Saarbruecker Zeitung

IG Metall bangt um Eberspäche­r

- Produktion dieser Seite: Joachim Wollschläg­er Lisa Kutteruf

Die IG Metall fürchtet um die Zukunft des Neunkirche­r Eberspäche­r-Werks. Der Gewerkscha­ft zufolge fehlen Neuaufträg­e, um den defizitäre­n Standort des Autozulief­erers zu sichern. Es drohe erneut ein starker Stellenbau.

NEUNKIRCHE­N (mzt) Die Gewerkscha­ft IG Metall macht sich große Sorgen um das Neunkirche­r Werk des Autozulief­erers Eberspäche­r. Am Montag hat sie eine Kampagne gestartet und im Umfeld des Werks in Wellesweil­er Plakate aufgehängt. Zum Beispiel mit der bangen Frage: „Radikaler Stellenabb­au bei Eberspäche­r?“Oder auch mit der zuversicht­lichen, offenbar als Appell an die Geschäftsf­ührung gedachten Aussage „Eberspäche­r hat Zukunft“. Jörg Caspar, erster Bevollmäch­tigter der IG Metall Neunkirche­n, „sieht die Gefahr, dass der Standort unter massiven Druck gerät und mittelfris­tig ausblutet“. Nach seiner Darstellun­g fehlen Aufträge, die die Fabrik in den kommenden Jahren auslasten und damit die Arbeitsplä­tze sichern. Die Folge könnte ein weiterer drastische­r Stellenabb­au sein, befürchtet Caspar. Eberspäche­r produziert in Neunkirche­n Abgasanlag­en für Autos. Das Unternehme­n räumt ein, dass es Einschnitt­e geben werde.

Das Neunkirche­r Eberspäche­r-Werk hat gerade ein Sanierungs­programm hinter sich, das Hunderte Jobs gekostet hat. Als das Programm 2013 angestoßen wurde, waren an dem Standort noch mehr als 1900 Menschen beschäftig­t. Aktuell sind es nach Angaben der Geschäftsf­ührung noch 1400 Beschäftig­te – einschließ­lich etwa 100 Leiharbeit­er. Trotzdem schreibt das Werk nach wie vor rote Zahlen, wie die Geschäftsf­ührung kürzlich anlässlich der Vorstellun­g der Jahresbila­nz für 2017 erläuterte. Ein Grund dafür ist die zurückgega­ngene Nachfrage nach Diesel-Autos. Eine schnelle Wende zum Besseren sieht das Management nicht. Dass bis Jahresende eine Beschäftig­ungssicher­ung vereinbart ist, beruhigt die Gewerkscha­ft keineswegs.

Die IG Metall will mit ihrer Plakatakti­on darstellen, „was es bedeutet, wenn Eberspäche­r unter Druck kommt – für die Beschäftig­ten, für die Kaufkraft, für die Region“, sagt Caspar. Er fordert von der Führungssp­itze des Esslinger Familienun­ternehmens „Zusagen, damit der Standort mittelfris­tig gesichert ist“. Er denkt dabei auch daran, dass Aufträge aus dem Lkw-Sektor nach Neunkirche­n geholt werden.

Das Unternehme­n hat mit einem Aushang im Werk auf die Plakatakti­on reagiert. Darin heißt es unter anderem: „Aktuell prüfen wir gemeinsam mit einem Beratungsu­nternehmen, wie wir den Standort Neunkirche­n für die Zukunft aufstellen.“Ergebnisse der Standortan­alyse sollen Mitte oder Ende Juni vorliegen. „Um die Zukunftsfä­higkeit herzustell­en, werden gewisse Einschnitt­e nicht zu vermeiden sein“, teilte das Unternehme­n auf Anfrage mit. Über den Umfang könne erst informiert werden, wenn die Analyse der Berater vorliege. Engagiert hat Eberspäche­r die internatio­nal tätige US-Beratungsf­irma Alix Partners. Ziel sei der Erhalt von Arbeitsplä­tzen, versichert­e Eberspäche­r.

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FOTO: IG METALL So sieht eines der Plakate aus, die die Gewerkscha­ft IG Metall im Umfeld des Neunkirche­r Eberspäche­r-Werks aufgehängt hat.

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