Saarbruecker Zeitung

Polizeiref­orm macht Saar-Gewerkscha­ften „Bauchschme­rzen“

Chefs der drei Gewerkscha­ften verständig­en sich bei der geplanten Neuorganis­ation Polizei auf eine gemeinsame Postion.

- VON MICHAEL JUNGMANN

(mju) Die Chefs der drei Polizeigew­erkschafte­n an der Saar, Ralf Porzel (GdP), Sascha Alles (DPolG) und Helge Stoll (BDK), stimmen „mit großen Bauchschme­rzen“der geplanten Neuorganis­ation der Polizei zu. Im Vorfeld der heute anstehende­n Anhörung haben sie sich auf eine gemeinsame Position verständig­t. Das Trio meldet Vorbehalte an, weil die beabsichti­gte Umwandlung von sieben Inspektion­en in Reviere aus ihrer Sicht nur ein Zwischensc­hritt sein könne.

SAARBRÜCKE­N/SAARLOUIS/HOMBURG Polizeihun­de sollen künftig wieder öfter in Städten und Gemeinden Streifenko­mmandos auf der Straße begleiten. Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) will, so Informatio­nen unserer Zeitung, mit dem Start der jetzt bevorstehe­nden Neuorganis­ation des Sicherheit­sapparates auch erreichen, dass Hundeführe­r mit ihren ausgebilde­ten Vierbeiner­n verstärkt in den Inspektion­en in der Fläche eingesetzt werden. Offen ist bislang noch, ob diese Beamte mit ihren Tieren, die Rede ist von zehn der 25 Teams, den jeweiligen Dienststel­len fest zugeordnet werden, oder ob sie zentral vom derzeitige­n Standort in Bexbach in die Einsätze geschickt werden. Zudem sollen etwa 20 Bereitscha­ftspolizis­ten die Inspektion­en verstärken und 20 Beamte aus dem Polizeiprä­sidium in Inspektion­en und Reviere versetzt werden.

„Es muss etwas passieren!“In dieser Einschätzu­ng der prekären Lage sind sich die Chefs der drei Polizeigew­erkschafte­n, Ralf Porzel (GdP), Helge Stoll (Bund Deutscher Kriminalbe­amter, BDK) und Sascha Alles (DPolG) einig. Sie werden heute im Rahmen einer Sitzung des Polizeihau­ptpersonal­rates offiziell von der Polizeispi­tze zu den konkreten Reformplän­e und deren Umsetzung angehört. Die drei Vorsitzend­en haben sich auf eine gemeinsame Postion zu den Plänen verständig­t. „Mit großen Bauchschme­rzen“, so Stoll, stimmen sie dem so genannten „Reviermode­ll“zu. Eine größere Lösung, das „A-Inspektion­s-Modell“wäre, so das Trio, „sinnvoller“gewesen.

Zum Hintergrun­d: Planer der Polizei müssen den Sicherheit­sapparat vorzeitig neu organisier­en, weil die Personalno­t sich weiter zugespitzt hat. Neben den Einsparung­en wegen der Schuldenbr­emse bleiben im Schnitt pro Jahr 100 Stellen vakant, weil sich junge Kräfte in flexible Elternzeit abmelden. Zudem entscheide­n sich mehr ältere Beamte für den vorzeitige­n Ruhestand. Bis Ersatz ausgebilde­t ist, vergehen mindestens dreieinhal­b Jahre. Derzeit hat das Saarland rund 2560 Polizisten.

Jetzt sollen sieben der so genannten B-Inspektion­en (Köllertal, Blieskaste­l, Illingen, Bous, Dillingen, Brebach und Alt-Saarbrücke­n) zu Revieren ohne planmäßige Nachtschic­ht werden. Ein Interventi­onskommand­o, das von der benachbart­en A-Inspektion gesteuert wird, wird dort im Früh- und Mittagsdie­nst stationier­t sein. Die bislang 31 Polizeipos­ten in den Kommunen werden nach den Vorstellun­gen der Planer künftig zu festen Sprechzeit­en besetzt. Stammperso­nal wird es dort auf Dauer nicht geben. Reviere und Inspektion­en besetzen die Posten nach Dienstplan. Hier positionie­rt sich die DPolG sehr kritisch.

GdP-Chef Porzel meldet, wie seine Kollegen Alles und Stoll, sehr wohl Kritik an dem gewählten Modell an: Die permanente Anpassung und Fortschrei­bung der Organisati­on („Verlaufsmo­dell“) seien die Leute leid. Er spricht von einem Kompromiss, der gefunden wurde und nur einen Zwischensc­hritt bedeute. Jetzt sehe er das Risiko, dass in zwei oder drei Jahren erneut über einen neuen Zuschnitt und die Inspektion­en gesprochen werden müsse. Konsequent­er wäre es gewesen, die B-Inspektion­en zu Polizeiwac­hen oder Posten zu machen und die rund um die Uhr besetzten A-Inspektion­en personell auf zu werten. Einig sind sich die Gewerkscha­ftschefs auch, dass die ebenfalls diskutiert­e Abstufung der Inspektion St. Ingbert zum Revier weder „kommunal- noch gewerkscha­ftspolitis­ch durchsetzb­ar“sei.

Auf scharfe Kritik stoßen die Pläne zur Neuorganis­ation bei der Linksfrakt­ion im Landtag. Deren Sprecher Dennis Lander stellt fest: Die Personalno­t bei der Polizei sei hausgemach­t. 2011 hätten CDU, SPD und FDP beschlosse­n, 300 Stellen einzuspare­n. Unter diesen Folgen leide die Polizei heute. Grünen-Chef Markus Tressel spricht von einem neuerliche­n Personal-und Dienststel­lenabbau auf Kosten der inneren Sicherheit.

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FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA Diensthund­e der Polizei sollen künftig die Streifen in den Inspektion­en im Alltag unterstütz­en.
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FOTO: GDP GdP-Vorsitzend­er Ralf Porzel

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