Ein amerikanischer Römer in Luxemburg
Pianist Enrico Pieranunzi bot beim „Like A Jazz Machine“-Festival in Dudelange eine Sternstunde.
Das Enrico Pieranunzi Quartet featuring Seamus Blake hatte das Repertoire für seinen Auftritt in Dudelanges Kulturzentrum Opderschmelz sowieso aus Reminiszenzen gespeist. Das Motto „New Spring“knüpfte an ein denkwürdiges Gastspiel an, das das Quartett im Frühjahr 2015 im New Yorker Kultclub Village Vanguard gegeben hatte und das auf einem Album verewigt ist.
Der Römer, der seit den 1980ern zur Jazz-Weltklasse gehört, brachte kapitale Musiker mit nach Luxemburg: den kanadischen Saxophonisten Seamus Blake, den italienischen Bassisten Luca Bulgarelli und den katalanischen Ex-Brad-MehldauSchlagzeuger Jorge Rossy. Ihre Combo-Performance strotzte nur so vor Energie, Esprit und Brillanz.
Der kraftvolle und dennoch luftige Gruppensound folgte weniger der tänzerischen Eleganz, die man sonst an Pieranunzis Spiel so schätzt. Er war mehr am zupackenden Spielideal des US-Neo-Bop ausgerichtet. „Der amerikanischste Pieranunzi, den ich je gehört habe“, bemerkte mein konzerterfahrener Sitznachbar treffend. Für den Pianisten fielen bei diesem kompromisslos kontemporärjazzigen Bandkonzept naturgemäß weniger Soloeinheiten ab als bei seiner Triomusik. Die Solo-Frontline teilte er sich mit dem Tenoristen Blake, der seinen voluminösen Ton über einen halsbrecherischen Skalen-Parcours trieb. Pieranunzi entlockte dem Electric- und dem Acoustic-Piano komplexe Akkord-Kaskaden und filigranste Läufe.
Außer dieser Sternstunde hatte Dudelanges ambitioniertes Drei-Tages-Festival noch mancherlei zu bieten. Gut vertreten ist dort die erstaunlich leistungsstarke Luxemburger Jazz-Szene, darunter Maxime Bender (mit Joachim Kühn) und der versierte Drummer Michel Meis, der sein originelles Quartett vorstellte.