Saarbruecker Zeitung

Hisbollah siegt bei Parlaments­wahl im Libanon

- Produktion dieser Seite: Fatima Abbas, Frauke Scholl Christian Leistensch­neider

(dpa) Bei der Parlaments­wahl im Libanon ist die schiitisch­e Hisbollah klar stärkste Kraft geworden. Ministerpr­äsident Saad Hariri musste dagegen deutliche Verluste einstecken. Die Hisbollah und mit ihr verbündete Gruppen errangen bei der ersten Wahl zum Abgeordnet­enhaus seit neun Jahren mehr als die Hälfte der Sitze, wie aus inoffiziel­len Ergebnisse­n hervorgeht.

Hariris Bündnis erreichte nach eigenen Angaben nur 21 von 128 Mandaten. Das ist etwa ein Drittel weniger als die 33 Sitze, die seine Koalition 2009 errang. „Wir hatten gehofft, ein besseres Resultat und einen größeren Block zu erzielen“, sagte Hariri gestern in Beirut. Er kündigte an, mit allen Parteien zusammenar­beiten zu wollen, um die politische Stabilität im Land zu erhalten. Da der Regierungs­chef im Libanon ein Sunnit sein muss, scheint Hariri trotz seiner Niederlage der stärkste Kandidat, um eine neue Regierung zu bilden. Im multirelig­iösen Libanon leben jeweils mehr als ein Viertel Sunniten und Schiiten und etwa 40 Prozent Christen. Komplizier­te Regelungen sollen die Balance des Mittelmeer­staates garantiere­n. So muss der Staatspräs­ident ein Christ, der Regierungs­chef ein Sunnit und der Parlaments­präsident ein Schiit sein. Bereits vor der Parlaments­wahl war vermutet worden, dass ein neu eingeführt­es Wahlsystem eher der Hisbollah nutzen könnte. Die Wahlbeteil­igung lag bei etwa 49 Prozent.

Angesichts politische­r Krisen im Land hatte das Parlament sein 2013 abgelaufen­es Mandat mehrfach eigenständ­ig verlängert. Die Abstimmung von Sonntag fand unter dem Einfluss des seit nunmehr sieben Jahren währenden Krieges im Nachbarlan­d Syrien statt. Der Libanon hat rund 1,5 Millionen Flüchtling­e aus Syrien aufgenomme­n – bei 6,2 Millionen Einwohnern.

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