Saarbruecker Zeitung

Dokumentar-Film über Atommüllag­er Bure wird in Trier gezeigt

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Vor sechs Jahren betrat Sébastien Bonetti zum ersten Mal das „Maison de la résistance“(deutsch: Haus des Widerstand­s) im beschaulic­hen lothringis­chen Bure. In diesem Dorf will Frankreich seinen Atommüll begraben. Das Haus des Widerstand­s ist zum Treffpunkt der Projektgeg­ner geworden. „Ich habe dort für einen Artikel über die Atomenergi­e in Frankreich recherchie­rt“, erzählt der Journalist. „Doch was ich im Haus erlebt habe, hat mich fasziniert. Das ging nicht um eine stumpfe Opposition, eine reine Gegen-Haltung, sondern um ernstzuneh­mende Alternativ­en für unsere Gesellscha­ft.“Und so kam Bonetti auf die Idee, mit seinem Bruder zusammen, einen Film über das Atomendlag­erprojekt in Bure und den Widerstand dagegen zu drehen. In Frankreich wurde die 52-minütige Dokumentat­ion „A Bure pour l’éternité“(deutsch: In Bure für die Ewigkeit) bereits hunderte Mal ausgestrah­lt. Heute hat der Film in Trier Deutschlan­dpremiere.

Er erzählt die Entstehung­sgeschicht­e des Atommüllen­dlagerproj­ektes aus der Sicht der Gegner. Wie zum Beispiel Jean-Pierre Remmelé, Bürgermeis­ter eines angrenzend­en Dorfs, der im Film erklärt, warum er von Anfang an skeptisch war: „Es war das erste Mal, dass sich ein Unternehme­n in der Gegend niederlass­en wollte und dabei Geldkoffer mitbrachte. Normalerwe­ise läuft es eher umgekehrt. Um eine Firma hierher zu locken, muss die Gemeinde oft ein Grundstück zur Verfügung stellen und noch viel mehr.“Mit dem Unternehme­n ist die Andra gemeint, die französisc­he Atommüllbe­hörde, die die Gegend um Bure, mit einer niedrigen Bevölkerun­gsdichte, ausgesucht hat, um hochradioa­ktive Abfälle zu begraben. Vertreter der Betreiberf­irma Andra kommen im Film nicht zu Wort. Regisseur Bonetti verteidigt­e die einseitige Perspektiv­e. „Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftig­t habe, um so eklatanter erschienen mir die Ungleichhe­iten zwischen den Pro- und Kontra-Lagern“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. „Der Andra stehen unzählige Möglichkei­ten der Öffentlich­keitsarbei­t zur Verfügung. Ich wollte ihr nicht eine zusätzlich­e Plattform bieten, während sich die Projektgeg­ner schon jetzt weniger Gehör verschaffe­n können.“

Immer mehr Menschen aus ganz Frankreich ziehen nach Bure ins Haus des Widerstand­s. Manche gehen wieder, manche bleiben. In der Dokumentat­ion erzählen sie von ihrer Ablehnung der Kernkraft, aber vor allem von ihrer Vision einer anderen Gesellscha­ftsform, die wieder die Individuen statt die Profite in den Vordergrun­d bringt. Doch eines wird im Laufe des Filmes sehr deutlich – die Zuspitzung des Konfliktes. Die Strafen für unerlaubte Aktionen der Gegner werden immer strenger, die Bewohner im Haus des Widerstand­s dagegen immer eifriger. So auch Bonettis Einschätzu­ng: Bure hat sich inzwischen zu einem Symbol für einen gesamtgese­llschaftli­chen Kulturkamp­f gemausert.

„ A Bure pour l’éternité“(mit deutschen Untertitel­n) wird am heutigen Donnerstag, 26. April, 19.30 Uhr am Broadway-Filmtheate­r in Trier gezeigt. Regisseur Bonetti ist zu Gast bei der Vorstellun­g.

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FOTO: DEMAIL/ANDRA Im unterirdis­chen Labor der Andra wird das Atommüllen­dlager von Bure entwickelt.

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