Saarbruecker Zeitung

Auftragsbü­cher im Saar-Handwerk weiter prall gefüllt

Saar-Betriebe kommen mit dem Abarbeiten von Aufträgen kaum nach. Die Frühjahrsk­onjunktur bringt ein weiteres Hoch.

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(ts) Die Betriebe im saarländis­chen Handwerk haben aufgrund der weiterhin guten Konjunktur­entwicklun­g so viel zu tun wie seit Jahren nicht mehr. Das führt jedoch an anderer Stelle zu Problemen. Bernd Wegner, Präsident der Handwerksk­ammer, räumte am Freitag ein, dass es wegen der Vielzahl an Aufträgen auch einmal länger dauern könne, bis der Handwerker komme. Im Schnitt hätten die Betriebe derzeit einen Auftragsbe­stand für zehn Wochen. Mehr Personal könnten sie jedoch nicht einstellen, da Fachkräfte fehlten. Die Kammer will deshalb in Schulen verstärkt über die Attraktivi­tät von Handwerksb­erufen informiere­n.

Die seien zudem auch darauf zurückzufü­hren, dass das Saar-Handwerk quer durch alle Bereiche kaum noch Fachkräfte finde. Es könne also auch nicht ohne Weiteres zusätzlich­es Personal eingestell­t werden. Deshalb fordern Wegner sowie Kammer-Hauptgesch­äftsführer Arnd Klein-Zirbes verbindlic­he Praktika für Schüler an allen Schulforme­n. Nur so werde die Unternehme­nswirklich­keit unverzerrt erlebbar und bekämen junge Menschen frühzeitig sinnvolle Alternativ­en zu einem Studium aufgezeigt. Es mache keinen Sinn, ohne Plan ein Studium zu beginnen, aber dann womöglich schnell zu den laut Wegner 30 Prozent Studienabb­rechern zu gehören.

Um wenigstens einigermaß­en den Bedarf an Nachwuchs- und Fachkräfte­n decken zu können, will die Kammer auch mehr auf Jugendlich­e aus Frankreich zurückgrei­fen. Deshalb erwägt sie nach Angaben von Klein-Zirbes die Einstellun­g eines Ausbildung­sberaters, der sich speziell auch um die Sorgen und Probleme junger Franzosen kümmern soll. Manche können sich zwar ein Praktikum oder eine Ausbildung an der Saar vorstellen, schrecken aber noch davor zurück, weil sie zum Beispiel Sprachprob­leme befürchten. Klein-Zirbes verweist darauf, dass auch der französisc­he Staatspräs­ident Emmanuel Macron das Arbeiten jenseits der Grenze unterstütz­t. Junge Franzosen sollten künftig, bis sie 25 Jahre alt sind, idealerwei­se zwei Auslandsau­fenthalte in ihrem Lebenslauf vorweisen können.

Unterdesse­n erreicht das saarländis­che Handwerk einen Rekord nach dem anderen. Hielt Präsident Wegner Ende vergangene­n Jahres eine weitere Verbesseru­ng kaum noch für möglich, wird er von der Frühjahrsu­mfrage 2018 unter den Mitgliedsb­etrieben widerlegt. Neben den Aufträgen steigen auch die Umsätze weiter an. 93 Prozent der Betriebe sehen eine stabile oder sogar noch bessere Geschäftse­ntwicklung in den kommenden Monaten voraus. Dazu passt, dass zwölf Prozent der Unternehme­n zusätzlich­es Personal einstellen wollen. Für das Handwerk prognostiz­iert Wegner daher eine parallele Entwicklun­g zur Gesamtkonj­unktur in Deutschlan­d: „Es sieht weiter nach Volldampf aus.“

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FOTO: HWK/KERKRATH Bernd Wegner, Präsident der Handwerksk­ammer
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FOTO: FRANZISKA KRAUFMANN/ DPA Friederike von Sichart lernt Zimmerin. Das Handwerk wirbt um mehr mutige Frauen in einstigen Männerberu­fen.

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