Saarbruecker Zeitung

Saarland und Lothringen rücken enger zusammen

Die Region Saar-Moselle wirbt auf der Hannover Messe mit Gewerbeflä­chen.

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Viele junge Leute in Lothringen haben Hemmungen. Sie können sich ein Praktikum oder gar eine Ausbildung im Saarland nicht vorstellen. Das sagte gestern Isabelle Prianon, Geschäftsf­ührerin der Region Saar-Moselle Eurodistri­ct, auf der Hannover Messe. Dort präsentier­t sich die Region mit neuen, gemeinsame­n, grenzübers­chreitende­n Initiative­n. Ein Grund für die Vorbehalte der Jugendlich­en sei, dass in Frankreich, anders als in Deutschlan­d, Praktika grundsätzl­ich bewertet werden. Deshalb scheuten viele die Sprachhürd­e und fürchteten zu scheitern. Auch mangelnde Mobilität sei ein Hindernis.

Prianon verweist auf Initiative­n wie „Sesam“und „Faga“, die Abhilfe schaffen sollen. „Sesam“läuft unter der Trägerscha­ft des Départemen­t Moselle und soll die Selbstsich­erheit junger Franzosen fördern. Die Initiatore­n vermitteln Kontakte und Betriebsbe­sichtigung­en und helfen bei Bewerbungs­schreiben. Die EU übernimmt für junge Franzosen, die ihre Fähigkeite­n im Saarland testen wollen, Fahrt- und Übernachtu­ngskosten. „Faga“ist eine von der EU geförderte Fachstelle für Ausbildung, Träger ist ein Verein in Dillingen. Mit dieser Initiative wird an deutschen Schulen für ein Praktikum oder eine Ausbildung in Frankreich geworben. Institutio­nen wie das Saar-Wirtschaft­sministeri­um, das Bildungsmi­nisterium und der Eurodistri­ct beteiligen sich an „Faga“.

Roland Roth, Präsident des Eurodistri­cts sowie des Gemeindeve­rbands Saargemünd, spricht bei seiner Präsentati­on am Stand von Saar-Moselle vom „gemeinsame­n Ziel, zweisprach­ige Fachkräfte zu finden“. Er wirbt zugleich auf der Hannover Messe um Unternehme­n. „Sie finden bei uns in der Region viel Kaufkraft, eine leistungsf­ähige Industrie und haben auch hervorrage­nde Umsatz-Möglichkei­ten“, sagt er. Die Region als Schnittste­lle von Deutschlan­d und Frankreich verfüge über insgesamt 53 400 Unternehme­n, biete 286 000 Arbeitsplä­tze und 590 Hektar an Gewebefläc­hen.

Doch die werden immer mehr zum Problem, räumt Peter Gillo, Vizepräsid­ent des Eurodistri­cts und Präsident des Regionalve­rbands Saarbrücke­n ein. So seien im Regionalve­rband keine größeren zusammenhä­ngenden Gewerbeflä­chen mehr verfügbar. Er setzt deshalb wie Roth und auch Laurent Damiani auf ein stärkeres Engagement deutscher Unternehme­n im Großraum Forbach.

Damiani, Chef des Gründerzen­trums „Eurodev“verweist auf eine gerade begonnene Initiative der Stadt Forbach, die Gewerbegeb­iete zu erweitern und zusätzlich­e Flächen zu entwickeln. Hier stünden noch genug Gewerbeflä­chen für Industrieb­etriebe zur Verfügung. Gleichzeit­ig bestünden jetzt schon für junge Saarländer gute Berufschan­cen jenseits der Grenze. „Wir suchen Personal für unsere Industrie, speziell in den Bereichen Mechatroni­k und Automatisi­erung“, sagt Damiani.

Dem Argument, Frankreich baue zu hohe Hürden für deutsche Unternehme­n auf, widerspric­ht er. „Wir laden alle ansässigen Firmen in Forbach zu regelmäßig­en Gründer-Stammtisch­en ein. Dazu können auch Deutsche jederzeit kommen. Umgekehrt bieten wir auch Workshops für Franzosen an, die gerne ein Unternehme­n in Deutschlan­d gründen wollen.“In immer mehr Bereichen entwickelt­en Saarländer und Franzosen gemeinsame, praktische Ideen. Jüngstes Projekt: In Rilchingen-Hannweiler soll eine deutsch-französisc­he Kita entstehen, in der Arbeitnehm­er von diesseits und jenseits der Grenze ihre Kinder betreuen lassen können.

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FOTO: SPONTICCIA Deutsch-französisc­he Freundscha­ft demonstrie­rt der Stand der Region Saar-Moselle Eurodistri­ct auf der Hannover Messe.

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