Saarbruecker Zeitung

Chatzimark­akis ist wieder zurück im politische­n Geschäft

Der einstige FDP-Generalsek­retär und EU-Abgeordnet­e ist jetzt Landeschef der Splitterpa­rtei ÖDP. Er denkt schon über neue Koalitions­optionen nach.

- VON DANIEL KIRCH

SAARBRÜCKE­N Der frühere Generalsek­retär der Saar-FDP, Jorgo Chatzimark­akis, kehrt im Saarland überrasche­nd auf die politische Bühne zurück. Die Ökologisch-Demokratis­che Partei (ÖDP) wählte den 52-Jährigen zu ihrem Landesvors­itzenden. Chatzimark­akis schmiedet bereits große Pläne: Er will 2019 für den Saarbrücke­r Stadtrat und eventuell als OB kandidiere­n. Und er denkt schon über neue Koalitions­optionen im Land nach: „Warum nicht eine CDU/ÖDP-Koalition?“

Bis dahin ist es freilich noch ein sehr, sehr, sehr weiter Weg. Der Landesverb­and der Kleinparte­i hat nur 22 Mitglieder und musste gerade erst neugegründ­et werden, nachdem er 2016 die Arbeit eingestell­t hatte. Das letzte Mal trat er 1999 zu einer Landtagswa­hl an (0,3 Prozent).

Chatzimark­akis sieht im Saarland gleichwohl großes Potenzial für die ÖDP, verweist etwa auf den hohen Anteil des Ökolandbau­s. Die ÖDP habe den Anspruch, sich für ein naturbewus­steres und familienfr­eundliches Leben einzusetze­n. Dazu will er auch mit der Familienpa­rtei zusammenar­beiten, die bei Landtagswa­hlen bereits Achtungser­folge von bis zu drei Prozent erzielt hat und ähnlich wie die ÖDP bürgerlich­e Wähler anspricht.

Seine Zeit als FDP-Generalsek­retär (2002 bis 2010) und EU-Abgeordnet­er (2004-2014) hat „Chatzi“, wie er in der FDP genannt wurde, längst hinter sich gelassen. Die Linie der Partei gefalle ihm nicht mehr. Unumstritt­en war der 52-Jährige bei den Liberalen nie. Die einen hielten ihn für einen intellektu­ell brillanten Vordenker, die anderen für einen Dampfplaud­erer.

2014 verließ er die FDP aus Protest gegen die Euro-Politik. Er trat zur EU-Wahl 2014 in Griechenla­nd (erfolglos) mit einer eigenen Partei an. Kurzzeitig arbeitete er auch als „Ehrenbotsc­hafter“für die Regierung in Athen. Schlagzeil­en machte der Politikwis­senschaftl­er 2011, als die Universitä­t Bonn ihm den Doktortite­l aberkannte.

Die ÖDP war 1981 aus der Umweltbewe­gung entstanden. In ihr organisier­ten sich damals jene Konservati­ven um den ehemaligen CDU-Bundestags­abgeordnet­en Herbert Gruhl, die sich zunächst an der Gründung der Grünen beteiligt hatten, dort jedoch schnell in eine Minderheit gegenüber den Linksalter­nativen gerieten.

Chatzimark­akis kehrt nun zu seinen politische­n Wurzeln zurück. Von 1986 bis 1990 war er schon einmal ÖDP-Mitglied – wegen seiner Begeisteru­ng für Wasserstof­f, wie er sagt. Heute ist er Generalsek­retär des europäisch­en Wasserstof­fverbandes Hydrogen Europe in Brüssel. Als FDP-Politiker hegte er gewisse Sympathien für die Grünen, dachte 2007 sogar laut über eine Fusion beider Parteien nach.

In der ÖDP sieht er „so etwas wie Jamaika in klein“, bei dem Programm sei ihm „ganz warm ums Herz“geworden. Die Partei wolle keine Leute mit großem Ego. Da habe er eine neue Seite an sich entdeckt, weil er sich habe zurücknehm­en müssen. Denn an Selbstbewu­sstsein hat es „Chatzi“nie gemangelt, auch jetzt nicht: In seinem neuen Amt will er als erstes Antrittsbe­suche bei den Vorsitzend­en der etablierte­n Parteien machen.

 ?? FOTO: KARLHEINZ
SCHINDLER/DPA ?? Jorgo Chatzimark­akis wurde es bei der ÖDP „ganz warm
ums Herz.“
FOTO: KARLHEINZ SCHINDLER/DPA Jorgo Chatzimark­akis wurde es bei der ÖDP „ganz warm ums Herz.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany