Mit eiweißreichem Essen gegen die Zuckerkrankheit
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SAARBRÜCKEN (ml) Zu den drei Nährstoffgruppen, die für uns überlebenswichtig sind, gehören neben den Kohlenhydraten auch Proteine (Eiweiße) und Nahrungsfette. Essen wir Proteine, wird deutlich weniger Insulin ausgeschüttet als bei Kohlenhydraten. Auch die Aufnahme von Fett führt nicht unmittelbar zu einem Insulinausstoß.
Proteine bestehen aus Aminosäuren, den Bausteinen unseres Organismus, die sich aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff und Sauerstoff zusammensetzen. Ohne sie können keine Zellen aufgebaut und repariert werden. Der Mensch kann Proteine aus tierischen und pflanzlichen Produkten nutzen. Von den 20 Aminosäuren, die unser Organismus zum Aufbau von Proteinen verwendet, kann er nur zwölf selbst bilden. Die übrigen acht muss er mit der Nahrung aufnehmen. Sie werden essenzielle Aminosäuren genannt und kommen allesamt in Pflanzen vor.
Der Ernährungsmediziner Professor Dr. Hans Hauner von der Technischen Universität München erläutert, dass zwar acht unserer 20 Aminosäuren auch in Glukose umgewandelt werden können. Vor allem, wenn man viel Eiweiß aufnimmt, kann das nach mehreren Stunden zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels führen. Allerdings brauchen Proteine viel weniger Insulin als Kohlenhydrate. „Nur ein Drittel der Menge“, sagt Hauner.
Die Fette, die in unserer Nahrung stecken, machen nicht automatisch krank und fett, obwohl sie mehr als doppelt so viel Energie liefern wie Proteine und Kohlenhydrate. In einem Gramm Fett stecken neun Kilokalorien, in einem Gramm Kohlenhydrate und Proteine jeweils nur vier Kalorien. Ein gewisses Maß an Fett ist überlebenswichtig, denn nur durch Fett können die wichtigen Vitamine A, D, E und K im Körper gelöst werden. Fette sind auch Baustoff für Zellmembranen und Hormone. Wenn unser Stoffwechsel Fett verarbeitet, ist dafür kaum Insulin erforderlich.
Bei Bedarf kann mit der Nahrung aufgenommenes Fett in Leber (80 Prozent) und Nieren (20 Prozent) zu Glukose umgewandelt werden, was sechs bis acht Stunden dauert.
Um Diabetes zu vermeiden oder zu heilen, ist in der Regel Abspecken angesagt. Professor Dr. Andreas Pfeiffer, Ernährungsforscher an der Freien Universität Berlin, empfiehlt für die Gewichtsreduktion eine Ernährung mit bis zu 30 Prozent Eiweiß am Tag. Das sind doppelt so viele Proteine wie üblicherweise empfohlen werden. Dafür solle der Anteil an Kohlenhydraten von normalerweise knapp 60 Prozent auf etwa 40 Prozent gesenkt werden, sagt der Mediziner. Der Fettanteil macht folglich 30 Prozent aus.
Noch ist die Meinung vorherrschend, eine hohe Proteinzufuhr könne die Nieren schädigen, da überflüssiges Eiweiß zu Harnstoff umgewandelt und über die Nieren abtransportiert wird. Neuere Studien weisen darauf hin, dass ein höherer Eiweißverzehr den Nieren nicht schadet. „Es gibt zwar noch keine Langzeitstudie, aber nach zwei Jahren proteinbetonter Ernährung unter ärztlicher Beobachtung sind keine Schäden aufgetreten“, berichtet Andreas Pfeiffer.
Stattdessen verloren die dicken Patienten tatsächlich Gewicht, ihre Blutfettwerte und ihre Blutzuckerkonzentration verbesserten sich. „Ich gehe davon aus, dass zukünftige Studien zeigen werden, dass noch mehr Proteine und einfache und mehrfach ungesättigte Fettsäuren möglich sind, während der Anteil der Kohlenhydrate weiter reduziert wird“, erläutert Pfeiffer.
Diabetes-Experte Stephan Martin berichtet von einer Studie mit übergewichtigen Menschen, auch solchen mit Typ-2-Diabetes, derzufolge eine kohlenhydratarme, dafür proteinreiche Ernährung keine negativen Auswirkungen auf die Nieren hatte und in einigen Fällen die Nierenfunktion sogar verbessert hat. „Von proteinreicher Kost wird man nicht nierenkrank“, sagt Martin. Selbst bei einer vorgeschädigten Niere hat nach neuen Erkenntnissen eine eiweißreichere Ernährung keine negativen Folgen. Allerdings raten die Experten bei eingeschränkter Nierenfunktion ohnehin zu regelmäßiger ärztlicher Kontrolle.
Um Diabetes zu vermeiden und sogar zu heilen, sollte die Nahrung auch viel Gemüse und Salat enthalten, Nüsse sowie gesunde Pflanzenöle. Geflügelfleisch und Fisch beeinflussen bei Diabetes den Cholesterinspiegel günstiger als rotes Fleisch (zum Beispiel Rind- und Schweinefleisch). „Hohe Mengen an verarbeiteten Lebensmitteln wie beispielsweise Wurst, Pizza oder Fertigprodukte sollten vermieden werden“, sagt Worm.
Wichtig ist auch regelmäßige körperliche Bewegung. Aktive Muskeln verbrauchen Zucker und werden dadurch wieder empfindlicher für Insulin.