Saarbruecker Zeitung

Haschisch für den Club-Abend bringt Rocker hinter Gitter

- VON WOLFGANG IHL

Wegen Drogenhand­els hat das Landgerich­t den Ex-Präsidente­n von „La Familia“zu dreieinhal­b Jahren Haft verurteilt. Ein Freund von ihm soll viereinhal­b Jahre ins Gefängnis. Beide Männer sehen sich als Opfer von Lügen. Bei „La Familia“war ein Mal die Woche Club-Abend. Zunächst war es immer am Donnerstag, später am Mittwoch. Dann trafen sich die 15 bis 20 Mitglieder der rockerähnl­ichen Gruppe, die sich als „Support Crew“(Unterstütz­er) der weltweit aktiven „Hells Angels“sehen, im Clubheim in Saarbrücke­n-Burbach. Dort wurde geredet, getrunken und wohl auch Haschisch oder Marihuana konsumiert. Freunde der Familie waren willkommen. Für die Polizei galt dies natürlich nicht. Aber die kam trotzdem – und zwar mit einem Großaufgeb­ot.

Im Juni 2017 rückten rund hundert Beamte inklusive Spezialein­satzkomman­do sowie Hundestaff­el an und durchsucht­en zehn Wohnungen, Clubheime und Lager im Umfeld von „La Familia“. Es ging um den Verdacht des Drogenhand­els im großen Stil. Im Juli 2017 kamen daraufhin der heute 50 Jahre alte Präsident der Gruppe und ein 37-Jähriger Freund der „Familia“in Untersuchu­ngshaft. Jetzt hat das Landgerich­t die beiden Männer wegen Drogenhand­els in großem Stil zu dreieinhal­b sowie viereinhal­b Jahren Gefängnis verurteilt.

Beide Angeklagte hatten den Vorwurf des Drogenhand­els zurückgewi­esen. Es sei allenfalls um Konsum und kleinere Geschäfte im Umfeld der Gruppe gegangen. Die Männer sehen sich als Opfer von Lügen eines mitangekla­gten Bekannten. Der hatte sich selbst sowie die beiden Hauptangek­lagten bei der Polizei schwer belastet und vor Gericht berichtet, dass er mehrfach als Kurier/Fahrer bei Drogengesc­häften beteiligt gewesen sei. Er wurde wegen Beihilfe zum Drogenhand­el zu 18 Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt.

Nach Feststellu­ng der Richter waren das Clubheim von „La Familia“sowie der Präsident der Gruppe von 2015 bis 2017 Dreh- und Angelpunkt eines Drogenhand­els mit Haschisch und Marihuana. Lieferant der Betäubungs­mittel sei der 37-Jährige Mann aus Völklingen gewesen. Der habe sich etwa ein Mal pro Woche von einem bislang nicht ermittelte­n Zulieferer rund ein Kilogramm Drogen auf Kommission­sbasis besorgt. Das Haschisch und Marihuana habe der Völklinger anschließe­nd an einen festen Kundenstam­m verkauft.

Einer der Hauptabneh­mer sei der 50 Jahre alte Rockerpräs­ident gewesen. Der habe für die Club-Abende jeweils mindestens etwa 200 Gramm bestellt und liefern lassen. Anschließe­nd habe der Präsident die Betäubungs­mittel in kleineren Mengen mit einem Preisaufsc­hlag weiter veräußert. Großabnehm­er aus dem Umfeld der Rockergrup­pe sollen aber nicht von dem Präsidente­n sondern direkt von dessen Völklinger Lieferante­n mit Drogen versorgt worden sein. Drei Mitglieder der Familie sollen so regelmäßig etwa 80, 150 und 500 Gramm Haschisch oder Marihuana bekommen haben. Insgesamt geht das Gericht von mehr als 100 einzelnen Geschäften mit insgesamt mehr als 30 Kilogramm Drogen aus.

Aber es habe auch Sonderbest­ellungen gegeben, so die Richter. Die letzte dieser Sonderlief­erungen sei praktisch unter den Augen der Polizei abgewickel­t worden. Zuvor habe der Rocker-Präsident Ende März 2017 im Clubheim in Absprache mit einem Club-Mitglied bei seinem Völklinger Lieferante­n ein Kilogramm Haschisch bestellt. Wenige Tage später seien die Drogen geliefert worden. Das habe der 37-Jährige aber nicht selbst tun können, weil er zwar ein Auto aber keinen Führersche­in habe. Deshalb sei wie üblich der mitangekla­gte Bekannte der beiden Männer als Fahrer und Drogenkuri­er für den Völklinger unterwegs gewesen.

Nach der Übergabe an den Drogenkuri­er des Rocker-Chefs sollte das Haschisch zu dem 50 Jahre alten Präsidente­n nach Hause gebracht werden. Aber die Drogen kamen nie an. Das Auto wurde durch die Polizei gestoppt. Die Beamten fanden auf der Rückbank neun Platten aus gepresstem Haschisch mit einem Gesamtgewi­cht von 869 Gramm. Damit war dieses Geschäft geplatzt. Und rund zweieinhal­b Monate später war Großrazzia bei „La Familia“.

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