Saarbruecker Zeitung

Der Niederländ­er Max Verstappen ist bislang die größte Enttäuschu­ng der neuen Saison 2018.

Max Verstappen ist bislang die größte Enttäuschu­ng der neuen Formel-1-Saison. Beim Großen Preis von Spanien muss er liefern.

- VON KRISTOF STÜHM

(sid) Max Verstappen suchte die Ablenkung auf dem Meer. Mit einem Jetski pflügte der 20-Jährige durch die Wellen vor seinem Wohnort in Monte Carlo. Das tat gut nach dieser bisher so miserablen Saison, bevor der Heißsporn von Red Bull in Barcelona wieder im Rampenlich­t steht.

„Es könnte ein ganz entscheide­nder Moment für die Saison sein, und ich bin gespannt, wie jeder auftreten wird“, sagt Verstappen vor dem Großen Preis von Spanien an diesem Sonntag (15.10 Uhr/RTL). Aber natürlich wird ganz besonders sein eigener Auftritt beim Europa-Auftakt der Formel 1 mit Spannung erwartet. Verstappen, das Supertalen­t, ist der große Verlierer der bisherigen Saison. Anstatt um den Titel zu kämpfen, steht sich der 20-Jährige bisher selbst im Weg. Nach seinem Unfall in China mit Sebastian Vettel (Ferrari) und dem spektakulä­ren teamintern­en Crash zuletzt in Aserbaidsc­han mit Daniel Ricciardo steigt der Druck, und die Kritik an Verstappen nimmt zu.

„Normalerwe­ise wächst man an seinen Fehlern. Max aber wird nur kleiner“, stellt Ex-Weltmeiste­r Niki Lauda fest: „Er lernt nicht dazu.“Und die Fachzeitsc­hrift Auto, Motor und Sport analysiert, dass ihm die rasante Karriere manchmal die Sinne vernebelt: „Max ist der Meinung, dass er über Wasser gehen kann. Seiner Meinung nach müsste er schon längst Weltmeiste­r sein.“

Spätestens in diesem Jahr sollte es auch so weit sein, der Niederländ­er träumte vom Titel, sein Red Bull ist nach einer langen Durststrec­ke endlich siegfähig. Doch anstatt mit Vettel und Mercedes-Weltmeiste­r Lewis Hamilton auf Augenhöhe zu fahren, liegt er nach vier Rennen wegen zwei Nullrunden nur auf Rang acht in der WM-Wertung – bei schon 52 Punkten Rückstand auf den führenden Hamilton. Auch in seiner vierten Saison in der Königsklas­se kennt er nur einen Modus: volle Attacke. „Vorsichtig­er fahren macht dich langsamer“, sagt Verstappen gerne.

Keine Angst, kaum Respekt vor den Branchengr­ößen Hamilton und Vettel – viele Fans verehren Verstappen dafür, er gilt als der aufregends­te Fahrer im Feld. Aber das ist im Grunde nichts wert, für die Krone muss er seine Ungeduld am Steuer in den entscheide­nden Momenten ablegen. Selbst Ehrgeizlin­ge wie Ayrton Senna, Michael Schumacher oder Vettel brachten ihr Temperamen­t unter Kontrolle, als die Mischung aus Talent und Auto titelfähig wurde. Verstappen lässt diese Reifeprüfu­ng bisher vermissen. „Da will einer zu viel und zu schnell – immer noch“, schreibt die Neue Zürcher Zeitung, Verstappen ruiniere „sich vielleicht sogar die Karriere“.

In Barcelona steht Verstappen wieder im Fokus, aber „natürlich freue ich mich auf das Wochenende, da ich gute Erinnerung­en an meinen ersten Formel-1-Sieg habe“, sagt er. 2016 stieg Verstappen in Spanien mit 18 Jahren und 228 Tagen zum bisher jüngsten Grand-Prix-Sieger der Geschichte auf. Doch das Verspreche­n, das er damals abgab, konnte er bisher nicht einlösen.

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FOTO: MAYE-E/AP/DPA Red-Bull-Pilot Max Verstappen muss sich immer und immer wieder erklären, weil er – getrieben von seinem Ehrgeiz – oft übers Ziel hinaus schießt. Ein Titelkandi­dat in der Formel 1 ist er in dieser Verfassung nicht.
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