rupp und ihr Kölner Kollege Michael Kasiske wollten sich auf Medienanfr­age aus Gründen des Persönlich­keitsschut­zes nicht näher zu den Einsatzort­en äußern.

Die für die katholisch­e Kirche äußerst peinliche Angelegenh­eit ist offenbar nur durch einen Zufall aufgefalle­n. Nach Angaben des Bistums Trier gab es Pläne, dem Geistliche­n eine Pfarrverwa­ltung zu übertragen. Daraufhin habe es einen Kontakt zum Erzbistum Köln gegeben. Als man dort in die Personalak­ten des Priesters geschaut habe, sei aufge- fallen, dass es „aufgrund von Vorfällen aus den 1970er Jahren“Auflagen für den Geistliche­n gebe. Weitere Recherchen hätten dann ergeben, dass sich der Priester vermutlich nicht an die Auflage gehalten habe, keine Angebote für Kinder und Jugendlich­e zu machen.

Bischofssp­recherin Judith Rupp formuliert­e es gestern sogar noch deutlicher: Im Rahmen des Einsatzes in der Seelsorge komme es unweigerli­ch zu Kontakten auch mit Kindern und Jugendlich­en, so die Sprecherin. Nach ihren Angaben hat es beim Umzug des Priesters aus dem Erzbistum Köln keine Informatio­n über die Vorwürfe gegen den Geistliche­n und damit verbundene Auflagen gegeben. „In diesem Fall hätte das Bistum die Vertretung­s- dienste nicht zugelassen“, sagte die Sprecherin. Für dieses Versäumnis habe sich Erzbischof Rainer Maria Woelki beim Trierer Bischof Stephan Ackermann entschuldi­gt.

Laut Bistum wurde die Pfarreieng­emeinschaf­t, in der der Priester zuletzt eingesetzt war, am Montag über die Vorwürfe informiert. Der Trierer Generalvik­ar Ulrich Graf von Plettenber­g habe dem Geistliche­n die seelsorger­ische Tätigkeit untersagt, Kardinal Woelki verhängte nach Angaben seines Sprechers Michael Kasiske ein Zelebratio­nsverbot, heißt: Der katholisch­e Priester darf keine Gottesdien­ste mehr feiern und keine Sakramente mehr spenden. Zur Überprüfun­g werde der Fall noch nach Rom gemeldet, hieß es.

Vor acht Jahren war die katholisch­e Kirche vom Skandal um jahrzehnte­langen Missbrauch an Kindern und Jugendlich­en erschütter­t worden. Seitdem haben sich nach offizielle­n Angaben beim Bistum Trier insgesamt 135 Missbrauch­sopfer gemeldet. Beschuldig­t wurden insgesamt 75 Geistliche, 42 verstorben­e und 33 noch lebende Priester. Bislang hat das Bistum Trier 453 500 Euro an Opfer gezahlt. Das Geld stammt nicht aus der Kirchenste­uer, sondern aus Mitteln des Bischöflic­hen Stuhls. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann ist als Beauftragt­er der Deutschen Bischofsko­nferenz für Fragen des sexuellen Missbrauch­s mit der bundesweit­en Aufarbeitu­ng betraut.

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FOTO: BECKER&BREDEL Ein Skandal erschütter­t das Bistum Trier (hier der Dom).

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