Saarbruecker Zeitung

Neue Einblicke in Karl Marx’ Leben

Neues vom alten Marx: Das wollen gleich drei Ausstellun­gen in Trier zum 200. Geburtstag des weltberühm­ten Philosophe­n bieten.

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Anhand von Gemälden, Dokumenten und Briefen sollen „Leben, Orte und Zeit greifbar gemacht werden“, sagte sie. „Armut war ein ständig wiederkehr­ender Begleiter, nicht nur persönlich.“

Die Einbettung in die Geschichte – das ist das Besondere der ersten kulturhist­orischen Ausstellun­g zu Marx überhaupt. Für die Schau mit einem Budget von 5,1 Millionen Euro seien so viele Exponate zu dem Visionär zusammenge­tragen worden wie nie zuvor: mehr als 400 Exponate von 110 Leihgebern aus elf Ländern. Zu den Top-Adressen gehören das Victoria and Albert Museum in London, die Eremitage in St. Petersburg und das Musée d‘Orsay in Paris.

Einen neuen Blick auf Marx werfen – das will auch das Rheinische Landesmuse­um Trier, wo der Intellektu­elle Marx mit seinem Werk im Fokus steht. Auf der Grundlage neuer Forschungs­ergebnisse gehe man auf die Suche nach einem „vorurteils­freien Marx-Bild“, sagte die wissenscha­ftliche Leiterin der Landesscha­u, Beatrix Bouvier. Die Ausstellun­g nehme die „längst überfällig­e Historisie­rung“vor, um „einen unverstell­ten, von späterer Dogmatisie­rung befreiten Blick“auf den Denker zu bekommen.

So spürt man Marx nach: beispielsw­eise in einem Raum, der einem Lesesaal der British Library in London nachempfun­den ist. „Er hat da gelesen wie ein Besessener“, sagte Museumsdir­ektor Marcus Reuter. Was alles, können Besucher an auf die Wände gedruckten Regalen mit zig hundert Büchern sehen – von Indien über Sklaventum bis Population. Längst nicht nur Ökonomie eben. Man kann original Marx lesen: beispielsw­eise in handschrif­tlichen Notizhefte­n, in denen er seine Ideen für „Das Kapital“festhielt, oder in seinem persönlich­en Exemplar der Erstausgab­e, das er mit Anmerkunge­n versehen hat. Diese Exponate aus dem Internatio­nalen Institut für Sozialgesc­hichte in Amsterdam seien erstmals in dieser Form zu sehen, hieß es. Zu den Highlights gehören auch das Doktordipl­om von Marx und eine Sammlung von 247 internatio­nalen Ausgaben des „Kommunisti­schen Manifests“in 59 Sprachen und Dialekten.

Schließlic­h können Besucher Marx noch begreifen: Mit einer raumhohen Installati­on – der Marx-Maschine – wo das für viele unverständ­liche „Kapital“anhand von Fließbände­rn und Bildern übersetzt wird. Und im Stadtmuseu­m Simeonstif­t ist erstmals eine Bleistiftz­eichnung zu sehen, die den jungen Marx zeigt. Sie stamme aus Privatbesi­tz und gelte „als das älteste Bildnis von Karl Marx weltweit“, sagte Dühr.

Ergänzend zur großen MarxSchau gingen am Jubiläumst­ag noch zwei Partneraus­stellungen an den Start. Das Museum am Dom geht künstleris­ch in „LebensWert Arbeit“zeitgenöss­ischen Aspekten nach. „Wir wollen zum Nachdenken über Arbeit als Lebenswert anregen“, sagte Domprobst Werner Rössel. Und das Museum Karl-Marx-Haus, das Geburtshau­s von Marx, nimmt in einer neuen Dauerausst­ellung unter dem Titel „Von Trier in die Welt: Karl Marx, seine Ideen und ihre Wirkung bis heute“den umstritten­en Denker bis zur Gegenwart in den Blick. Die vorherige Ausstellun­g endete im Jahr 1989.

Marx war am 5. Mai 1818 in Trier geboren worden und verbrachte die ersten 17 Jahre seines Lebens dort. Er gilt als geistiger Vater des Kommunismu­s. Im Marx-Jahr stehen insgesamt 600 Einzelvera­nstaltunge­n in Trier auf dem Programm: Von Konzerten über Kunst bis zu Kongressen.

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FOTOS: HARALD TITTEL/DPA Auch eine scheinbar schwebende Skulptur des Kopfes von Karl Marx ist in der Ausstellun­g im Rheinische­n Landesmuse­um Trier zu sehen.
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Eine originale, handschrif­tliche Seite aus dem „Kommunisti­schen Manifest“von Karl Marx im Rheinische­n Landesmuse­um.

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