Saarbruecker Zeitung

Wie der Geldsegen beim Bürger ankommen soll

- VON STEFAN VETTER Produktion dieser Seite: Fatima Abbas Volker Meyer zu Tittingdor­f

Bund, Länder und Kommunen können weiter mit einem kräftigen Geldregen rechnen. Nach der am Mittwoch veröffentl­ichen Steuerschä­tzung werden allein in diesem Jahr 7,8 Milliarden Euro mehr an Steuereinn­ahmen erwartet als angenommen. Doch was haben die Bürger davon?

Wie sieht die aktuelle Prognose aus?

Die öffentlich­e Hand kann 2018 mit Steuereinn­ahmen von insgesamt 772,1 Milliarden Euro rechnen. Bis 2022 sollen die Einnahmen auf insgesamt 905,9 Milliarden steigen. Das sind 63,3 Milliarden Euro mehr im Vergleich zu den bisherigen Annahmen. Allein für den Bund ergibt sich ein zusätzlich­es Plus von 10,8 Milliarden Euro.

Welche Annahmen liegen den Zahlen zugrunde?

Die aktuelle Prognose basiert auf der sogenannte­n Frühjahrsp­rojektion der Bundesregi­erung. Demnach erwartet sie einen Anstieg des Bruttoinla­ndsprodukt­s um 2,3 Prozent in diesem und um 2,1 Prozent im nächsten Jahr. Auf dieser Grundlage haben die Steuerschä­tzer ihre Vorhersage für die kommenden fünf Jahre errechnet. Zu beachten: Die geplante schrittwei­se Abschaffun­g des Solidaritä­tszuschlag­s ab 2021 ist nicht in der Schätzung berücksich­tigt.

Was fängt Olaf Scholz mit dem vielen Geld an?

Der Bundesfina­nzminister hat die Mehreinnah­men schon zum großen Teil verplant. Er schlägt vor, mit den zusätzlich­en 10,8 Milliarden schon in diesem Jahr einen „Digitalfon­ds“zu gründen (2,4 Milliarden Euro). Damit will der Kassenwart den Breitbanda­usbau beschleuni­gen und das Projekt „Digitale Schule“fördern.

Welche Entlastung­en sind geplant?

Kleinere und mittlere Einkommen will Scholz ab 2019 durch eine Abschmelzu­ng der kalten Progressio­n entlasten. Hier handelt es sich um eine Art heimliche Steuererhö­hung, weil Lohnzuwäch­se durch eine höhere Einkommens­teuerbelas­tung gleich wieder aufgezehrt werden. Bei niedrigen Einkünften schlägt sich dies durch den anfangs starken Tarifansti­eg deutlich stärker nieder als bei hohen Einkünften. Schon CDU-Amtsvorgän­ger Wolfgang Schäuble hatte deshalb an dieser Stelle Entlastung­en auf den Weg gebracht. Unklar bleibt aber, was Scholz jetzt konkret dazu plant.

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