Passiert etwas, wird diskutiert
Es ist bezeichnend, dass erst anlässlich der Gewaltakte gegen Juden darauf hingewiesen wird, dass es einen starken islamischen (nicht nur islamistischen) Antisemitismus, der sich nicht zwingend in Gewaltakten äußert, gibt. Die teilweise durchaus berechtigte Kritik an der israelischen Regierung ist das liebste Vergnügen der Antisemiten (auch der deutschen Antisemiten). Über Generationen hinweg wurden jungen Muslimen in ihren Heimatländern das Gefühl vermittelt, dass „der Jude” schuld an ihrer Unterdrückung sei. Viele Flüchtlinge aus der arabischen Welt kommen mit dieser Einstellung nach Europa. Über die damit verbundenen Probleme hat man – möglicherweise aus Angst vor den rechten Rattenfängern – in Politik und Presse wenig gehört. Es ist typisch für unsere Gesellschaft, dass Probleme immer nur als Reaktion auf schlimme Geschehnisse diskutiert werden. Proaktive Problemanalysen und Versuche von deren Bewältigung haben in unserer politischen Kultur wenig Platz. Die Tatsache, dass es in unserer Gesellschaft einen autochthonen Antisemitismus gibt, ist zwar nicht zu leugnen, die Probleme, die mit dem Zuzug aus dem islamischen Kulturkreis verbunden sind (dazu gehören auch die Missachtung der Homosexualität und ein antiquiertes Frauenbild), müssen aber erkannt und müssen auch angegangen werden. Wir Saarländer rühmen uns ja einer besonderen Affinität zu unserem Nachbarland Frankreich – in den vergangenen zehn Jahren haben Berichten nach mehr als 40 000 Juden das Land Frankreich verlassen – die meisten aus Angst vor islamisch motivierter Gewalt. Principiis obsta, das sagten die Römer – also wehret den Anfängen.