Haschisch für den Club-Abend bringt Rocker hinter Gitter
Wegen Drogenhandels hat das Landgericht den Ex-Präsidenten von „La Familia“zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Ein Freund von ihm soll viereinhalb Jahre ins Gefängnis. Beide Männer sehen sich als Opfer von Lügen. Bei „La Familia“war ein Mal die Woche Club-Abend. Zunächst war es immer am Donnerstag, später am Mittwoch. Dann trafen sich die 15 bis 20 Mitglieder der rockerähnlichen Gruppe, die sich als „Support Crew“(Unterstützer) der weltweit aktiven „Hells Angels“sehen, im Clubheim in Saarbrücken-Burbach. Dort wurde geredet, getrunken und wohl auch Haschisch oder Marihuana konsumiert. Freunde der Familie waren willkommen. Für die Polizei galt dies natürlich nicht. Aber die kam trotzdem – und zwar mit einem Großaufgebot.
Im Juni 2017 rückten rund hundert Beamte inklusive Spezialeinsatzkommando sowie Hundestaffel an und durchsuchten zehn Wohnungen, Clubheime und Lager im Umfeld von „La Familia“. Es ging um den Verdacht des Drogenhandels im großen Stil. Im Juli 2017 kamen daraufhin der heute 50 Jahre alte Präsident der Gruppe und ein 37-Jähriger Freund der „Familia“in Untersuchungshaft. Jetzt hat das Landgericht die beiden Männer wegen Drogenhandels in großem Stil zu dreieinhalb sowie viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.
Beide Angeklagte hatten den Vorwurf des Drogenhandels zurückgewiesen. Es sei allenfalls um Konsum und kleinere Geschäfte im Umfeld der Gruppe gegangen. Die Männer sehen sich als Opfer von Lügen eines mitangeklagten Bekannten. Der hatte sich selbst sowie die beiden Hauptangeklagten bei der Polizei schwer belastet und vor Gericht berichtet, dass er mehrfach als Kurier/Fahrer bei Drogengeschäften beteiligt gewesen sei. Er wurde wegen Beihilfe zum Drogenhandel zu 18 Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt.
Nach Feststellung der Richter waren das Clubheim von „La Familia“sowie der Präsident der Gruppe von 2015 bis 2017 Dreh- und Angelpunkt eines Drogenhandels mit Haschisch und Marihuana. Lieferant der Betäubungsmittel sei der 37-Jährige Mann aus Völklingen gewesen. Der habe sich etwa ein Mal pro Woche von einem bislang nicht ermittelten Zulieferer rund ein Kilogramm Drogen auf Kommissionsbasis besorgt. Das Haschisch und Marihuana habe der Völklinger anschließend an einen festen Kundenstamm verkauft.
Einer der Hauptabnehmer sei der 50 Jahre alte Rockerpräsident gewesen. Der habe für die Club-Abende jeweils mindestens etwa 200 Gramm bestellt und liefern lassen. Anschließend habe der Präsident die Betäubungsmittel in kleineren Mengen mit einem Preisaufschlag weiter veräußert. Großabnehmer aus dem Umfeld der Rockergruppe sollen aber nicht von dem Präsidenten sondern direkt von dessen Völklinger Lieferanten mit Drogen versorgt worden sein. Drei Mitglieder der Familie sollen so regelmäßig etwa 80, 150 und 500 Gramm Haschisch oder Marihuana bekommen haben. Insgesamt geht das Gericht von mehr als 100 einzelnen Geschäften mit insgesamt mehr als 30 Kilogramm Drogen aus.
Aber es habe auch Sonderbestellungen gegeben, so die Richter. Die letzte dieser Sonderlieferungen sei praktisch unter den Augen der Polizei abgewickelt worden. Zuvor habe der Rocker-Präsident Ende März 2017 im Clubheim in Absprache mit einem Club-Mitglied bei seinem Völklinger Lieferanten ein Kilogramm Haschisch bestellt. Wenige Tage später seien die Drogen geliefert worden. Das habe der 37-Jährige aber nicht selbst tun können, weil er zwar ein Auto aber keinen Führerschein habe. Deshalb sei wie üblich der mitangeklagte Bekannte der beiden Männer als Fahrer und Drogenkurier für den Völklinger unterwegs gewesen.
Nach der Übergabe an den Drogenkurier des Rocker-Chefs sollte das Haschisch zu dem 50 Jahre alten Präsidenten nach Hause gebracht werden. Aber die Drogen kamen nie an. Das Auto wurde durch die Polizei gestoppt. Die Beamten fanden auf der Rückbank neun Platten aus gepresstem Haschisch mit einem Gesamtgewicht von 869 Gramm. Damit war dieses Geschäft geplatzt. Und rund zweieinhalb Monate später war Großrazzia bei „La Familia“.