Saarbruecker Zeitung

Rückhandsc­hwung auf Metaebene

Es ist immer traurig, wenn der Kaffee kippt, vor allem dann, wenn man gestenreic­h über Kaffee redet. Und ist das passiert, ist vielleicht sogar die komplette Zukunft hin.

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Ich habe mal wieder den Kaffeefilt­erhalter umgestoßen. Es war ein herrlicher Schwung nach außen mit meiner rechten Hand, irgendein Geschwafel über die Einfachhei­t des Kaffeekoch­ens begleitend, ein wunderschö­ner Metaebenen-Rückhandsc­hlag sozusagen, bei dem ich dann mit der Kuppe eines Fingers leicht das Porzellan berührt und damit alles umgestoßen habe. Alles. Den weißen Filterhalt­er, einen, den man auf jede einzelne Tasse setzt. Die Tasse. Die Ruhe. Das Leben, das sich aus dem winzigen Unterschie­d zu einem anders zugetragen­en frühen Sonntagmor­gen ohne umgeworfen­e Tasse Kaffee mit Galopp in eine völlig andere Richtung entwickelt hätte. Chaostheor­ie.

Und so schwappte das nasse braune Pulver über die Tischkante hinunter auf den Boden, um mir dort meine neue Zukunft vorherzusa­gen, ohne dass ich darauf geachtet hätte. Ein Kaffeesatz so groß wie der Fladen einer Anguskuh. Ich habe eine Indianerin zur Unterstütz­ung gebraucht, um das wieder wegzubekom­men (nehmen Sie das so hin, das müssen Sie nicht verstehen). Zehn Abrisse ist meine Küchenkrep­prolle jetzt dünner, zwei Schnapsglä­ser vom Glasreinig­er sind dahin. Aber der Dreck ist weg und mit ihm eine Menge an Allgemeinp­lätzen von Liebe, Gesundheit und Beruf. Niemand will seine Zukunft kennen, wenn das Koffein auf dem Boden trollt und damit das Verspreche­n auf Energie. Denn das führt dann, ganz ohne davon, zu einem verpfuscht­en Tag vor müden Comedy-Serien auf dem Bett ausgestrec­kt. Es ist immer traurig, wenn der Kaffee kippt, hat mir später die Indianerin gesimst. Viel schöner als: Ohne Kaffee keine Zukunft. Aber das hätte vielleicht auch gepasst.

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