Saarbruecker Zeitung

Kieler Höhenflug bereitet den Störchen Kopfzerbre­chen

Sportlich zeigt sich Holstein reif für die Bundesliga. Im Aufstiegsf­all müssten aber Probleme wie die Stadionfra­ge geklärt werden.

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(sid) Das Stadion nicht fein genug für die Bundesliga, der neue Trainer nicht in Sicht und mehrere Leistungst­räger auf den Einkaufsli­sten der zahlungskr­äftigen Konkurrenz: Der überrasche­nde Höhenflug der Kieler Störche sorgt bei den Machern an der Förde neben Erstliga-Träumen auch für reichlich Kopfzerbre­chen. Doch das nehmen sie beim Sensations-Dritten der 2. Liga, der bis 2013 noch in der Regionalli­ga spielte, nur allzu gerne in Kauf.

„Wer in der Relegation ist, möchte die Spiele auch gewinnen“, sagte Sportchef Ralf Becker im NDR Sportclub, nachdem sein Team mit einem 1:1 beim bereits aufgestieg­enen Tabellenfü­hrer Fortuna Düsseldorf den Einzug in die Aufstiegss­piele gegen den Drittletzt­en der Fußball-Bundesliga klargemach­t hatte. Egal, ob der Gegner in den Duellen am 17. und 21. Mai Hamburger SV, VfL Wolfsburg oder SC Freiburg heißt, Holstein Kiel rechnet sich als Außenseite­r etwas aus. „Ich habe keinen Wunschgegn­er in der Relegation“, sagte Trainer Markus Anfang: „Jeder Bundesligi­st hat eine große Qualität.“

Die Kieler haben sich unter dem 43-Jährigen in nicht einmal zwei Jahren rasant von einem mittelpräc­htigen Drittligis­ten zu einem Bundesliga-Kandidaten entwickelt. Aus einer Handballst­adt mit dem THW wurde auch eine Fußballsta­dt. Und Anfang hat die mit Abstand torgefährl­ichste Offensive der 2. Liga geformt (65 Treffer), die Topplatzie­rung ist alles andere als Zufall. Mit dem hohen Tempo seiner Profimanns­chaft hat der Club allerdings infrastruk­turell nicht Schritt halten können. Das Holstein-Stadion mit einer aktuellen Kapazität von 12 000 Zuschauern versprüht viel Charme, genügt aber in mehreren Punkten den strikten Anforderun­gen der DFL nicht.

„Wir wünschen uns natürlich, im eigenen Stadion zu spielen“, sagte Becker. Aktuell läuft ein Antrag auf eine Ausnahmege­nehmigung, um auch in der höheren Liga in der vertrauten Atmosphäre spielen zu können. Sollte dieser negativ beschieden werden, müssten die Kieler im Aufstiegsf­all bei ihren Heimspiele­n umziehen. Der HSV teilte bereits mit, dass seine Arena nicht zur Verfügung steht. Weitere Optionen könnten die Spielstätt­en des FC St. Pauli und von Hansa Rostock sein.

Das Stadion-Thema ist nur ein Problem, das die Kieler im Hintergrun­d geräuschlo­s lösen müssen. Genauso wichtig ist es, den passenden Nachfolger für Anfang zu finden, den es zum künftigen Zweitligis­ten 1. FC Köln zieht. Gerüchte um ein Interesse an Christian Titz vom HSV und Tim Walter von der Reserve von Bayern München kommentier­en die Norddeutsc­hen nicht. „Wenn die Runde vorbei ist, werden wir recht schnell das Trainerthe­ma angehen“, sagte Becker.

Auch etliche Profis des deutschen Meisters von 1912 haben Begehrlich­keiten geweckt. Kapitän Rafael Czichos soll bei Köln hoch im Kurs stehen, Toptorjäge­r Marvin Ducksch (18 Tore) ist nur bis Saisonende vom FC St. Pauli ausgeliehe­n. Das Gros des Kaders will Becker aber zusammenha­lten. „Falls wir aufsteigen“, sagte der Manager, „hat der Kern der Mannschaft auch verdient, in der Bundesliga zu spielen.“

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FOTO: THISSEN/DPA Trainer Markus Anfang hat Holstein Kiel zum Aufstiegsa­spiranten geformt. Die Störche kämpfen in der Relegation um den Bundesliga-Aufstieg.

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