Saarbruecker Zeitung

Die vielen Projekte des Dreifach-Ministers Horst Seehofer

Er ist zuständig für Innen-, Bau- und Heimatpoli­tik, und er hat viel vor. Gestern stellte der CSU-Mann seine Pläne vor – die nicht jedem gefallen.

- VON HAGEN STRAUSS

BERLIN Mehrfach betonte Horst Seehofer (CSU) gestern: „Wir sind als Innenminis­terium sehr vertragstr­eu.“Nach gerade mal sechs Wochen im neuen Amt sei er dabei, „mit Hochdruck“den Koalitions­vertrag umzusetzen. Doch Ärger wird sich nicht vermeiden lassen bei dem, was der Innen-, Heimat- und Bauministe­r auf dem Zettel hat. Weil an vielen Stellen andere ein Wörtchen mitzureden haben.

Seehofer hielt gestern in seinem Ministeriu­m Hof. Mit dabei: Fünf von acht Staatssekr­etären – und eine Frau, Eleonore Petermann. „Vielleicht können Sie zur Kenntnis nehmen, dass ich an meiner Seite jetzt eine Frau sitzen habe“, witzelte der Bayer. Im März war er kritisiert worden, da er die oberste Führungseb­ene seines Hauses nur mit Männern besetzt hatte. Die Personalie Petermann ändert daran freilich nichts: Als neue Pressespre­cherin gehört sie dieser Ebene nicht an. Diese Front ist also noch nicht begradigt. Andere auch nicht.

Bei den geplanten Ankerzentr­en etwa läuft die Polizeigew­erkschaft gegen das Vorhaben Sturm, die überlastet­e Bundespoli­zei für die Bewachung einzusetze­n. Seehofer selbst sprach davon, die Länder bei der Sicherheit nicht allein lassen zu wollen. Darum geht es: In den Ankerzentr­en sollen je 1000 bis 1500 Flüchtling­e untergebra­cht werden bis zur Entscheidu­ng über ihr Asylgesuch. Die soll möglichst binnen 18 Monaten erfolgen. Ende August will der Innenminis­ter mit fünf bis sechs Piloteinri­chtungen in Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Niedersach­sen und einem ostdeutsch­en Bundesland starten. Aus NRW hieß es indes, man habe noch keine Entscheidu­ng getroffen, ob man sich an dem Projekt beteilige. Ohnehin sind nicht alle Bundesländ­er von dem Vorhaben überzeugt. Aus Seehofers Sicht sind die Zentren wichtig, um die Zuwanderun­g zu begrenzen. Dazu dient auch sein „Masterplan“zur Rückführun­g von Flüchtling­en, den er Anfang Juni der Innenminis­terkonfere­nz vorlegen will.

Beim Familienna­chzug für subsidiär Schutzbere­chtigte (siehe Text unten) soll die Regelung kommende Woche ins Kabinett, um bis Anfang August Bundestag und Bundesrat passieren zu können. Demnach wird es noch in diesem Jahr möglich sein, die vereinbart­e Zahl für die Aufnahme von 1000 Angehörige­n monatlich zu überschrei­ten, wenn sie zuvor unterschri­tten worden ist. Es kann also eine Verrechnun­g stattfinde­n. Ab Januar 2019 sollen dann nur noch maximal 1000 Nachzügler kommen dürfen. Der Gesetzentw­urf sei „vollkommen konform mit dem Koalitions­vertrag“, wehrte Seehofer Kritik aus der SPD ab.

Die Liste sicherer Herkunftsl­änder will Seehofer ausweiten, erklärte er gestern. Dabei gehe es zunächst um die Maghreb-Staaten und Georgien. Alle Staaten mit einer Anerkennun­gsquote unter fünf Prozent als sicher zu deklariere­n, sei hingegen schwierige­r, da die jeweiligen Länder im Gesetz genannt werden müssten. Ohne den Bundesrat läuft hier aber nichts – und da benötigt Seehofer auch das Ja der Grünen.

Für das Projekt Baukinderg­eld stehen 400 Millionen Euro bereit. Beantragen kann die Leistung, wer erstmalig eine Immobilie bauen oder erwerben will. Über einen Zeitraum von zehn Jahren gibt es dann 1200 Euro pro Kind und Jahr. Die Einkommens­grenze beträgt 75 000 Euro brutto, je Kind gibt es zusätzlich einen Freibetrag von 15 000 Euro. Seehofer rechnet mit rund 200 000 Nutzern. Umsetzen soll das Programm die KfW. Wann genau man Anträge stellen kann, ist offen. Bei allen weiteren wohnungspo­litischen Vorhaben hätten jetzt die Fraktionen das Wort, so der Minister. Deren Spitzen treffen sich kommende Woche auf der Zugspitze zur Klausur.

Zu seinen heimatpoli­tischen Plänen erklärte Seehofer: „Ich werde nicht durchs Land reisen und Förderbesc­heide verteilen.“Ansonsten blieb er vage. In seinem Haus soll die konzeption­elle Grundlage gelegt werden, wie gleiche Lebensverh­ältnisse im Land erreicht werden können. Für das „operative Geschäft“blieben die Fachressor­ts zuständig.

Alles in allem kann Seehofer aus dem Vollen schöpfen. Im Haushaltse­ntwurf 2018 stehen für seine Bereiche 14 Milliarden Euro zur Verfügung. Er sei „hochzufrie­den mit dem Bundesfina­nzminister“, grinste der CSU-Mann. Wenigstens er.

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FOTO: NIETFELD/DPA Von Ankerzentr­en bis Baukinderg­eld: Seehofer will liefern.

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