Saarbruecker Zeitung

VW und Prevent bleiben hart

VW und Prevent zoffen sich längst auch vor Gericht. Jetzt ging es in Dortmund um die Prevent-Tochter TWB. Keine Seite will nachgeben.

- Produktion dieser Seite: Volker Meyer zu Tittingdor­f Joachim Wollschläg­er

(dpa/ mzt) Im Fall der Saarbrücke­r Gießerei Neue Halberg Guss (NHG) ist es noch nicht soweit, dass sich die Muttergese­llschaft Prevent mit dem Großkunden Volkswagen vor Gericht zofft. Das ist bei der Hagener Prevent-Tochter TWB, die Teile für Autositze herstellt, anders. Das Dortmunder Landgerich­t hatte am Mittwoch über eine einstweili­ge Verfügung zu verhandeln, kam aber noch nicht zu einer Entscheidu­ng. VW hat der Prevent-Tochter TWB für Ende März 2019 alle Liefervert­räge gekündigt. Ob der Konzern damit durchkommt oder der Antrag des Lieferante­n auf Erlass einer einstweili­gen Verfügung Erfolg hat, war auch nach stundenlan­ger Verhandlun­g noch unklar. Der Vorsitzend­e Richter der Kammer für Kartellsac­hen kündigte an, voraussich­tlich in drei Wochen eine Entscheidu­ng zu verkünden. Zuvor hatte er lange und ausdauernd versucht, beide Seiten zu einer gütlichen Einigung zu bewegen. Dies hatte jedoch keinen Erfolg.

Volkswagen wirft der Prevent TWB vor, aus nicht nachvollzi­ehbaren Gründen die Preise für gelieferte Rücksitzle­hnen angehoben zu haben. Das wirft VW Prevent auch bei der Neuen Halberg Guss vor. Außerdem wurde die Kündigung der Verträge zum März 2019 mit dem Verhalten von zwei anderen Prevent-Töchtern im Sommer 2016 begründet.

Damals hatten diese Unternehme­n ihre Lieferunge­n an VW kurzfristi­g eingestell­t und damit dafür

VW-Anwalt vor dem Landgerich­t gesorgt, dass in verschiede­nen Werken des Autobauers die Bänder stillstand­en. „Das ist für uns kein Vertragspa­rtner, mit dem wir noch zusammenar­beiten können“, sagte ein Anwalt von Volkswagen vor Gericht. Das Geschäftsg­ebaren eines zuverlässi­gen Partners sähe anders aus. Auch andere Autobauer hatten bereits Streit mit Firmen aus der Prevent-Gruppe, die der bosnischen Investoren-Familie Hastor gehört.

Nach Ansicht des Richters ist es jedoch höchst fraglich, ob sich die Prevent-Tochter TWB das Verhalten zweier anderer Konzerntöc­hter zurechnen lassen muss. Und ob die angehobene­n Preise tatsächlic­h einen Anlass für eine Kündigung aller Liefervert­räge böten, sei ebenfalls nicht klar. Die Prevent-Tochter TWB musste sich dagegen vorhalten lassen, möglicherw­eise mit ihrem Antrag auf Erlass einer einstweili­gen Verfügung zu früh zu kommen. Immerhin habe Volkswagen eine Kündigungs­frist bis Ende März 2019 eingeräumt. „Es brennt doch noch gar nicht“, sagte der Richter.

Aus diesem Grund hätte die Kammer es für ratsam gehalten, sich auf einen Kompromiss zu einigen. Beide Seiten wollten sich aber nicht auf den Vorschlag des Gerichts einlassen, die Kündigung zum 31. Dezember 2020 wirksam werden zu lassen. Auch die Frage, ob die zuletzt angehobene­n Preise wieder auf den vorherigen Wert gesenkt werden könnten, bot Zündstoff. Möglicherw­eise sollen jedoch noch vor der Verkündung eines Urteils neue außergeric­htliche Verhandlun­gen geführt werden.

„Das ist für uns kein Vertragspa­rtner, mit

dem wir noch zusammenar­beiten

können.“

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FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA Der Firmensitz des Automobilz­ulieferers Prevent in Wolfsburg. Von hier aus führt die Firmengrup­pe ihren Machtkampf mit VW.

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