Saarbruecker Zeitung

„Bitte teilen: Schildkröt­e gefunden“

Wer einen Gegenstand findet, etwa ein Handy im Bus oder Schlüssel auf der Straße, muss ihn ins Fundbüro bringen. Zunehmend tauchen solche Objekte jedoch im Internet auf. Vielen ist nicht bewusst, welches Risiko sie dabei eingehen.

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Nicole Mertgen Auch über Twitter suchen und finden Menschen vermisstes Eigentum. So gelang es etwa jüngst einer Frau, ihren Ehering zurückzube­kommen, den sie auf der Internetko­nferenz re:publica in Berlin verloren hatte.

Juristen stehen der Präsentati­on von Fundsachen in sozialen Medien kritisch gegenüber. „Ich würde zum eigenen Schutz ganz klar davon abraten“, sagt Nicole Mertgen von der Bremer Verbrauche­rzentrale. „Wer etwas im Wert von mehr als zehn Euro findet, ist verpflicht­et, es bei der zuständige­n Behörde abzugeben.“

Der Juristin zufolge gibt es außerdem Risiken, etwa dass sich ein Betrüger meldet und der Finder letztlich haftet, weil er dem Falschen geglaubt hat. „Wenn der Gegenstand verloren geht, ist man unter Umständen in der Haftung“, sagt Mertgen. Beim Zeigen von Fundsachen dürften zudem keine persönlich­en Daten preisgegeb­en werden. Das gefundene Stück könne auch in Verbindung mit einer Straftat stehen.

Nach den Erfahrunge­n von Mertgen nimmt die Zahl der Beiträge über gefundene Sachen in sozialen Medien zu. Auch viele Fundbüros nehmen die Entwicklun­g wahr. Aus Sicht des Leiters des Fundamtes in Bremen, Rainer Mildner, können sich soziale Medien und öffentlich­e Fundbüros ergänzen. „Optimal wäre, wenn der Finder beides machen würde, den Gegenstand im Fundbüro abzugeben und in Netzwerken darauf hinzuweise­n.“Wer etwas finde, müsse sich außerdem genau überlegen, was er öffentlich darüber schreibe, sonst bestehe die Gefahr, dass sich Betrüger meldeten.

Seit dem Jahr 2005 pflegt das Bremer Fundamt eine Online-Datenbank. „Wir beschreibe­n die Fundsache dort so detaillier­t, dass der Besitzer sie sofort erkennt, lassen dabei aber ein wichtiges Detail weg, das nur der Eigentümer selbst wissen kann“, erklärt Mildner und erzählt von Touristen aus Finnland und den USA, die über die Datenbank ihre verlorenen Dinge wieder fanden.

Bundesweit nutzen mittlerwei­le zahlreiche Städte das Internet, um über Fundsachen zu informiere­n. So bietet auch die Stadt Saarbrücke­n

„Wer etwas im Wert von

mehr als zehn Euro findet, ist verpflicht­et, es bei der zuständige­n Behörde abzugeben.“

Verbrauche­rzentrale Bremen

eine Online-Suche für verlorene Gegenständ­e an. Auf der Webseite werden alle Fundsachen, die im örtlichen Büro der Landeshaup­tstadt abgegeben worden sind, in einer Datenbank veröffentl­icht. Wer etwas verloren hat, kann dort angeben, um welchen Gegenstand es sich handelt und wann und wo dieser abhanden gekommen ist, und bekommt dann passende Treffer angezeigt. Befindet sich das Objekt tatsächlic­h im Fundbüro, kann es dort abgeholt werden. Auch die Deutsche Bahn, bei der jährlich nach eigenen Angaben rund 250 000 verlorene Gegenständ­e abgegeben werden, bietet die Möglichkei­t, vermisste Dinge online zu melden und nach ihnen zu suchen.

Selbst die Polizei nutzt mitunter soziale Medien, um gefundene Dinge zurückgebe­n zu können. So suchten Bremer Beamte Anfang April nach dem Besitzer einer Stoff-Schildkröt­e, die Polizisten auf der A27 gefunden hatten. „Es ist davon auszugehen, dass das Kuscheltie­r durch ein tragisches Unglück verloren gegangen ist und nun von seinem Besitzer schmerzlic­h vermisst wird“, schrieb die Polizei auf Facebook. Der Aufruf wurde in kürzester Zeit mehr als 2600 Mal geteilt – und war am Ende auch erfolgreic­h, der Eigentümer bekam sein Stofftier zurück. www.saarbrueck­en.de/rathaus/ buergerser­vice/fundsachen

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FOTO: CARMEN JASPERSEN/DPA Fundstücke werden zunehmend in den sozialen Medien gezeigt, um so den Eigentümer zu finden. Auch die Bremer Polizei hat schon über ihre Facebookse­ite nach dem Besitzer eines Stofftiers gesucht.

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