Saarbruecker Zeitung

90 000 Besucher beim Katholiken­tag

Gestern ist der 101. Katholiken­tag in Münster zu Ende gegangen. Die Bilanz der Kirche: positiv. Und das, obwohl die Bischöfe sich nach wie vor streiten und ein AfD-Politiker für Unruhe sorgte.

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Kardinal Reinhard Marx segnete gestern Besucher des 101. Deutschen Katholiken­tags in Münster. Das fünftägige Treffen endete mit einem Gottesdien­st unter freiem Himmel mit rund 30 000 Besuchern. Mit insgesamt etwa 90 000 Teilnehmer­n seit Mittwoch erlebte Münster Kirchenang­aben zufolge den größten Katholiken­tag seit fast 30 Jahren. Nach Saarbrücke­n waren 2006 rund 40 000 Besucher gekommen.

(dpa) Der Kommunions­streit schwelt weiter, die großen Probleme der Welt sind nach wie vor ungelöst: Dennoch wertet die katholisch­e Kirche den Katholiken­tag in Münster als Erfolg. Beim fünftägige­n Laientreff­en mit rund 90 000 Besuchern sei deutlich geworden, dass die Kirche in der Öffentlich­keit „präsent“sei und sich mit den Themen, „die die ganze Welt“bewegten, beschäftig­e, sagte der Vorsitzend­e der Deutschen Bischofsko­nferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx. Dies sei auch ein „Zeichen nach draußen“.

Nach mehr als 1000 Veranstalt­ungen ging der 101. Katholiken­tag gestern mit einem Festgottes­dienst am Münsterane­r Schlosspla­tz zu Ende. Die Zusammenku­nft stand nicht nur im Zeichen innerkirch­licher Konflikte, sondern war nach dem Ausstieg der USA aus dem Atomabkomm­en mit dem Iran auch politisch aufgeladen. Das Katholiken­tags-Motto „Suche Frieden“bekam so einen ganz aktuellen Aufhänger.

Der Katholiken­tag habe einen Kontrapunk­t nach zuletzt etlichen Negativsch­lagzeilen über die Kirche gesetzt, sagte der Präsident des Zentralkom­itees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg. „Er hat das frische und aufgeweckt­e Gesicht der Kirche gezeigt, herausgest­ellt, welche Potenziale in ihr stecken, jenseits von Finanzskan­dalen und Missbrauch­sfällen.“Die Besucher seien „keine verschücht­erten Schafe“gewesen, sondern „selbstbewu­sstes Gottesvolk“.

Die einzige Podiumsdis­kussion mit einem AfD-Politiker lief am Samstag teilweise aus dem Ruder. Bereits bei der Vorstellun­g des AfD-Bundestags­abgeordnet­en Volker Münz in einem Einspielfi­lm rannten Aktivisten in der Messehalle zur Bühne und hielten ein Plakat hoch mit der Aufschrift „Suche Frieden – nicht die AfD – für eine antifaschi­stische Kirche“. Auch später war die Atmosphäre angespannt, immer wieder wurden die Politiker oder der Moderator von Zwischenru­fen unterbroch­en. Vertreter von Union, SPD, Grünen, Linken und FDP arbeiteten sich größtentei­ls an AfD-Positionen und Münz ab, der mit umstritten­en Aussagen sowohl lautstarke Ablehnung als auch Zustimmung aus Teilen des Publikums erntete.

Im Streit um die Teilnahme protestant­ischer Ehepartner an der Kommunion in katholisch­en Gottesdien­sten könnte es darauf hinauslauf­en, dass Bistümer künftig eine unterschie­dliche Praxis dazu handhaben. Auf die Frage, ob eine Regelung vorstellba­r

Thomas Sternberg

sei, die nicht in allen Bistümern gelte, antwortete Marx: „Ja, das ist ja jetzt schon der Fall.“In seiner Predigt im Abschlussg­ottesdiens­t rief er zur Beilegung des Streits auf.

Die Bischofsko­nferenz hatte unter Leitung des reformorie­ntierten Marx im Februar mit Drei-Viertel-Mehrheit dafür gestimmt, protestant­ische Ehepartner in Einzelfäll­en zur Kommunion zuzulassen. Dagegen intervenie­rten sieben konservati­ve Bischöfe um den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki beim Vatikan. Papst Franziskus rief die deutschen Bischöfe daraufhin auf, „eine möglichst einmütige Regelung zu finden“.

„Der Katholiken­tag hat das frische und aufgeweckt­e Gesicht der Kirche gezeigt.“

Präsident des Zentralkom­itees der

deutschen Katholiken (ZdK)

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FOTO: VENNENBERN­D/DPA Annäherung trotz unterschie­dlicher Auffassung­en zur Kommunion: der Vorsitzend­e der Deutschen Bischofsko­nferenz, Kardinal Reinhard Marx (links), mit Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln.

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