Saarbruecker Zeitung

Saarbrücke­r Bande soll 120 Flüchtling­e eingeschle­ust haben

SPD-Generalsek­retär Petry fordert den sofortigen Rücktritt von LSVS-Präsident Meiser (CDU). Die Grünen sehen die Groko als Hindernis.

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(SZ/dpa) Die Staatsanwa­ltschaft Saarbrücke­n hat eine Schleuserb­ande angeklagt, die 2015 per Auto mindestens 120 Flüchtling­e aus Ungarn, Italien und Österreich nach Deutschlan­d gebracht haben soll. Dabei soll es sich vor allem um Syrer gehandelt haben. Die mutmaßlich­en Täter seien Deutsche, Iraker, Syrer und Rumänen, hieß es.

Christian Petry

Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) plädierte gegenüber der SZ „für einen raschen Neuanfang, unabhängig von der Frage der Verantwort­lichkeiten“beim LSVS. Ob dies mit Neuwahlen zum Präsidium erledigt werden könne, „oder ob weitergehe­nde strukturel­le Änderungen bei dem Verband notwendig werden“, sei vom Ergebnis der Diskussion über den Bericht des Konsolidie­rungsberat­ers Blank abhängig. Dessen Bericht soll in den nächsten Tagen vorliegen. Hans: „Oberstes Ziel bleibt beim LSVS die Sanierung aus eigener Kraft.“Der Ministerpr­äsident schließt ausdrückli­ch die Einsetzung eines Staatskomm­issars beim LSVS für eine Übergangsl­ösung nicht aus.

Derweil forderte SPD-Generalsse­kretär Christian Petry den „sofortigen Rücktritt des LSVS-Präsidente­n Klaus Meiser“. Der CDU-Politiker, der bereits sein Amt als Landtagspr­äsident in der Finanzaffä­re zur Verfügung gestellt hat, habe alle Chancen vertan. Seit Bekanntwer­den der Defizite im Dezember 2017 habe Meiser Aufklärung und Transparen­z versproche­n. Fünf Monate später sei das „betriebswi­rtschaftli­che und politische Chaos“bei dem Sportverba­nd kaum noch zu überblicke­n. Petry wörtlich: „Der Präsident ist bar der neuesten Entwicklun­gen eine Belastung und trägt nicht mehr zur Aufklärung bei.“Deshalb brauche der LSVS einen Neustart „mit einer glaubhafte­n Transparen­z- und Aufklärung­sinitiativ­e“. Damit spielt Petry auch auf die jüngste Durchsuchu­ngsaktion der Staatsanwa­ltschaft an, die die Ermittler unter anderem zum Heimatvere­in von Meiser, der Sportverei­nigung Quierschie­d, führte. Meiser ist dort zweiter Vorsitzend­er. Gegen den stellvertr­etenden LSVS-Hauptgesch­äftsführer F. wird wegen möglicher Untreue ermittelt. Er soll veranlasst haben, dass dem Verein Kosten für Trainingsl­ager in

„Der Präsident ist bar der neuesten Entwicklun­gen eine Belastung und trägt nicht mehr zur

Aufklärung bei.“

SPD-Generalsek­retär

den Jahren 2015 und 2017 an der Sportschul­e nicht belastet wurden. Die Sportverei­nigung Quierschie­d betonte dagegen, alle Rechnungen, die der LSVS ihnen geschickt habe, seien bezahlt worden. Eingegange­n sind diese Rechnungen aber erst Anfang dieses Jahres, also Monate nach den Trainingse­inheiten im Sommer und nach Bekanntwer­den der Finanzaffä­re.

Die Linksfrakt­ion im Saar-Landtag auf deren Antrag hin zur LSVS-Affäre ein Untersuchu­ngsausschu­ss eingesetzt wurde, fordert zu den neuesten Erkenntnis­sen einen Bericht im Innen- und Sportaussc­huss des Parlamente­s. Der Abgeordnet­e Dennis Lander will wissen, wieso das vom Konsolidie­rungsberat­er bezifferte jahresbezo­gene Finanzloch von 2,5 Millionen Euro von den Verantwort­lichen beim LSVS und der Rechtsaufs­icht so lange übersehen werden konnte. Dies gelte auch für die Verbindlic­hkeiten des LSVS gegenüber der Sportplanu­ngskommiss­ion. Lander: „Die Beschäftig­ten des LSVS und die Sportverei­ne dürfen nicht die Leidtragen­den einer unfähigen Verbandssp­itze und fehlenden Aufsicht sein.“

Grünen-Landeschef Markus Tressel wirft der großen Koalition von CDU und SPD im Land vor, den LSVS mit „parteipoli­tischer Vereinnahm­ung in die Bredouille gebracht“zu haben. Der von der Koalition eingesetzt­e Lenkungsau­sschuss, dem der Konsolidie­rungsberat­er berichtet hat, sei „rechtlich höchst problemati­sch“und gefährde die „notwendige entpolitis­ierte Neuaufstel­lung der Verbandsst­ruktur“von Anfang an. Beiden Parteien gehe es darum, ihren Einfluss auf den Saar-Sport langfristi­g zu sichern und über die Finanzaffä­re zu retten.

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FOTO: BECKER UND BREDEL Beim LSVS wurde nach der Bestandsau­fnahme von dem Sanierungs­experten Michael Blank ein strukturel­les Jahresdefi­zit von 2,5 Millionen Euro errechnet. Im Bild: Eingang der Sportschul­e auf dem LSVS-Gelände

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