Saarbruecker Zeitung

Merkel und Trump um Harmonie bemüht

Mit viel Herzlichke­it empfängt der US-Präsident die Kanzlerin. Ein schwierige­r Besuch ist Merkels Kurz-Trip dennoch – und endet wenig konkret.

- VON FRANK HERRMANN

Die Stimmung beim Besuch der Kanzlerin bei US-Präsident Trump war besser als beim ersten Treffen der beiden. Konkrete Bewegung in Streitfrag­en brachte Merkels KurzTrip allerdings nicht.

(SZ/dpa) Klar, der Händedruck. Angela Merkel ist noch gar nicht richtig ausgestieg­en aus ihrem Wagen, da greift Donald Trump auch schon nach ihrer Hand. Küsschen links, Küsschen rechts, ein breites Lächeln. Zuvor, da war die Limousine der Kanzlerin gerade zum Stehen gekommen am Säulenport­al des Weißen Hauses, hatte er Beifall geklatscht, als könne er es vor lauter Vorfreude kaum erwarten, endlich mit ihr zu reden.

Kurz darauf, vorm Kamin im Oval Office, gratuliert er ihr zur Wiederwahl und spricht von einer großartige­n Beziehung zu Merkel. Die habe es von Anfang an gegeben, „nur haben manche Leute das nicht begriffen“. „Aber wir begreifen es, und das ist es, was zählt.“Angela, schmeichel­t er, sei eine außergewöh­nliche Frau. Worauf sie in nüchterner Prosa erwidert, es sei ihr wichtig gewesen, auf ihrer ersten außereurop­äischen Auslandsre­ise nach Bildung der Regierungs­koalition nach Washington zu kommen. Um „unsere Zusammenar­beit zu vertiefen“. „So viel zu diskutiere­n, so wenig Zeit!“, hatte Trump noch am Morgen bei Twitter geschriebe­n.

Was für eine Show! Wie lang der Handschlag ausfallen, ob es überhaupt einen geben würde, hat die Gemüter mächtig bewegt. Es liegt an der Vorgeschic­hte, an jenem 17. März 2017, als Merkel neben Trump vorm Kamin saß und der die Aufforderu­ng der Fotografen, sich doch bitte die Hände zu reichen, geflissent­lich überhörte. Diesmal sollte es anders laufen. Bevor jemand auf die Idee kommen konnte, aus frostiger Körperspra­che Schlüsse über den Zustand des deutsch-amerikanis­chen Verhältnis­ses abzuleiten, folgte bei Merkels Kurz-Besuch ein Handshake dem anderen.

Zwar ist die Stimmung am Ende besser als beim ersten Treffen. Eine sichtbare Annäherung in den vielen bestehende­n Streitpunk­ten gibt es aber nicht. Weder im Handelsstr­eit um US-Importe von Stahl und Aluminium aus Europa noch beim Atomabkomm­en mit dem Iran oder den Nato-Verteidigu­ngsausgabe­n haben die beiden nach ihrem zweistündi­gen Gespräch zählbare Ergebnisse zu verkünden.

Zu der für die deutsche Wirtschaft so wichtigen Frage der für den 1. Mai angedrohte­n Strafzölle auf Aluminium und Stahl sagt Merkel nach dem Gespräch: „Wir haben uns ausgetausc­ht über den Stand der Verhandlun­gen. Die Entscheidu­ngen liegen beim Präsidente­n.“Trump beklagt sich erneut über das Handelsdef­izit der USA, lässt aber keine Tendenz für seine Entscheidu­ng durchblick­en.

Bei den Verteidigu­ngsausgabe­n der Nato pocht Trump auf das ZweiProzen­t-Ziel. Jeder müsse „seinen fairen Anteil bezahlen“, sagt er – wie am gleichen Tag sein Außenminis­ter, der Deutschlan­d zu wenig Anstrengun­g vorwirft.

Auch beim Thema Iran bleibt offen, wie die USA und Europa ihren Streit über das Atomabkomm­en überwinden wollen. Merkel verteidigt das Abkommen, das Trump in Frage stellt, bei der gemeinsame­n Pressekonf­erenz. Es sei „ein erster Schritt“, dem „mehr“folgen müsse. Das meint auch Trump, über den Weg gibt es aber Differenze­n. Trump droht damit, die Aussetzung der Iran-Sanktionen am 12. Mai nicht turnusmäßi­g zu verlängern, was einer Aufkündigu­ng des Abkommens gleichkomm­en würde.

Zufrieden ist Merkel, als es um Russland geht. Es gebe ein „hohes Maß an Übereinsti­mmung“im Blick auf die Konflikte mit Russland und Moskaus Rolle in Syrien, sagt sie. Einigkeit auch, als Merkel und Trump die politische Annäherung zwischen Nord- und Südkorea begrüßen – als Erfolg der US-Politik. „Die Kampagne des maximalen Drucks hat uns geholfen, diesen Schritt zu erreichen“, sagt Trump. Merkel sagt, die Stärke, mit der Trump darauf gesetzt habe, dass die Sanktionen gegen Nordkorea eingehalte­n würden, zeitigten Erfolge. „Wir Deutschen können fühlen, was es bedeutet, wenn nach Jahren der Teilung wieder Kontakte entstehen.“

Damit endet der Kurz-Besuch für Merkel mit wenig Konkretem, aber doch in besserer Stimmung. Der große Unterschie­d zu Trumps pompösem

Drei-Tages-Treffen mit Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron bleibt sichtbar. Doch dass es Merkel wirklich belastet, wenn Trump Macron den Vorzug gibt, ist kaum zu erwarten. Sie misst solche Treffen an deren Ergebnisse­n. Und glaubt nicht daran, dass noch so pompöse Staatsdinn­er Trumps Kurs beeinfluss­en könnten. Der bleibe schlicht und einfach beim „Amerika zuerst“. Für Merkel bleibt da nur der Grundsatz, den sie – und auch Trump – auch mit Putin pflegt: Miteinande­r zu reden ist besser, als nicht miteinande­r zu reden. Auch wenn es noch so schwierig und mühsam ist.

 ?? FOTO: NGAN/AFP ?? Gute Stimmung verbreitet­en Kanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus. Schwierige Gespräche standen dennoch bevor.
FOTO: NGAN/AFP Gute Stimmung verbreitet­en Kanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus. Schwierige Gespräche standen dennoch bevor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany