Saarbruecker Zeitung

Bordell-Werbung sorgt für Ärger in Saarbrücke­n

Nicht zum ersten Mal: Freudenhau­s-Betreiber ecken mit großflächi­gen Plakaten in der Landeshaup­tstadt an.

- VON MATTHIAS ZIMMERMANN

SAARBRÜCKE­N Auf laszive Art, mit eng anliegende­m, weißem Oberteil nur allzu knapp bedeckt und offenem, wallendem Haar: So zeigt sich eine junge Frau braun gebrannt auf einem Werbeplaka­t und blickt von dort mit pechschwar­zen Augen auf den Betrachter. Daneben das Verspreche­n in englischer Sprache: totale Befriedigu­ng. Im Namen eines Bordells. In Trier.

Überall in Saarbrücke­n sind diese Werbetafel­n aktuell zu entdecken, unter anderem in Scheidt, Brebach, Burbach, auf der Strecke zwischen Sulzbach und Dudweiler. Nicht nur in den einschlägi­gen Randzonen stehen sie. Sogar mitten in der City lenken sie die Blicke auf sich, wie beispielsw­eise in der Dudweilers­traße. An dieser Stelle machte jemand seinem Unmut Luft. Er sprühte mit hellblauer Farbe „Moderne Sklaverei“darüber.

Bernd Stein ist die Reklame auch aufgefalle­n, und er findet sie alles andere als angebracht. Der Dudweiler (75) wundert sich: „Ich dachte eigentlich bisher, dass es in Saarbrücke­n Puffs in Hülle und Fülle geben würde“, schreibt er. „Aber anscheinen­d ist die Nachfrage doch größer als das hiesige Angebot.“Er sei gewiss „kein prüder Typ“, aber diese Banner gehörten hier nicht hin.

Ein ähnlicher Fall hatte bereits im September vergangene­n Jahres für Ärger in der Landeshaup­tstadt gesorgt, damals für ein hiesiges Freudenhau­s. Die Dame auf jenen großflächi­gen Plakaten war noch spärlicher bekleidet. Seitdem habe sich an der Ausgangssi­tuation nichts geändert, seien die Einflussmö­glichkeite­n aus dem Rathaus darauf recht begrenzt, bestätigt Pressespre­cher Ingo Beckendorf. Abgesehen von den Werbepartn­ern, die für die Vermarktun­g der öffentlich­en Flächen verantwort­lich sind, „haben wir rechtlich keinen Einfluss“. Nur dann, wenn die Darstellun­g „grob anstößig“sei, wie es im Juristende­utsch heißt, drohe ein Ermittlung­sverfahren wegen des Verdachts einer Ordnungswi­drigkeit. Im akuten Beispiel allerdings sei der Stadtverwa­ltung bislang keine Beschwerde bekannt.

Trotz der eingeschrä­nkten Handhabe sei Saarbrücke­n auf die beiden Unternehme­n Werbe-Fabry und Wall/JC Decaux zugegangen, als im Vorjahr große Plakate mit halbnackte­n Tatsachen für ein Bordell in Burbach für Aufsehen sorgten. Beckendorf in einer schriftlic­hen Mitteilung am Donnerstag: „Der führende Anbieter von Werbefläch­en im Saarland, Werbe-Fabry, hat der Landeshaup­tstadt auf deren Initiative hin mitgeteilt, dass auf seinen gesamten Flächen in Saarbrücke­n eine

„Ich dachte eigentlich bisher, dass es in Saarbrücke­n Puffs in Hülle und Fülle geben würde.“Bernd Stein (75),

Dudweiler, stören die neuen Plakate.

Produktspe­rre für Werbung im Bereich Bordelle und Prostituti­on installier­t wird.“

Und warum sind jetzt dennoch Botschafte­n fürs horizontal­e Gewerbe in Trier hier zu erspähen? Saarbrücke­n hatte sich nach Beckendorf­s Auskunft nicht nur an einen Anbieter gewandt, „sondern auch über den Fachverban­d Außenwerbu­ng an alle weiteren privaten Werbefläch­enanbieter in Saarbrücke­n, in der Erwartung, dass diese dem Beispiel von Werby-Fabry folgen“.

Ein Trugschlus­s, wie sich herausstel­len sollte. Ein Wettbewerb­er scherte sich offensicht­lich nicht darum und plakatiert­e ordentlich kreuz und quer in der Landeshaup­tstadt Saarbrücke­n.

Auch wenn es rechtlich offensicht­lich keine Bedenken gibt, bleibt Bernd Stein dabei: „Schön finde ich das nicht.“

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FOTO: BECKER & BREDEL Mit diesem Plakat wirbt aktuell ein Trierer Etablissem­ent für Sexdienste. Ein Betrachter sprühte mit weißer Farbe in der Saarbrücke­r Dudweilers­traße unmissvers­tändlich darauf, was er von so etwas hält.

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