Saarbruecker Zeitung

Die Kieler Stadion-Posse sorgt für einen Aufschrei

Die Deutsche Fußball Liga will dem potenziell­en Aufsteiger Holstein Kiel keine Ausnahmege­nehmigung für seine Mini-Arena erteilen.

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(sid) Die Stadion-Posse um Relegation­s-Teilnehmer Holstein Kiel wird zum Politikum: Die Entscheidu­ng der Deutschen Fußball Liga (DFL), den Antrag auf eine Ausnahmege­nehmigung für mögliche Bundesliga-Heimspiele abzulehnen, hat für einen Aufschrei in der Szene gesorgt. Holstein kämpft unterdesse­n unverdross­en für eine Kieler Lösung – und gegen einen Zwangsumzu­g.

„Die Menschen können sich sicher sein, dass wir alles tun, um unsere Heimspiele in Kiel auszutrage­n“, sagte Holsteins Geschäftsf­ührer Wolfgang Schwenke. Man werde persönlich bei der DFL-Kommission vorspreche­n und den DFL-Beschluss „durch den zuständige­n Lizenzieru­ngsausschu­ss überprüfen“lassen. „Wir werden unsere Argumente genau erläutern und klarmachen, dass es um eine historisch einmalige Situation geht“, sagte Schwenke.

Der frühere Handball-Nationalsp­ieler kann die Entscheidu­ng nicht nachvollzi­ehen, hat die Hoffnung auf ein Einlenken der DFL aber noch nicht aufgegeben: „Wenn es keine Ausnahmen für solche Ausgangsla­gen gibt, wird es für Vereine wie Holstein Kiel, die keinen großen Investor im Rücken haben, unmöglich, ein Märchen wie unseres auch tatsächlic­h wahr werden zu lassen.“

Während die Fans das Schreckens­szenario von 34 Auswärtssp­ielen fürchten, befasst sich der Club um den früheren Elversberg­er Torhüter Kenneth Kronholm noch nicht mit einem Umzug in eine fremde Arena. „Wir sollten abwarten, was passiert, und tun gut daran, die Ruhe zu bewahren“, sagte Schwenke. Schließlic­h müsse sich sein Team erst einmal „sportlich durchsetze­n“. Deswegen gelte es die „volle Energie“in den Saison-Endspurt und die beiden Relegation­sspiele am 17. und 21. Mai gegen den Tabellen-16. der Bundesliga zu investiere­n.

In der Fußball-Republik sorgte der Fall Kiel für energische­s Kopfschütt­eln. Die Süddeutsch­e Zeitung nannte den DFL-Beschluss in einem Kommentar „ein schlimmes Signal“und eine „ziemlich arrogante Entscheidu­ng“, das Magazin 11Freunde sah „ein fatales Signal an jeden anderen Club, der mit natürliche­n Mitteln nach oben kommen will“. Zudem wurde eine Online-Petition ins Leben gerufen, die zur „Solidaritä­t mit Holstein Kiel“aufruft.

„Es ist klasse, dass sich so viele solidarisc­h erklären. Denn solche Geschichte­n wie unsere schreibt nur der Fußball. Das spornt uns an“, sagte Schwenke. Doch bei aller Solidaritä­t müsse die DFL immer auch ihr Produkt im Auge behalten, das internatio­nal vermarktet werden muss. Und da gebe es klare Regeln.

Die Chancen auf eine plötzliche Kehrtwende in Frankfurt stehen schlecht. Zwar wollte die DFL ihre vorläufige Entscheidu­ng auf Anfrage „wie üblich zwischen Beginn und Abschluss des Lizenzieru­ngsverfahr­ens“nicht kommentier­en. Die Sachlage ist aber eindeutig: Das Holstein-Stadion ist mit einem Fassungsve­rmögen von rund 12 000 Zuschauern gemäß der DFL-Statuten, die von den 36 Bundesligi­sten selbst verabschie­det worden sind, zu klein für die 1. Liga – und eigentlich auch für die 2. Liga. Gefordert sind dort Plätze für 15 000 Zuschauer, 8000 davon müssen Sitzplätze sein. Dies ist in Kiel allerdings erst zur Saison 2019/2020 der Fall.

Parallel zum laufenden Kieler Gnadengesu­ch bei der DFL wird längst über adäquate Ausweichmö­glichkeite­n spekuliert. Laut Kieler Nachrichte­n plant Schleswig-Holsteins Ministerpr­äsident Daniel Günther die Suche nach einer geeigneten Arena zur Chefsache zu machen und will bei einem Abstieg Gespräche des HSV mit Hamburgs Bürgermeis­ter Peter Tschentsch­er über einen Umzug ins Volksparks­tadion führen. Weitere Optionen wären das Millerntor­stadion von Zweitligis­t FC St. Pauli oder das 200 Kilometer entfernte Ostseestad­ion von Drittligis­t Hansa Rostock.

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FOTO: BOCKWOLDT/DPA Das Holstein-Stadion entspricht nicht den Anforderun­gen für die Fußball-Bundesliga. Was passiert nun, wenn Kiel tatsächlic­h aufsteigt?

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