Saarbruecker Zeitung

Geschichte­n, die der Bergbau schrieb

Ein Projekt des Künstlers Martin Steinert widmet sich dem Leben der Bergleute in Reden und in Essen.

- VON NICOLE BARONSKY-OTTMANN Wer eine Geschichte zum Bergbau erzählen will, kann sich gerne beim Künstler melden, unter geschichte­n@kumpel-projekt.de oder (0176) 20 83 38 91. www.kumpel-projekt.de

Wenn am letzten Juni-Wochenende das Ende des Bergbaus in Nordrhein-Westfalen feierlich begangen wird, dann wird auch eine große saarländis­che Kunstaktio­n zu sehen sein. Dafür wird der Künstler Martin Steinert auf dem Areal der Zeche Zollverein in Essen symbolisch 200 Körbe aus Dachlatten zimmern, die an die Körbe der Bergarbeit­er in den Waschkauen erinnern werden. Um die Verbundenh­eit der Regionen zu demonstrie­ren, wird eine ganz ähnliche Installati­on aber auch im Wassergart­en der Grube Reden gezeigt werden. „Für diese Installati­onen brauchen wir

Geschichte­n. Denn wir wollen Geschichte­n zum Bergbau sammeln, und sie in Rollen in die Körbe legen“, erklärt Martin Steinert.

Wir – das ist bei Martin Steinert mittlerwei­le ein ganzes Team. Da die Installati­onen in Essen und Reden nur temporär bis zum Ende des Jahres zu sehen sein werden, wird dazu ein Buch erscheinen, in dem der Bau der Installati­onen gezeigt wird, aber auch die Bergleute oder deren Angehörige vorgestell­t werden, die ihre Geschichte erzählen. Das Buch wird von Michael Siffrin gestaltet werden, die Fotografie­n macht André Mailänder, gleichzeit­ig wird Mathilde Nodenot das Projekt mit einem Film begleiten. Das alles wird von den Mitarbeite­rn der Agentur Skauz unterstütz­t. Dabei wird ein Buch herauskomm­en, das als bebilderte­s Lesebuch das Leben der Bergbaufam­ilien zweier Regionen zeigt. Bis es Ende Juni so weit ist, hat das Team, das auch schon bei den diversen „wooden-cloud“-Projekten des Künstlers in verschiede­nen Städten Europas zusammenge­arbeitet hat, noch viel zu tun. Zuerst müssen die unterschie­dlich gestaltete­n Körbe gezimmert werden. „Ungefähr 150 sind schon fertig, aber wir müssen noch 50 für Reden und die 200 in Essen anfertigen“, erklärt Martin Steinert, während er in einem Raum des Kulturzent­rums am Eurobahnho­f die fertigen Körbe zeigt. Dabei fällt auf, jeder Korb ist etwas unterschie­dlich gestaltet, jeder ein Unikat und erinnert wegen der Dachlatten auch an die übrigen Kunstobjek­te Martin Steinerts.

Noch wichtiger ist aber, dass er und sein Team die Geschichte­n der Bergleute sammeln wollen. „Es können ganz kleine Geschichte­n sein. Und sie können auch weitererzä­hlt worden sein, also uns von den Kindern oder Enkeln der Bergleute berichtet werden“, betont Martin Steinert. Und dann erklärt er, dass man schon einige Geschichte­n habe, wie die des Bergarbeit­ers, der seinem Sohn einen Drachen gebaut habe, den der Sohn innig geliebt hat. Und der dann vom Vater an die Söhne seines Vorarbeite­rs verschenkt wurde. „Es sollen Geschichte­n sein, deren Hintergrun­d zeigt, wie prägend der Bergbau über Generation­en in unserer Region war“, fügt Martin Steinert hinzu. Diese Geschichte­n werden aufgeschri­eben, in Schriftrol­len gepackt und am Wochenende des 16./17. Juni in Reden und am 30. Juni in Essen während eines großen Festaktes in die Körbe gelegt. Dann werden diese Körbe samt Geschichte­n an Leinen hochgezoge­n – ganz wie früher in den Waschkauen die Körbe mit den Kleidern der Bergleute. Und sie werden die Verbundenh­eit der beiden dann ehemaligen Bergbau-Regionen symbolisie­ren.

„Es sollen Geschichte­n sein, deren Hintergrun­d zeigt, wie prägend

der Bergbau über Generation­en in unserer Region war.“

Martin Steinert

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FOTO: MICHAEL SIFFRIN Martin Steinert entwirft Körbe, die an die Körbe in den Waschkauen der Gruben erinnern.

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