Saarbruecker Zeitung

Streit um Kreuz-Pflicht nimmt an Schärfe zu

Die CSU will christlich­e Symbole in allen Behörden Bayerns. Selbst Kirchen erheben Einwände.

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Die Kritik an den Plänen der CSU wächst, Kreuze in den Behörden des Freistaate­s aufzuhänge­n. Neben der Opposition beanstande­n die Kirchen das Vorhaben. Doch die CSU hält daran fest.

(dpa) Trotz lauter Einwände von Kirchen und Opposition hat die CSU ihre Kruzifix-Pläne für bayerische Behörden verteidigt und die Kritiker als Religionsf­einde gegeißelt. „Bei den Kritikern haben wir es mit einer unheiligen Allianz von Religionsf­einden und Selbstverl­eugnern

„Bei den Kritikern haben wir es mit einer

unheiligen Allianz von Religionsf­einden und Selbstverl­eugnern

zu tun.“

Markus Blume

CSU-Generalsek­retär

zu tun“, sagte CSU-Generalsek­retär Markus Blume den Zeitungen des Redaktions­netzwerks Deutschlan­d. „Wer ein Kreuz aufhängt, legt damit ein Bekenntnis ab und muss sich nicht rechtferti­gen.“

Auf Initiative von Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) hatte das bayerische Kabinett am Dienstag beschlosse­n, dass in allen Behördenge­bäuden unter der Verwaltung des Freistaats im Eingangsbe­reich ein Kreuz angebracht werden soll.

„Als junge Christinne­n und Christen sind wir persönlich schockiert und betroffen“, schrieben der Bund der Deutschen Katholisch­en Jugend Bayern (BDKJ) und die Evangelisc­he Jugend Bayern (EJB) gestern in einem gemeinsame­n offenen Brief an die Staatsregi­erung. Das Ursymbol des Christentu­ms werde instrument­alisiert und als Ausgrenzun­gssymbol missbrauch­t. In dem Beschluss des Kabinetts sehen der BDKJ und die EJB eine „theologisc­he Entleerung und Missachtun­g religiöser Sinndeutun­g und Identität“. Beide Verbände sprachen in ihrem Brief von einer politisch-nationalen Vereinnahm­ung.

Auch aus der Bundespoli­tik reißt die Kritik nicht ab. Grünen-Fraktionsc­hefin Katrin Göring-Eckardt sagte der „Mitteldeut­schen Zeitung“: „Das Kreuz ist keine heimelige Wand-Deko.“Die frühere Präses der Synode der Evangelisc­hen Kirche in Deutschlan­d warf Söder vor, das Symbol durch „plumpes Wahlkampfg­etöse“zu missbrauch­en. Dieses Vorgehen sei „beschämend für jede Christin und jeden Christ“.

Nach den Äußerungen von CSU-Generalsek­retär Blume legten Göring-Eckardt und ihr Stellvertr­eter Konstantin von Notz gestern nach: „Jetzt ist die CSU von allen guten Geistern verlassen“, erklärten die beiden Grünen-Politiker. „Da wird der Kreuzzwang von Markus Söder von Kirchenleu­ten, von Christinne­n und Christen, von Nicht- oder Andersgläu­bigen kritisiert und dem Generalsek­retär fällt nichts anderes ein, als noch billigere Beschimpfu­ng?“Die Vorwürfe seien geprägt von „Intoleranz und Kulturchau­vinismus“.

CSU-Generalsek­retär Blume bescheinig­te den Grünen eine „verkehrte Weltsicht“und warf ihnen vor, sie wollten gegen christlich­e Symbole mit Vehemenz vorgehen. „Das ist beschämend, wie man die eigenen Werte so verleugnen kann. Wir sollten kultursens­ibler sein, das heißt sensibel für die eigene Kultur.“

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FOTO: PETER KNEFFEL/DPA In allen Behörden des bayerische­n Staates soll künftig ein Kreuz hängen. Im Eingangsbe­reich der Staatskanz­lei brachte Ministerpr­äsident Markus Söder höchstpers­önlich eines an.

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