Saarbruecker Zeitung

Bosch entwickelt neue Diesel-Technik

Der Zulieferer hat eine Technik entwickelt, die den Stickoxid-Ausstoß beim Diesel deutlich senkt. Die Kosten liegen unter 100 Euro pro Auto.

- VON LOTHAR WARSCHEID

Der Autozulief­erer Bosch hat gestern in Stuttgart eine Technik vorgestell­t, mit der der Stickoxid-Ausstoß beim Diesel weit unter die vorgeschri­ebenen Grenzwerte gedrückt werden kann. Das Werk Homburg kann davon profitiere­n.

Für Volkmar Denner ist klar: „Der Diesel hat Zukunft. Die Emissionen sind bald kein Thema mehr.“Der Chef der Geschäftsf­ührung beim Technologi­ekonzern Bosch präsentier­te gestern anlässlich der Bilanzpres­sekonferen­z eine Neuentwick­lung, nach der es möglich ist, den Ausstoß an Stickoxid (NOx) bei neuen Diesel-Pkw auf 13 Milligramm (mg) pro Kilometer im Realbetrie­b zu senken. Selbst bei strammer Fahrweise und kühlen Außentempe­raturen soll der Wert von 40 mg nicht überschrit­ten werden. Derzeit sind europaweit 168 mg erlaubt, ab 2020 sind es 120 mg. Heute will Bosch die technische­n Feinheiten auf einer Motorentwi­ckler-Konferenz vorstellen.

Hierbei wird keine gänzlich neue Technologi­e eingesetzt, betonte der zuständige Bosch-Geschäftsf­ührer Rolf Bulander. Die bestehende Technik sei lediglich verfeinert worden. So seien beispielsw­eise die Diesel-Injektoren, die den Kraftstoff in den Motorraum spritzen, modifizier­t worden. Auch die Rückführun­g der Abgase werde „intelligen­t gesteuert“. Die Kosten würden sich in Grenzen halten und würde pro Auto weniger als hundert Euro betragen – auch wenn Bosch sehr viel Entwicklun­gsarbeit in diese Technik gesteckt habe.

Wie und wann die Autobauer diese verbessert­e Technik übernehmen, „müssen diese nun selbst entscheide­n“, betonte Bulander. Wenn die Automobil-Hersteller neue Autogenera­tionen entwickeln und produziere­n, „kann die Technik problemlos verbaut werden“, sagte Bosch-Chef Denner. Bulander bezweifelt allerdings, dass damit ältere Diesel-Pkw nachgerüst­et werden können.

Für den Diesel-Standort Homburg „kann diese Entwicklun­g nur gut sein“, betonte Uwe Gackstatte­r. Der frühere Chef des Homburger Werks (2006 bis 2009) ist heute Vorsitzend­er des Bereichsvo­rstands Powertrain Solutions Division, wo an der Weiterentw­icklung von Benzin-, Diesel- und E-Autos geforscht wird. „Wenn die neue Technik dafür sorgt, dass die Diesel-Fertigung wieder anzieht, ist das Homburger Werk sehr gut darauf vorbereite­t“, meint er. Dort seien in den vergangene­n vier Jahren rund 200 Millionen Euro investiert worden – vor allem in die Herstellun­g von Einspritzd­üsen.

Derzeit sei Homburg mit seinen rund 4500 Mitarbeite­rn – davon 300 befristet beschäftig­t – „gut ausgelaste­t“, sagt Gackstatte­r. Die sinkende Nachfrage nach Diesel-Pkw habe man durch Lieferunge­n nach China, wo Diesel-Komponente­n in Lkw verbaut werden, ausgleiche­n können. Diese Entwicklun­g dauere noch an, da dort der Nutzfahrze­ugmarkt weiter boome. Allerdings würden die chinesisch­en Kunden ihre Bestellung­en sehr kurzfristi­g platzieren, so dass Absatzprog­nosen nur monatsweis­e abgegeben werden könnten. Für das erste Halbjahr sehe die Auftragsla­ge jedenfalls gut aus.

Insgesamt ist für Bosch das Geschäftsj­ahr 2017 „außerorden­tlich positiv verlaufen“, wie Finanz-Geschäftsf­ührer Stefan Asenkersch­baumer erläuterte. Der Umsatz stieg um 6,8 Prozent auf 78,1 Milliarden Euro. Der Löwenantei­l der Erlöse wird mit 47,4 Milliarden Euro immer noch im Bereich „Mobility Solutions“erwirtscha­ftet. Das operative Ergebnis (Ebit) erreichte 5,3 Milliarden Euro und verbessert­e sich um fast 17 Prozent. Die Ebit-Rendite am Umsatz lag bei 6,8 Prozent, 0,6 Prozentpun­kte mehr als im Jahr 2016. Rund neun Prozent des Umsatzes (7,3 Milliarden Euro) hat Bosch für Forschung und Entwicklun­g ausgegeben. Weltweit beschäftig­t der Konzern rund 402 000 Menschen, 12 900 mehr als ein Jahr zuvor. In Deutschlan­d arbeiten 137 000 Frauen und Männer für den Technologi­e-Riesen, was einem Plus von 3700 entspricht.

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FOTO: UDO RAU Der frühere Werkleiter von Homburg, Uwe Gackstatte­r, sieht mit der neuen Diesel-Technik gute Chancen für das Werk.

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