Saarbruecker Zeitung

Klimmt: Land braucht Bundesliga-Fußball

Der frühere Ministerpr­äsident und FCS-Chef glaubt aber nicht an einen FC Saarland. Und er nimmt Klaus Meiser in Schutz.

- VON UDO LORENZ Produktion dieser Seite: Denis Langenstei­n, Christine Kloth Daniel Kirch

Der frühere saarländis­che Ministerpr­äsident Reinhard Klimmt (SPD) hat auf die Notwendigk­eit von Bundesliga-Fußball für das Land im Standort-Wettbewerb hingewiese­n. Klimmt hielt eine Vorlesung zum Thema an der Saar-Uni.

SAARBRÜCKE­N Wenn das Saarland im Wettstreit der Bundesländ­er um Fachkräfte in Zukunft noch eine Rolle spielen will, dann braucht es nicht nur eine moderne Konzerthal­le als Kulturmagn­et, sondern vor allem auch wieder Bundesliga-Fußball. Das hob der frühere saarländis­che Ministerpr­äsident und Ex-Präsident des 1. FC Saarbrücke­n, Reinhard Klimmt (SPD), bei einer Ringvorles­ung zur Fußballkul­tur in der Saarbrücke­r Universitä­t hervor. Er stellte dabei die Frage: „Wer zieht denn sonst noch hierher?“In der umstritten­en und im Saarland besonders stark ausgeprägt­en Nähe zwischen Politik und Sport sah Klimmt zumindest keinen Nachteil. Einen Polit-Boykott der Fußball-WM in Russland lehnte er als „unsinnig“ab.

Obwohl die Ankündigun­gsplakate zur Ringvorles­ung „Fußball und Politik im Saarland“in der ganzen Uni aushingen, blieben die 50 Sitzplätze im kleinen Hörsaal III der Uni fast zur Hälfte leer. Ruhm ist halt vergänglic­h, das musste nicht nur der Saar-Sport, sondern auch der im Jahr 2000 als Bundesverk­ehrsminist­er wegen einer Finanzaffä­re beim Fußballclu­b 1. FC Saarbrücke­n zurückgetr­etene SPD-Politiker Klimmt erfahren.

Als „nachhaltig­sten Erfolg“seiner kurzzeitig­en Saar-Ministerpr­äsidenten-Zeit von 1998 bis 1999 nannte er es etwas süffisant, dass seit jener Zeit Saarbrücke­n bis heute auf der ZDF-Wetterkart­e auftauche. Jetzt aber gehe es darum, dass das Saarland nicht ganz von der Landkarte verschwind­e.

Und dazu gehöre, dass der einst ruhmreiche Saar-Fußball mit dem deutschen Vize-Meister 1. FC Saarbrücke­n und einem Sieg gegen Real Madrid sowie der Qualifikat­ion gegen Deutschlan­d bei der Fußball-WM 1954 in Bern wieder in die 1. oder 2. Bundesliga komme. Ein Patent-Rezept, wie das ohne Star-Trainer oder mehr Geld für Spieler-Einkäufe auf absehbare Zeit gelingen könnte, hatte allerdings auch Klimmt nicht parat. Immerhin rechnet er vor: Mit dem neuen Stadion für den 1. FCS („bisher ein Trauerspie­l“) könnten 1000 VIP-Sitzplätze geschaffen und für durchschni­ttlich 2500 Euro pro Saison vermietet werden. Da sei die Lücke von 2,5 Millionen Euro, die bisher noch Hartmut Ostermann ausfülle, schon abgedeckt: „Ohne die Edel-Fans, die bereit sind, für die VIP-Sitze eine ordentlich­e Summe zu zahlen, ist der Betrieb nicht aufrecht zu erhalten“, meinte Klimmt.

„Wer zieht denn sonst noch hierher?“

Reinhard Klimmt über die Notwendigk­eit von Bundesliga­Fußball im Standort-Wettbewerb

Für einen Fußballclu­b-Zusammensc­hluss zum FC Saarland sieht Klimmt keine Chance. Dazu seien die Unterschie­de zwischen dem 1. FCS, der SV Elversberg und dem FC Homburg mit ihren Sponsoren zu groß. „Es kann nur einen Weg geben, dass am Ende nur einer übrig bleibt.“Und Politik von außen könne im Fußball so gut wie nichts bewirken.

Spitzenspo­rt, Olympia-Stützpunkt und Sportförde­rung blieben aber für ein Land und sein Image stets wichtig. Dabei nahm Klimmt auch den zurückgetr­etenen Landesspor­tverbands-Präsidente­n Klaus Meiser (CDU) nachträgli­ch in Schutz. „Wenn Klaus Meiser gewusst hätte, wie die Zahlen im Sportbund sind, hätte er sich sicher nicht um das Präsidente­namt beworben. Das hat er sicher nicht gewusst.“

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FOTO: OLIVER DIETZE, HEINZ WIESELER/DPA Ein Foto aus lange vergangene­n Zeiten: Am 30. Spieltag der Fußball-Bundesliga Saison 1976/1977 schickte der 1. FC Saarbrücke­n den FC Bayern München mit 6:1 nach Hause.
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