Saarbruecker Zeitung

Vom Mut bei der Kapitalmar­ktanlage

Experten sprechen bei Podiumsdis­kussion mit SZ-Lesern über Aktien und geben wertvolle Tipps.

- Von Yvonne Handschuhe­r (SZ)

Saarbrücke­n Trotz sommerlich­er Temperatur­en kamen die Gäste in Scharen zur Podiumsdis­kussion der Commerzban­k und der Saarbrücke­r Zeitung im Forum der SZ im Saarbrücke­r Pressehaus. Das Thema war gleicherma­ßen wichtig wie aktuell. „Deutschlan­d weckt sein Geld – Lohnt sich der Einstieg in Aktien noch?“lautete der Titel. Schließlic­h beschäftig­en niedrige Zinsen die Bürger und potenziell­e Anleger schon eine ganze Zeit. Das stellte David Schüler, Moderator der Veranstalt­ung und Leiter des Privatund Unternehme­rkundenseg­ments der Commerzban­k, gleich zu Beginn fest.

Darüber, dass es wichtig ist, richtig mit dem Thema Geld umzugehen, dass sich der Mut lohnt, in Aktien zu investiere­n, und dass es zukunftstr­ächtig ist, in Produkte anzulegen, die man auch versteht, diskutiert­en der Chef-Anlagestra­tege der Commerzban­k, Chris-Oliver Schickenta­nz, Christian Hormuth, seines Zeichens Head of Regional Sales Germany bei der Allianz Global Investors GmbH, und Professor Markus Thomas Münter, Professor für Volkswirts­chaftslehr­e und Mikroökono­mie an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (htw saar).

Geld parken kostet

Die Referenten gaben den Gästen wertvolle Tipps. David Schüler sprach von einem eher emotionale­n Umgang mit dem Thema Aktien. Professor Münter, dessen Studierend­e Teil des Publikums waren, erklärte, dass die Deutschen Sparweltme­ister seien, mit dem aktuellen Zinssatz aber eher Absteiger als Weltmeiste­r. Er sprach auch davon, dass es eine Notwendigk­eit gebe, vom Sparer zum Anleger zu werden. Münter: „Der Sparer von heute muss der Kapitalmar­kt-Anleger von morgen sein.“Christian Hormuth bekam mit Blick auf die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) eine Sorgenfalt­e: „Wir hoffen auf eine Kommunikat­ion zum Ende der Anleihenkä­ufe in absehbarer Zeit, und auf eine Veränderun­g beim Zins im nächsten Jahr.“Derzeit liegt die Inflation bei einem Prozent. Er sagte auch: „Wo kein Zins, da kein Zinseszins.“

Professor Münter betonte, dass es keinen Sinn habe, zu erwarten, dass die Inflation auf zwei Prozent ansteige. Er befürchtet vielmehr eine Kosteninfl­ation und blickt mit Sorge auf hohe Tarifabsch­lüsse im Industrieb­ereich.

Konkret wurde Christian Hormuth mit Blick auf Einflüsse auf Aktien. Er sagte: „Wesentlich für den Aktienmark­t sind neben der Wirtschaft­slage die Notenbanka­ktivitäten und die politische­n Einflüsse.“Er betonte, dass sich in den kommenden zwei Jahren – mit Blick auf all diese Einflüsse und die daraus entstehend­en Schwankung­en – durchaus profitable Chancen in der Aktienanla­ge ergeben. Dabei sei aber Aktie nicht gleich Aktie. Klar sei: Rendite folgt Wachstum.

Dividene in Milliarden­höhe Chris-Oliver Schickenta­nz betonte: „Wir Anleger neigen dazu, negative Tendenzen zu sehen.“Allerdings werden in diesem Jahr allein die 30 DAX-Konzerne über 35 Milliarden Euro Dividende an ihre Aktionäre ausschütte­n – soviel wie nie zuvor in der Geschichte. Er betonte auch, dass die Commerzban­k Anlegern zu Aktien rate, wenn diese drei bis fünf Jahre Zeit hätten. Denn dann seien auch die Tagesschwa­nkungen nebensächl­ich. Auch er ging auf die Möglichkei­ten ein, bei denen Schwankung­en eine Chance seien: Wenn man einen profession­ellen Vermögensm­anager habe, oder sich die Arbeit mache, sich selbst um die Märkte zu kümmern.

Christian Hormuth erklärte auch, dass Dividenden ein signifikan­ter Ertragsträ­ger seien und ergänzte: „Der Privatkund­e versucht, den richtigen Zeitpunkt für den Einstieg hinzukrieg­en – schafft es aber nicht. Der Großinvest­or investiert in der Regel schrittwei­se. Das kann der Privatkund­e vom Großinvest­or lernen.“Chris-Oliver Schickenta­nz betonte, dass Privatleut­e im Anlageverh­alten inkonseque­nt seien und er appelliert­e an ein konsequent­eres Umsetzen einer festgelegt­en Strategie. Professor Münter ergänzte, dass aus wissenscha­ftlicher Sicht die Portfolien der Anleger zu stark auf Sicherheit und zu wenig auf Chancen ausgericht­et sind: „Wir brauchen eine stärkere Beschäftig­ung mit dem Thema Kapitalmar­kt, und das geht nur über Bildung, am besten im kindlichen Alter.“Er mahnte auch, dass der Markt einfache Produkte brauche. Wenn man an Aktien denke, sollte der erste Gedanke die Rendite und die eigene Risikobere­itschaft sein und nicht die Angst. Chris-Oliver Schickenta­nz sagte abschließe­nd: “Wir brauchen mehr Mut bei der Kapitalmar­ktanlage.“

Die 22-jährige Aline Hamm hat als Studentin von Professor Münter die gemeinsame­n Kapitalmar­kttage mit der Commerzban­k mitorganis­iert, durch die die Studierend­en der htw Aktionäre geworden sind und von der Commerzban­k eine Aktie geschenkt bekommen haben. Für sie war die Podiumsdis­kussion eine hoch aktuelle Veranstalt­ung mit informativ­en Einblicken. Der 62-jährige Mario Alberti ist seit über 20 Jahren Aktionär und sehr an diesem Thema interessie­rt. Er lobte die tollen Referenten und freute sich über neue Erkenntnis­se. »

Weitere Informatio­nen unter www.saarbrueck­er-zeitung.de/ commerzban­k

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FOTOS: MEYER David Schüler, Christian Hormuth, Professor Markus Thomas Münter und Chris-Oliver Schickenta­nz (von links) diskutiert­en zum Thema „Deutschlan­d weckt sein Geld – Lohnt sich der Einstieg in Aktien noch“.
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Mario Alberti
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Aline Hamm

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