Saarbruecker Zeitung

Kapitän Neuer muss die WM wohl abhaken

Torhüter Manuel Neuer hat noch Probleme mit seinem operierten Fuß. Auch am Samstag wird er nicht zum Bayern-Kader zählen.

- VON MARCO MADER

Manuel Neuer

(sid) Manuel Neuer trug ein graues Torwarttri­kot, als er über seine Zweifel an einer WM-Teilnahme sprach. Dass der Kapitän der deutschen Fußball-Nationalma­nnschaft seine Arbeitskle­idung auch im Sommer in Russland trägt, wird immer unwahrsche­inlicher. „Ich denke nicht, dass es vorstellba­r ist, dass ich ohne Spielpraxi­s in so ein Turnier gehe“, sagte Neuer am Rande der Präsentati­on der neuen Trikots des FC Bayern. Und so bald wird er sein Comeback nicht geben.

Die Münchner planen auch im Bundesliga-Finale an diesem Samstag (15.30 Uhr) gegen den VfB Stuttgart ohne ihn. Neuer werde „noch nicht im Kader stehen“, sagte Trainer Jupp Heynckes am Mittwoch. Für das Pokalendsp­iel am 19. Mai gegen Eintracht Frankfurt sei „die Entscheidu­ng hingegen noch offen“, ergänzte Heynckes. Dennoch gilt es als sicher, dass Neuer-Vertreter Sven Ulreich in Berlin im Bayern-Tor zumindest beginnen wird.

„Es sind ja noch ein paar Spiele“, sagte Neuer, aber: Vor der Nominierun­g des endgültige­n 23er-Kaders für das Turnier (14. Juni bis 15. Juli) durch Bundestrai­ner Joachim Löw am 4. Juni bliebe ihm nur noch das Länderspie­l zwei Tage zuvor gegen Österreich in Klagenfurt. Am 8. Juni testet die Mannschaft außerdem in Leverkusen gegen Saudi-Arabien, am 17. Juni startet sie in Moskau gegen Mexiko in die WM – mit weiteren Gruppenspi­elen gegen Schweden (23. Juni) und Südkorea (27. Juni).

Im Moment, sagte Neuer, könne er nicht sagen, dass er zu 100 Prozent mit nach Russland fliege. Wegen seines Mittelfußb­ruchs hat er seit September kein Spiel mehr bestritten. Heynckes’ Pläne, ihn gegen den 1. FC Köln (3:1) oder den VfB Stuttgart zu bringen, wurden von einer Schwellung am operierten linken Fuß zunichte gemacht. Stress will sich Neuer trotz der schwierige­n Situation nicht machen. „Ich muss für mich, die Mannschaft und die Fußball-Republik Deutschlan­d die richtige Entscheidu­ng treffen. Da hilft es nicht, sich aus der Ruhe bringen zu lassen“, sagte er.

Bundestrai­ner Löw, der am kommenden Dienstag in Dortmund seinen vorläufige­n WM-Kader benennen wird, plant fest mit Neuer. Wegen der unklaren Lage wird er aber neben seinem Kapitän und dessen bisherigem Stellvertr­eter Marc-Andre ter Stegen wohl auch die zuletzt getesteten Bernd Leno und Kevin Trapp ins Trainingsl­ager nach Südtirol (23. Mai bis 7. Juni) mitnehmen. Neuer verwies auf den „engen Draht“zu Löw und Andreas Köpke, dem Bundestorw­arttrainer,

„Ich muss für mich, die Mannschaft und die Fußball-Republik Deutschlan­d die richtige Entscheidu­ng treffen.“

über einen Einsatz bei der WM

mit denen er regelmäßig im Austausch stehe. „Wir schauen bei Manu von Tag zu Tag“, sagte DFB-Direktor Oliver Bierhoff. Oliver Schmidtlei­n, früherer Physiother­apeut der Nationalma­nnschaft, hält ein Neuer-Comeback noch vor der WM für ausgeschlo­ssen. „Frühestens bei den K.o.-Spielen“werde Neuer einsatzber­eit sein.

Neuers Mitwirken an der historisch­en Mission Titelverte­idigung wäre „sehr wichtig“, sagte der ebenfalls verletzte Abwehrchef Jerome Boateng: „Er ist unser Kapitän und eine starke Persönlich­keit. Es gibt einem einfach ein gutes Gefühl, wenn Manu hinter dir steht.“Boateng selbst rechnet fest mit seiner WM-Teilnahme. „Der Bundestrai­ner weiß ganz genau, dass es mein Ziel und absolut realistisc­h ist, dass ich da mitfahre“, sagte er.

Auch Neuer hofft noch. Vor Jahren,

sagte er, habe er schon einmal ein graues Trikot getragen. „Da hatte ich eine tolle und erfolgreic­he Saison. Vielleicht ist das ein gutes Omen.“Er macht sich Mut, keine Frage. Aber es klingt eher nach Zweckoptim­ismus. Mehr bleibt Manuel Neuer derzeit auch nicht.

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FOTO: GEBERT/DPA Die deutsche Nationalma­nnschaft wird auf ihren Stammtorhü­ter und Kapitän Manuel Neuer bei der Mission Titelverte­idigung in Russland womöglich verzichten müssen. Das wird immer wahrschein­licher.

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