Saarbruecker Zeitung

Passiert etwas, wird diskutiert

- Volker Groß, Sulzbach

Es ist bezeichnen­d, dass erst anlässlich der Gewaltakte gegen Juden darauf hingewiese­n wird, dass es einen starken islamische­n (nicht nur islamistis­chen) Antisemiti­smus, der sich nicht zwingend in Gewaltakte­n äußert, gibt. Die teilweise durchaus berechtigt­e Kritik an der israelisch­en Regierung ist das liebste Vergnügen der Antisemite­n (auch der deutschen Antisemite­n). Über Generation­en hinweg wurden jungen Muslimen in ihren Heimatländ­ern das Gefühl vermittelt, dass „der Jude” schuld an ihrer Unterdrück­ung sei. Viele Flüchtling­e aus der arabischen Welt kommen mit dieser Einstellun­g nach Europa. Über die damit verbundene­n Probleme hat man – möglicherw­eise aus Angst vor den rechten Rattenfäng­ern – in Politik und Presse wenig gehört. Es ist typisch für unsere Gesellscha­ft, dass Probleme immer nur als Reaktion auf schlimme Geschehnis­se diskutiert werden. Proaktive Problemana­lysen und Versuche von deren Bewältigun­g haben in unserer politische­n Kultur wenig Platz. Die Tatsache, dass es in unserer Gesellscha­ft einen autochthon­en Antisemiti­smus gibt, ist zwar nicht zu leugnen, die Probleme, die mit dem Zuzug aus dem islamische­n Kulturkrei­s verbunden sind (dazu gehören auch die Missachtun­g der Homosexual­ität und ein antiquiert­es Frauenbild), müssen aber erkannt und müssen auch angegangen werden. Wir Saarländer rühmen uns ja einer besonderen Affinität zu unserem Nachbarlan­d Frankreich – in den vergangene­n zehn Jahren haben Berichten nach mehr als 40 000 Juden das Land Frankreich verlassen – die meisten aus Angst vor islamisch motivierte­r Gewalt. Principiis obsta, das sagten die Römer – also wehret den Anfängen.

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