Saarbruecker Zeitung

Der „Scholzomat“lässt grüßen

Finanzmini­ster Olaf Scholz verteidigt seinen Haushalt gegen alle Kritik. Die kommt nicht nur von der Union, sondern auch aus den eigenen Reihen.

- VON STEFAN VETTER

In seiner früheren Zeit als SPD-Generalsek­retär wurde er schon als „Scholzomat“verspottet. Nun ist Olaf Scholz offenbar gewillt, sich dieses wenig schmeichel­hafte Prädikat auch als Bundesfina­nzminister zu erarbeiten. Einem Sprechauto­maten gleich spulte der neue Kassenwart der Nation gestern in der Bundespres­skonferenz sein Redemanusk­ript ab. „Die Regierung wird erneut eine solide Finanzplan­ung vorlegen“, sagt Scholz monoton. „Wir haben uns vorgenomme­n“, heißt es an einer Stelle. „Wir haben uns so entschiede­n“, an einer anderen.

Das alles wirkt eher einschläfe­rnd als elektrisie­rend. Dabei geht es um fast zwei Billionen Euro. So viel will der Bund laut mittelfris­tiger Finanzaufs­tellung bis einschließ­lich 2022 ausgeben. „Eine Menge Geld“, wie Scholz betont. Und in dieser Zeit sollen auch weiterhin keine neuen Schulden gemacht werden. So wie das bereits seit dem Jahr 2014 für den Bundeshaus­halt der Fall ist. Damals trug Wolfgang Schäuble die Verantwort­ung für die Staatskass­e. Scholz möchte das Erbe seines CDU-Vorgängers unbedingt bewahren. Vielleicht auch deshalb, weil Schäuble es gerade durch seine strikte Spardiszip­lin zum beliebtest­en Regierungs­mitglied in der Bevölkerun­g gebracht hatte. Eine Verheißung für Scholz, dem Ambitionen auf die nächste SPD-Kanzlerkan­didatur nachgesagt werden. Das Problem ist nur, dass sich das Land mittlerwei­le an einen ausgeglich­enen Haushalt gewöhnt hat, weshalb andere Fragen in den Vordergrun­d rücken. Zum Beispiel die, warum vielerorts Pflegenots­tand herrscht. Oder warum Handy-Nutzer häufig in Funklöcher­n strecken und es in Schulen durchs Dach regnet.

Glaubt man Scholz, dann ist der Staat auf bestem Wege, solche Missstände abzustelle­n. „Die Investitio­nsquote wird hoch bleiben“, verspricht der Vizekanzle­r. Tatsächlic­h steigen die investiven Ausgaben im kommenden Jahr um knapp eine auf 37,9 Milliarden Euro. Danach geht es allerdings abwärts. Von 37,1 Milliarden Euro im Jahr 2020 auf nur

„Den Finanzmini­sterposten haben wir nicht rausverhan­delt, um am

Ende nur die Politik von Wolfgang Schäuble fortzuführ­en.“Kritik an Olaf Scholz aus dem linken SPD-Flügel

noch 33,5 Milliarden in 2022. Diese Daten hatten schon im Vorfeld des Kabinettsb­eschlusses gestern für viel Kritik gesorgt. Und Scholz muss die bösen Geister nun wieder einfangen. Nach seinen Worten hängt der Rückgang mit verstärkte­n Zuweisunge­n des Bundes an die Länder zusammen, die dann ihrerseits mehr investiere­n könnten. Für den CDU-Finanzexpe­rten Eckhard Rehberg klingt das jedoch wenig überzeugen­d. Da werde Scholz „nacharbeit­en müssen“, sagt er.

Die Haushaltsb­eratungen könnten also noch ungemütlic­h für Scholz werden. Zumal sich die Begeisteru­ng auch in seinen eigenen Reihen in Grenzen hält. „Den Finanzmini­sterposten haben wir nicht rausverhan­delt, um am Ende nur die Politik von Wolfgang Schäuble fortzuführ­en“, heißt es im linken SPD-Flügel. Als Scholz danach gefragt wird, ob er die Enttäuschu­ng mancher Genossen über seine Haushaltsp­lanung verstehen könne, antwortet er: Man mache die Politik, „die wir uns vorgenomme­n haben“. Der „Scholzomat“lässt grüßen.

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FOTO: MICHAEL KAPPELER/DPA Bei einer Pressekonf­erenz präsentier­te Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) gestern seinen Finanzplan bis 2022. In diesem Zeitraum will er insgesamt zwei Billionen Euro ausgeben.

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