Gewerkschaft geht bei Halberg Guss aufs Ganze
Bei der Neuen Halberg Guss droht eine Tragödie. Die Gefahr ist groß, dass die mehr als 1500 Beschäftigten in Saarbrücken ihren Arbeitsplatz verlieren. Nicht etwa, weil die Motorblöcke eine schlechte Qualität hätten oder die Fertigung im Vergleich zur Konkurrenz übermäßig teuer wäre. Die Sanierung der vergangenen Jahre hat durchaus Erfolge gebracht. Ein böses Omen war die überraschende Übernahme durch die Prevent-Gruppe der bosnischen Investorenfamilie Hastor. Ausgerechnet der Zulieferer, der seit Jahren mit VW über Kreuz liegt, verleibt sich eine Gießerei ein, die in hohem Maße von Aufträgen des Wolfsburger Autokonzerns abhängig ist.
Von Anfang an verdächtigten Beobachter Prevent, die Neue Halberg Guss als Spielstein im großen Streit mit Volkswagen zu benutzen. Vergangene Woche hat das Drama begonnen: mit Unterbrechung von Lieferungen an Volkswagen, ähnlich wie im Sommer 2016, als Prevent-Töchter mit Lieferstopps Bänder in VW-Werken stilllegten. Offenbar hatte Prevent zuvor Preise massiv erhöht, ein Preiskampf tobt. Wenn jetzt auch noch Forderungen aus den anderen Streitigkeiten an die Neue Halberg Guss übertragen werden sollten, wie Gerüchte besagen, droht ein Erpressungs-Szenario. Prevent könnte die Abhängigkeit des VW-Konzerns von den Motorblöcken der Neuen Halberg Guss nutzen, um Geld herauszuholen und einen Schlag im Machtkampf zu setzen.
Manche mögen das Vorgehen von Prevent gar nicht so negativ sehen, sondern als berechtigten Aufstand gegen Knebelverträge von Volkswagen werten. Ob Prevent nun ein Held des Widerstands oder ein skrupelloser Erpresser ist, macht für die Mitarbeiter der Gießerei keinen Unterschied. Es erscheint undenkbar, dass Prevent und VW Frieden schließen und die Neue Halberg Guss von dem Autokonzern die so dringend gebrauchten langfristigen Aufträge bekommt. Vergessen darf man nicht, dass Prevent auch mit Daimler streitet, ein weiterer wichtiger Kunde der Gießerei. Wenn schlimmstenfalls beide Großkunden wegbrechen, kann der Standort Leipzig die verbleibenden Aufträge allein abarbeiten. Die Neue Halberg Guss in Saarbrücken wäre am Ende.
Eine Hoffnung bleibt noch für die bangende Belegschaft: dass der Prevent-Eigner, die Hastor-Familie, den Spielstein Neue Halberg Guss wieder aus der Hand gibt. Eine Rettung ist nur ohne Prevent denkbar. Denn VW lehnt offenbar eine weitere Zusammenarbeit mit dem lästigen Gegner ab und hat Lieferbeziehungen zu Prevent-Töchtern nach und nach gekündigt. Ein erneuter Verkauf der Neuen Halberg Guss ist alles andere als ein Selbstläufer. Vorstellbar ist das nur, wenn der Auto-Riese die Rettung des kleinen Zulieferers im Saarland wirklich will. Volkswagen müsste Prevent wohl mit Geld zum Verkauf bewegen und einen neuen Investor mit ausreichend Aufträgen ködern. Viel Zeit bleibt nicht mehr für einen Eigentümer-Wechsel. Denn Volkswagen wird sicherlich bereits Ersatzlieferanten suchen. Sind sie gefunden, ist es für die Neue Halberg Guss zu spät. Dann endet das Drama tragisch: mit dem Aus des Traditionsunternehmens.