Saarbruecker Zeitung

„Trump nimmt mit seiner Entscheidu­ng Kriege in Kauf“

- DAS INTERVIEW FÜHRTE STEFAN VETTER.

Der Fraktionsc­hef der Linken im Bundestag, Dietmar Bartsch, plädiert angesichts der Abkehr Washington­s vom Atom-Deal mit dem Iran für deutlich mehr Druck auf US-Präsident Trump.

Herr Bartsch, viele Mitglieder der Linksparte­i werden sich jetzt wieder in ihrem Anti-Amerikanis­mus bestätigt fühlen, oder?

BARTSCH Die Linke ist nicht antiamerik­anisch. Aber wir kritisiere­n mit großer Deutlichke­it die Politik von Donald Trump. Sein Ausstieg aus dem Atomabkomm­en mit dem Iran zeigt erneut, dass er Konfrontat­ion, ja sogar Kriege in Kauf nimmt, anstatt sich um Dialog und Diplomatie zu bemühen. Trumps Entscheidu­ng ist verheerend.

Für Europa oder für den Nahen Osten?

BARTSCH Für alle. Aktuell ist der bewaffnete Konflikt zwischen Israel und dem Iran aufgeflamm­t. Trumps Entscheidu­ng steigert nochmals die Kriegsgefa­hr zusätzlich zu den furchtbare­n Kriegen in Syrien und im Jemen. Und gleichzeit­ig verschärft sich der Handelskon­flikt zwischen den USA und Europa. Was immer hinter all dem steckt, es ist eine brandgefäh­rliche Strategie, die Trump verfolgt.

Was können die Europäer dagegen tun?

BARTSCH Nicht nur die EU, sondern alle Länder, die zu den Unterzeich­nern des Abkommens mit dem Iran zählen, müssen Druck auf Trump ausüben, dass völkerrech­tliche Verträge einzuhalte­n sind. Wir müssen zu diplomatis­chen Lösungen kommen.

Wie soll der Druck konkret aussehen?

BARTSCH Die Sanktionen der USA gegen den Iran treffen auch deutsche Firmen. Wenn Angela Merkel ihren Amtseid ernst nimmt, muss sie schon deshalb dagegen vehement auftreten und als erstes Klartext reden. Es kann aktuell doch jeden treffen, wenn Trump der Sinn danach steht. Man sollte die deutschen Firmen ermuntern, sich von den US-Sanktionen nicht beeindruck­en zu lassen. Dazu wären europäisch­e Absicherun­gen sinnvoll.

Was könnte noch helfen?

BARTSCH Ich würde es begrüßen, wenn von deutscher Seite eine Initiative für eine internatio­nale Konferenz zur Sicherheit im Nahen und Mittleren Osten ausginge. Eine solche Konferenz muss sich auch darum kümmern, dass es keine atomare Aufrüstung gibt. Außerdem sollten sämtliche Waffenlief­erungen in den Nahen und Mittleren Osten sofort unterbunde­n werden.

Zu den Unterzeich­nern des Iran-Abkommens gehört auch Russland. Sollten Berlin und Moskau jetzt enger zusammenrü­cken?

BARTSCH Oberstes Ziel muss die Erhaltung dieses Abkommens, zumindest seiner Substanz sein. Dafür sollten Deutschlan­d und Russland; wie auch China, Großbritan­nien und Frankreich stärker aufeinande­r zugehen und Druck auf Trump ausüben. Außenminis­ter Heiko Maas könnte hier beweisen, dass er nicht nur in politische Fettnäpfch­en treten kann, sondern Probleme lösen hilft. Das Atomabkomm­en ist auch mit Russland zustande gekommen, also sollte auch mit Russland für seinen Erhalt gerungen werden.

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FOTO: KUMM/DPA Der Linken-Fraktionsv­orsitzende Dietmar Bartsch

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