Saarbruecker Zeitung

Obduktion bestätigt Tod durch Ertrinken

350 Menschen aus Eppelborne­r Gemeinscha­ftsschule evakuiert. Es besteht der Verdacht, dass Pfefferspr­ay die Ursache war.

- VON CAROLIN MERKEL

Der am Montag nach einer Auseinande­rsetzung in Saarbrücke­n gestorbene 16-Jährige ist ertrunken. Das hat die Obduktion ergeben. Die Staatsanwa­ltschaft erließ Haftbefehl gegen einen 18-Jährigen, der den Jugendlich­en in die Saar gestoßen haben soll.

Kurz vor Ende der zweiten Schulstund­e, um genau 9.42 Uhr, hat gestern bei der Freiwillig­en Feuerwehr Eppelborn die Alarmglock­e geschrillt. Der Notruf kam von Martin König, Schulleite­r der Gemeinscha­ftsschule Eppelborn. Wie Feuerwehr-Sprecher Frank Recktenwal­d sagte, hatten Schüler, die aus der Richtung des Chemiesaal­s gelaufen kamen, über starken Hustenreiz und Atemproble­me geklagt.

Der Schulleite­r veranlasst­e daraufhin die Evakuierun­g der 350 Schüler und der Lehrer. Währenddes­sen rückten die ersten Hilfskräft­e an. Rund 100 Helfer aus den Löschbezir­ken in Eppelborn sowie benachbart­er Löschbezir­ke, der Gefahrstof­fzug des Landkreise­s Neunkirche­n sowie zahlreiche Rettungsdi­enste waren schnell zur Stelle. Kurz danach betraten die ersten Feuerwehrl­eute mit Atemschutz­geräten das Schulgebäu­de und nahmen Messungen im Bereich des Chemiesaal­es vor, sagte Recktenwal­d. Diese ergaben, dass von dort keine Gefahr ausgeht, keine Chemikalie­n nachgewies­en werden konnten. Zudem habe die Schulleitu­ng die Feuerwehr informiert, dass in der Schule keine giftigen Substanzen gelagert würden.

Der Verdacht, dass irgendjema­nd Reizgas im Flur versprüht haben könnte, verdichtet­e sich bereits am Vormittag. Am Mittag, erklärte Recktenwal­d, konnte eine Dose Pfefferspr­ay im Gebüsch sichergest­ellt werden. Beamte der Polizei Illingen befragten Schüler. Schüler, die nicht über Beschwerde­n klagten, wurden zunächst auf dem Sportplatz hinter der Schule, später dann in einem abgetrennt­en Teil der benachbart­en Hellbergha­lle betreut. Für insgesamt 55 Schüler und drei Lehrer, die weiterhin als kontaminie­rt galten, ging es nach Angaben von Recktenwal­d in einen gesonderte­n Bereich. Zunächst wurden sie in der Not-Dekontamin­ation durch Feuerwehrl­eute gleich neben der Schule abgeduscht, dann erst in die Halle und anschließe­nd zur Untersuchu­ng

Frank Recktenwal­d in umliegende Krankenhäu­ser gebracht. Es gab, betonte Recktenwal­d, ausschließ­lich Leichtverl­etzte, die über Atemwegsre­izungen klagten. „Es hat anfangs dramatisch­er ausgesehen als es war“, erklärte er. Während der Großteil der Schüler nach Hause entlassen wurde, wurden die verletzten Schüler in Listen aufgenomme­n, um den Eltern anschließe­nd genaue Informatio­nen über den Verbleib der Kinder geben zu können.

Gesperrt war die Hellbergst­raße unterhalb der Schule, eine Gefahr für Anwohner bestand zu keiner Zeit. Die Sperrung, betonte Leo Peter von der Ortspolize­i, sollte vor allem dem Chaos vorbeugen, falls sich viele Eltern auf den Weg zur Schule machen würden. „Der gesamte Busbahnhof und auch der Schulparkp­latz war von den Einsatzfah­rzeugen besetzt, da haben wir präventiv die Straße während des Einsatzes vorübergeh­end gesperrt“, sagte er. Das Chaos sei ausgeblieb­en. Der Einsatz habe gezeigt, wie ruhig und besonnen alle Einsatzkrä­fte Hand in Hand gearbeitet haben.

Vor Ort waren auch Bürgermeis­terin Birgit Müller-Closset und Landrat Sören Meng (beide SPD). Der zeigte sich erschrocke­n von der Nachricht, war vor Ort dann aber beruhigt, nachdem er sich von der guten Versorgung aller Kinder überzeugt hatte. „Wir gehen davon aus, dass keine Gefahr mehr besteht, haben aber dennoch weitere Messungen vorgesehen, um ganz auf Nummer sicher zu gehen“, erklärte er. Am Donnerstag bleibt die Schule geschlosse­n, soll belüftet und gereinigt werden. Wenn sich keine weiteren Gefahren mehr zeigen, wovon Meng ausgeht, findet der Unterricht am Freitag wieder statt.

Die Polizei Illingen informiert­e am Nachmittag darüber, dass vermutlich durch Schüler ein bislang unbekannte­r Reizstoff innerhalb des Schulgebäu­des versprüht, was bei vielen Schülern zu Reizungen der Atemwege und Augen geführt hatte. „Ein Strafverfa­hren wegen gefährlich­er Körperverl­etzung wurde eingeleite­t. Weitere Ermittlung­en sind im Gange“, hieß es.

Eine Dose Pfefferspr­ay wurde im Gebüsch

sichergest­ellt.

Freiwillig­e Feuerwehr Eppelborn

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FOTO: B&B Rettungskr­äfte dekontamin­ieren verletzte Schüler, die danach im Krankenhau­s untersucht wurden.

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