VSE entscheidet über Kraftwerks-Zukunft
Energievertrieb, Windkraft, Telekom, Service – VSE sieht sich auch ohne das Kraftwerk Ensdorf auf Wachstumskurs.
Die VSE hat für das Kraftwerk Ensdorf die Erlaubnis zur endgültigen Stilllegung erhalten. Ob das Gebäude abgerissen wird oder möglicherweise anders genutzt werden kann, ist nach Aussagen des VSE-Managements noch offen.
Ob sich der Energieversorger VSE gut oder schlecht entwickelt hat, ist auch bei der jährlichen Bilanzpressekonferenz nicht zuverlässig zu beurteilen. Traditionell gibt das Unternehmen keine Gewinne bekannt, sondern nur das Umsatzwachstum. Das allerdings hat sich im vergangenen Jahr gut entwickelt. Der Umsatz ist um 2,6 Prozent auf 1,42 Milliarden Euro gestiegen. VSE-Chef Hanno Dornseifer betont jedoch, dass mit dem Umsatz auch die Rendite gestiegen ist. „Unsere Eigner können mit dem Ergebnis zufrieden sein“, sagt er. 2016 hatte die VSE einen deutlichen Gewinnrückgang verbuchen müssen. Damals lag das Ergebnis bei 22,9 Millionen Euro nach 51,7 Millionen im Jahr zuvor.
Für das Kraftwerk in Ensdorf, das bestätigte Co-Chef Gabriël Clemens, ist das endgültige Aus jetzt beschlossene Sache. Amprion als übergeordneter Netzbetreiber habe die Genehmigung zur Stilllegung erteilt. Geld verdiene das Unternehmen nun vor allem über den Vertrieb von Strom, Erdgas und Wasser. Aber auch sehr stark mit dem Vertrieb von Telekommunikationsleistungen über die Tochter VSE Net sowie Energie-Service-Leistungen bei der Tochter Famis.
In Ensdorf stellt sich nun die Frage, was auf das Kraftwerk folgen wird. „Wir werden nun mit dem Landesamt für Umweltschutz die weiteren Maßnahmen besprechen“, sagt Clemens. Ob das Kraftwerk abgerissen oder für einen neuen Zweck umgebaut wird, all das sei noch offen. Auch über die Nutzung des umliegenden Geländes ist noch nicht entschieden. Einzig der Vertrag mit dem EVS zum Bau eines Biomasse-Kraftwerks stehe fest. Das Gelände mit Anbindungen an Straße, Schiene und die Saar sei aber generell attraktiv für die Ansiedlung von Firmen.
Weg von der konventionellen Stromerzeugung, hin zu erneuerbaren Energien: Diese Linie zeigt sich auch bei den Investitionen des Konzerns: 2017 lagen sie bei der VSE bei 41,5 Millionen Euro. Windkraft und Netzausbau stehen dabei im Fokus. Im vergangenen Jahr sind mit Wadern-Felsenberg und Perl-Büschdorf fünf weitere Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 16,4 Megawatt ans Netz gegangen. Weitere Windanlagen mit einer Gesamtleistung von 21,5 Megawatt und 1,5 Megawatt Photovoltaik sind in Planung. Insgesamt hat die VSE damit 127,6 Megawatt Windenergie und 21,2 Megawatt Photovoltaik im Saarland installiert.
„Weil dieser Strom aber nicht nur erzeugt werden, sondern auch beim Kunden ankommen muss, ist auch der Ausbau intelligenter Netze nötig“, sagt Clemens. Um 20 Prozent sei allein im vergangenen Jahr die installierte Menge an erneuerbaren Energien im Saarland gestiegen. „Um die abzutransportieren, müssen die Netze ausgebaut werden“, sagt Clemens. 30 Millionen Euro hat die VSE deshalb für die Modernisierung des Netzes vorgesehen.
Investieren will die VSE darüber hinaus auch in umweltfreundliche Mobilität. Gemeinsam mit der neuen Konzernmutter Innogy wollen die Saarbrücker im Saarland Ladesäulen für E-Autos bauen. „Das soll sowohl im Bereich von Großkunden bis hin zum Einfamilienhaus passieren“, sagt Dornseifer. Im Sommer soll es losgehen, bis Ende des Jahres seien schon einmal 40 neue Ladestationen geplant, im nächsten Jahr soll es dann weitergehen. In Folge der Neuaufteilung der Geschäftsfelder von Eon und RWE hat VSE in Eon den neuen Mehrheitsaktionär.
Beim Stromvertrieb ist das Unternehmen mit 14 866 Gigawattstunden (GWh) fast stabil geblieben. Im sehr stark von Wettbewerb geprägten Umfeld sei das schon erfreulich, sagt Dornseifer. „Die Kunden halten uns hier die Treue.“Im Bereich Erdgasvertrieb, in den VSE erst 2012 eingestiegen ist, ist der Absatz dagegen auch im vergangenen Jahr kräftig gewachsen. Von 10 916 auf 16 045 GWh ist die Erdgasabgabe gestiegen. Rückläufig ist dagegen das Wassergeschäft. Hier ging der Absatz von 7,1 Millionen auf 6,8 Millionen Kubikmeter zurück. „Das scheint mit dem Waschverhalten der Saarländer zusammenzuhängen“, sagte Dornseifer scherzhaft. In jedem Fall gingen die Saarländer sorgsamer mit dem Rohstoff Wasser um.
Wasser ist auch ein Thema bei der VSE-Service-Tochter Famis, sagt Dornseifer. Denn die habe sich zunehmend auf das Energiemanagement von Schwimmbädern spezialisiert. Nicht nur im Saarland – dafür gibt es hier zu wenige Bäder –, sondern im südwestdeutschen Raum. Ein Wachstumsgeschäft, wie der VSE-Chef feststellt. Positiv habe sich auch das Telefongeschäft entwickelt, das die Tochter VSE Net verantwortet. Hier ist laut Clemens das Ergebnis im vergangenen Jahr um gut zehn Prozent gestiegen.