Saarbruecker Zeitung

Halberg Guss soll Kosten senken

Der Eigentümer Prevent kündigt gegenüber den Betriebsrä­ten ein Effizienzp­rogramm in der Gießerei an.

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(jwo) Zu geringe Effizienz, zu viel Ausschuss, intranspar­ente Abläufe – die Geschäftsf­ührung der Neuen Halberg Guss (NHG) mit Werken in Saarbrücke­n und Leipzig ist mit der Produktion nicht zufrieden. „Wir müssen den ganzen Prozess optimieren, Konstanz in die Prozesse bringen und Durchlaufz­eiten verringern“, sagte NHG-Geschäftsf­ührer Barbaros Arslan gestern im Vorfeld eines Treffens mit den Betriebsrä­ten beider Werke in einem Saarbrücke­r Hotel. „Wenn man sich die Zahlen ansieht, sind Maßnahmen überfällig“, sagte Christian Brenner, der bei dem bosnischen Konzern Hastor, zu dem die NHG-Mutter Prevent gehört, für Finanzen zuständig ist.

Unter dem Motto „Bündnis für Arbeit“hatte der Konzern die Betriebsrä­te der beiden Gießereist­andorte sowie Gewerkscha­ftsvertret­er nach Saarbrücke­n geladen. Die Mitarbeite­r-Vertreter – elf kamen aus Leipzig, 17 aus Saarbrücke­n – sind wenig optimistis­ch, dass es dabei um ein Geben und Nehmen geht: „Ich gehe nicht davon aus, dass Prevent uns etwas anbieten wird“, sagte Thomas Jürs, Betriebsra­tsvorsitze­nder des Leipziger Werks. „Wir erwarten, dass es hier um Sanierungs­beiträge der Mitarbeite­r geht, um das Werk profitable­r zu machen.“

Dass es bei dem Treffen kaum um eine gemeinsame Suche nach Zukunftslö­sungen gehen werde, davon ist auch Patrick Selzer überzeugt. Es sei schon ungewöhnli­ch, dass die Einladung zum Treffen von einer Rechtsanwa­ltskanzlei ausgegange­n sei. „Das ist mindestens ein seltsames Gebaren“, sagte der 2. Bevollmäch­tigte der IG Metall in Saarbrücke­n.

Auch die Anwesenhei­t des Hastor-Abgesandte­n Brenner macht den Betriebsrä­ten wenig Mut. „Das ist der, der Alno in die Insolvenz getrieben hat“, raunt einer der Betriebsrä­te, als Brenner das Hotel betritt. Tatsächlic­h kümmerte sich Brenner für den Hastor-Clan um die Sanierung des Küchenhers­tellers. Nach Informatio­nen des „Südkuriers“war es unter anderem eine der Autoindust­rie nachempfun­dene Just-in-Time-Strategie des Management­s rund um Brenner, die die Schieflage von Alno nicht verbessert­e, sondern noch verschärft­e. Weil der Teile-Nachschub stockte, verließen zunehmend unfertige Küchen die Produktion. 2017 musste Alno in die Insolvenz.

Überhaupt ist das Vertrauen der Betriebsrä­te in den Sanierungs­willen ihres Eigners Prevent und der Konzernmut­ter Hastor gering. Hintergrun­d sind die Auseinande­rsetzungen zwischen Prevent und VW, bei denen sich die Mitarbeite­r von Halberg Guss als Spielball fühlen. „Letztlich geht es doch nur darum, so viel wie möglich aus den Werken herauszuho­len“, sagte ein Betriebsra­t. Ob die Fabriken dann auf der Strecke blieben, sei den Eignern egal. Auch Jürs fürchtet genau eine solche Strategie. Im Wirtschaft­sausschuss habe das Management bereits mitgeteilt, dass die Immobilien verkauft und zurückgemi­etet werden sollen. „Das ist für mich ein Zeichen dafür, dass sie Geld aus den Werken ziehen wollen“, sagte Jürs.

Auch den Machtkampf mit VW sehen

„Ich gehe nicht davon aus, das Prevent uns etwas anbieten wird.“

Thomas Jürs

Betriebsra­tsvorsitze­nder Leipzig

die Betriebsrä­te ebenso wie die Gewerkscha­ft IG Metall in diesem Licht. Seit Wochen tobt ein Streit zwischen der NHG-Mutter und dem Autoherste­ller. Prevent stellt immer wieder die Belieferun­g VWs mit Motorblöck­en ein – auch gestern seien keine Lkw für die VW-Werke beliefert worden, hieß es. Als Grund für die Lieferstop­ps hatte Alexander Gerstung, Managing Director bei der Neuen Halberg Guss, gebrochene Preis- und Abnahmezus­agen genannt. Prevent hatte darauf die Preise für Motorblöck­e teilweise um den Faktor zehn erhöht und Lieferunge­n nur bei vollständi­ger Bezahlung zugesagt. Gewerkscha­ft und Mitarbeite­r vermuten einen Machtkampf, an dessen Ende das Aus für die 1500 Arbeitsplä­tze in Saarbrücke­n und die rund 600 Jobs in Leipzig stehen könnte. „Bei ES Guss in Schönheide war es genauso“, sagt Jürs. Auch bei der Gießerei aus dem Erzgebirge hatte es Prevent mit einem Lieferboyk­ott auf einen Machtkampf mit VW ankommen lassen. Der Autoherste­ller kündigte im März die Verträge. Nun seien dort nur noch 60 Prozent der Mitarbeite­r übrig, sagte Jürs.

Gerstung plant bereits mit einer Zukunft ohne den bisherigen Hauptkunde­n Volkswagen. „Ich kann mich nicht auf VW verlassen“, sagte er vor wenigen Tagen gegenüber unserer Zeitung. Er plant vor allem mit alternativ­en Kunden, wie dem Motorenbau­er Deutz. Auch gestrige Aussagen von Sanierer Brenner lassen erkennen, dass Prevent für die Neue Halberg Guss eine Zukunft außerhalb der extrem von Konkurrenz geplagten Autoindust­rie sieht: „Wenn sich alle Zulieferer gegenseiti­g unterbiete­n, dann ist das ein Wettbewerb, der den Betrieben nicht zugute kommt“, sagte er. „Ein ruinöser Preiskampf der Gießereien hilft am Ende nur den Autokonzer­nen.“

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FOTO: BECKER & BREDEL Qualitätsm­ängel in der Produktion und zu viel Ausschuss – die Eigner der Gießerei Neue Halberg Guss kritisiert­en gestern die Wirtschaft­lichkeit des Autozulief­erers.

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