Saarbruecker Zeitung

Mit dem Theatersch­iff auf Reise in die Bergbau-Vergangenh­eit

„Expedition B“heißt ein zweiteilig­es Kunstproje­kt aus Rauminstal­lation unter Deck und Performanc­e an Land zum Ende des Bergbaus. In Ensdorf war Premiere.

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Tänzerinne­n und Tänzer aus Berlin, wie sie die letzte Schicht interpreti­eren. In Loren wurden sie herbeigefa­hren, Choreograp­h Ruben Reniers sprang selbst kurzfristi­g für einen verletzten Tänzer ein. Für „Sehnsucht nach Licht“hatte er über Bergbau im Internet recherchie­rt.

Einigen der anwesenden Bergleuten war der tänzerisch­e Ausdruck, den er für die Härte der Arbeit, die sich wiederhole­nden Tätigkeite­n, den Zusammenha­lt der Bergleute und die Enge der Stollen fand, allerdings zu abstrakt und lebensfern. Nüchtern befand ein ehemaliger Revierstei­ger, „Der Bergmann empfand es nicht als Enge, sondern als den Raum, der ihm zur Verfügung stand, um seiner Arbeit nachzugehe­n.“Das vermeintli­che „Herumirren“mit Grubenlamp­en gegen Ende der Vorführung, sagt Reniers, sei straff choreograp­hiert und soll auch ein Ausleuchte­n der zahllosen unter der Erde verlaufend­en Grubengäng­e symbolisie­ren. Reniers Botschaft ist auch, dass der Schmelztie­gel Zeche, in dem das Zusammenar­beiten vieler Nationen funktionie­rte, zukunftswe­isend sei, unabdingba­r würde es auch über Tage internatio­nal weitergehe­n.

Wollie Kaiser und Stefan Scheib verbanden Bergmannsg­esänge stimmungsv­oll mit eigenen Kompositio­nen, die Musiker des „InZeit-Ensembles“spielten in einem Förderkorb, „Percussion under constructi­on“, das Percussion-Ensemble des vom Staatsthea­ters wirkte ebenfalls mit. Als am Ende ein Bergmanns-Kittel zusammenge­legt wird, ist das ein stilles, aber starkes Bild für das Ende des Bergbaus.

Auf dem Theatersch­iff, das am 10. Mai in Duisburg anlegt und dann über Mülheim, Oberhausen, Recklingha­usen und Herne bis in den Ruhrpott fährt, wird die audiovisue­lle Rauminstal­lation „Unter Tage, unter Deck“gezeigt. Die Künstler François und Florian Schwamborn haben die stählernen Wände des Frachtraum­s als Klang- und Bildraum gestaltet, der den Bergbau mit Hilfe von Projektion­en und Toneinspie­lungen erfahrbar macht. Diese Installati­on unter Deck war ebenfalls am Samstag erstmals zu sehen – am Saarbrücke­r Willi-Graf-Ufer.

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FOTO: ASTRID KARGER Tänzer in Loren bei der Premiere auf dem RAG-Gelände in Ensdorf.

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