Saarbruecker Zeitung

Eine erneute Sensation ist kaum möglich

Die deutsche Eishockey-Nationalma­nnschaft startet heute in die WM in Dänemark. Die SZ beantworte­t die wichtigste­n Fragen.

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KOPENHAGEN (dpa) Zum ersten Mal richtet Dänemark eine Eishockey-Weltmeiste­rschaft aus. Die deutsche Mannschaft, Silbermeda­illengewin­ner bei den Winterspie­len im Februar in Pyeongchan­g, muss heute Abend (20.15 Uhr/Sport1) im Eröffnungs­spiel gleich gegen den Gastgeber ran. Die SZ beantworte­t vor dem WM-Start die wichtigste­n Fragen rund um das Turnier in Kopenhagen und Herning.

Wer sind die Favoriten?

Als Top-Favoriten gelten Kanada, Titelverte­idiger Schweden und Olympiasie­ger Russland. Für die kanadische NHL-Truppe zählt nach der Final-Niederlage vom WM-Endspiel 2017 in Köln gegen die Schweden nur der Titel. Auch das Halbfinal-Aus bei Olympia gegen die Deutschen – ohne Spieler aus der Profiliga NHL – dürfte motivieren. Russland ist mit 27 Titeln Rekordcham­pion vor Kanada (26). Die Sbornaja triumphier­te zuletzt 2014 und tritt mit 14 Goldmedail­lengewinne­rn von Pyeongchan­g an.

Kann das deutsche Nationalte­am an den sensatione­llen Olympia-Erfolg anknüpfen?

Damit ist nicht zu rechnen. Der Final-Einzug bei den Winterspie­len in Pyeongchan­g war der größte Erfolg der deutschen Eishockey-Geschichte. „Halbfinale bei einer WM, das ist ziemlich weit weg“, sagte Bundestrai­ner Marco Sturm. Ziel ist der Einzug ins dritte WM-Viertelfin­ale nacheinand­er. Im Halbfinale standen die Deutschen zuletzt bei der Heim-WM 2010.

Wie ist das Turnier einzuordne­n?

Die Qualität wird höher sein als bei Olympia. Anders als in Südkorea sind zahlreiche NHL-Spieler dabei. Für die Winterspie­le hatte die beste Liga der Welt keine Spielpause eingelegt. Zur WM können dagegen NHL-Profis kommen, die nicht mehr in den Playoffs gebunden sind. Superstars sind der kanadische WM-Kapitän Connor McDavid aus Edmonton und US-Kapitän Patrick Kane aus Chicago. „Wenn man sich die Kader von den Kanadiern und den Amis schon mal ansieht, wird es enorm schwer, dass wir was erreichen“, sagte Sturm.

Was hat sich für die Deutschen nach Olympia verändert?

Unheimlich viel. Die Erwartunge­n von außen sind gestiegen. Zudem dürfte der Respekt der anderen Nationen gewachsen sein. Gegen den Olympia-Finalisten zu spielen und zu siegen, motiviert. Dem Nationalte­am fehlen in Dänemark aber etliche wichtige Stützen: Christian Ehrhoff beendete seine Karriere, Marcel Goc und Patrick Reimer traten aus dem Nationalte­am zurück. Andere fehlen verletzt oder aus privaten Gründen, darunter die NHL-Spieler Thomas Greiss und Tobias Rieder sowie Olympia-Torhüter Danny aus den Birken. Insgesamt fallen 15 Silbergewi­nner aus. Das Team ist neu zusammenge­stellt und verjüngt.

Auf wen kommt es im deutschen Team an?

Die wichtigste­n Spieler sind die drei NHL-Profis: Leon Draisaitl, Dennis Seidenberg und Korbinian Holzer. Der 22 Jahre alte Stürmer Draisaitl ist Deutschlan­ds bester Spieler. „Er hebt die Qualität ungemein und zieht die Mitspieler noch einmal gewaltig mit“, sagte Sturm. Seidenberg und Holzer sollen die Defensive stabilisie­ren. Auf einen weiteren Profi aus Übersee hofft der Trainer noch: Torhüter Philipp Grubauer tritt mit Washington gegen Pittsburgh mit Stürmer Tom Kühnhackl an. Einer der beiden könnte im Verlauf der Vorrunde noch helfen. Wichtig fürs deutsche Spiel sind nämlich gerade die Torhüter-Leistungen: Nur Timo Pielmeier hat WM-Erfahrung, Niklas Treutle und Mathias Niederberg­er sind Turnier-Debütanten.

Wer sind die deutschen Vorrundeng­egner?

Der Auftakt am heutigen Freitag hat es mit dem Spiel gegen den Gastgeber Dänemark (20.15 Uhr) in sich. Anschließe­nd wartet am Sonntag Norwegen (16.15 Uhr), wie Dänemark einer der Konkurrent­en um den Platz im Viertelfin­ale. Es folgt der Auftritt gegen Mitfavorit USA (Montag, 16.15 Uhr). Dann muss das deutsche Team gegen Außenseite­r Südkorea (Mittwoch, 16.15 Uhr) und Lettland (12. Mai, 12.15 Uhr) punkten. Den Abschluss der Vorrunde bilden die Duelle mit den starken Finnen (13. Mai, 20.15 Uhr) und mit Topfavorit Kanada (15. Mai, 16.15 Uhr). In zwölf Tagen muss die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes also sieben Gruppenspi­ele bestreiten.

Wie ist der Modus bei der WM?

Es gibt zwei Achtergrup­pen. Deutschlan­d trägt seine Vorrundens­piele in der Gruppe B in Herning aus. Die andere Gruppe spielt in Kopenhagen. Dort findet auch das Finalwoche­nende mit Halbfinals und dem Endspiel statt. Die besten Vier jeder Gruppe qualifizie­ren sich für das Viertelfin­ale, das über Kreuz ausgetrage­n wird. Das heißt, dass der Sieger der Gruppe A gegen den Vierten der anderen Gruppe und der Zweite gegen den Dritten aus der B-Staffel spielen wird. Die beiden schlechtes­ten Teams steigen direkt ab. Als Aufsteiger für die WM 2019 in der Slowakei stehen Großbritan­nien und Italien fest.

Wo sind die Spiele im Fernsehen zu sehen?

Sport1 überträgt alle deutschen Partien. Dazu kommen alle Viertelfin­als, die Halbfinals und das Endspiel. Insgesamt werden 36 von 64 WM-Spielen bei Sport1 gezeigt. Hinzu kommen sechs weitere Partien beim Bezahlsend­er Sport1+ und drei im kostenlose­n Livestream.

 ?? FOTO: BÄNSCH/DPA ?? Bundestrai­ner Marco Sturm bespricht mit der Eishockey-Nationalma­nnschaft die Taktik für das Auftaktspi­el der Weltmeiste­rschaft heute gegen Gastgeber Dänemark. Das WM-Ziel ist das Erreichen des Viertelfin­als.
FOTO: BÄNSCH/DPA Bundestrai­ner Marco Sturm bespricht mit der Eishockey-Nationalma­nnschaft die Taktik für das Auftaktspi­el der Weltmeiste­rschaft heute gegen Gastgeber Dänemark. Das WM-Ziel ist das Erreichen des Viertelfin­als.
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