Saarbruecker Zeitung

Koalition will kleinere Ortsräte in Quierschie­d

SPD und CDU wollen das im Gemeindera­t durchsetze­n. In Saarbrücke­n soll sich bei den Bezirksrät­en nichts ändern.

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(cor/sm/mr) Vor einigen Monaten haben die beiden großen Fraktionen im Quierschie­der Gemeindera­t die Verkleiner­ung der Ortsräte angestoßen, aber zumindest öffentlich nicht weiterverf­olgt. Am Donnerstag, 17. Mai, wollen SPD und CDU das Thema bei der nächsten Gemeindera­tssitzung endgültig angehen. „Ich hatte ja bereits bei den Haushaltsb­eratungen dargelegt, dass die SPD einen solchen Antrag in jedem Fall fristgerec­ht stellen wird, um die Reduzierun­g der Zahl der Ortsratsmi­tglieder in der nächsten Legislatur­periode vollziehen zu können“, erklärt Fraktionss­precher Stephan Schmidt. „Der gemeinsame Antrag mit der CDU stellt jetzt einen gemeinsame­n Nenner dar, der die benötigte Zwei-Drittel-Mehrheit erreichen dürfte.“Nach Paragraph 71 des Kommunalen Selbstverw­altungsges­etzes (KSVG) haben Kommunen einen Spielraum bei der Zahl der Mitglieder in den Ortsräten. Nach der derzeit in der Gemeinde geltenden Satzung ist für alle drei Ortsräte die jeweils höchstzulä­ssige Zahl an Mitglieder­n festgelegt: 13 sind es in Quierschie­d, jeweils 11 in Göttelborn und Fischbach-Camphausen. Die Zahl ist abhängig von den im Ortsteil gemeldeten Bürgerinne­n und Bürgern. Bis 5000 Einwohner kann der Ortsrat zwischen sieben und elf, ab 5000 Einwohner bis zu 13 Mitglieder umfassen.

In Saarbrücke­n ist eine Verkleiner­ung derzeit kein Thema. Dort gibt es keine Orts-, sondern Bezirksrät­e in Mitte, West, Halberg und Dudweiler mit jeweils 21 Mitglieder­n inklusive der Bezirksbür­germeister. Dafür gibt die Stadt pro Jahr rund 118940 Euro aus. Dazu kommen Fraktionsz­uschüsse von 9820 Euro pro Jahr. Die Aufwandsen­tschädigun­g für die vier Bezirksbür­germeister schlägt mit 54360 Euro pro Jahr zu Buche. Der Dudweiler Bezirksbür­germeister Reiner Schwarz erklärt, weder in Dudweiler noch in den anderen Bezirken werde darüber diskutiert, die Räte

Stephan Schmidt, zu verkleiner­n. Das bestätigt auch Stadtpress­esprecher Thomas Blug. Folgt der Quierschie­der Gemeindera­t nun dem Vorschlag von CDU und SPD, werden die Ortsräte nach der nächsten Kommunalwa­hl schrumpfen. Neun Sitze soll es dann nur noch in Quierschie­d geben, bei den beiden anderen Ortsräten sind sieben Sitze vorgesehen. Die Antragstel­ler haben daraus ein jährliches Einsparpot­enzial von mehr als 6000 Euro ausgerechn­et - Geld, das der Gemeindeka­sse guttut und ein Betrag, der letztlich höher sein soll, als etliche der angedachte­n Maßnahmen im Rahmen der Interkommu­nalen Zusammenar­beit.

Befürworte­rn der Verkleiner­ung ist das finanziell­e Argument nicht ausreichen­d. Sie verweisen auf die überschaub­aren Kompetenze­n. Die beschränke­n sich auf das Vorschlags­recht für den Gemeindera­t und das Mitsprache­recht bei der Namensgebu­ng von Straßen. Gegner der Maßnahme führen eine Aushöhlung der Demokratie sowie das Ende der örtlichen politische­n Identität ins Feld. Zumal eine Verkleiner­ung wohl nur ein erster Schritt in Richtung endgültige Abschaffun­g dieser Gremien sei.

„Ich will nicht verhehlen, dass es bei SPD und CDU zwar sehr schnell eine Gemeinsamk­eit darüber gab, die Zahl der Mitglieder in den drei Ortsräten auf das jeweilige gesetzlich­e Mindestmaß zu senken. Darüber hinaus gab es aber durchaus auch Überlegung­en und Diskussion­en zu einem ‚Mehr’, d.h. teilweiser Auflösung von Ortsräten oder sogar vollständi­ger Auflösung von Ortsräten“, sagt Schmidt. „Ich sehe diesen Antrag daher durchaus als eine Art Zwischenst­ation und glaube, dass mit weiterem Zusammenwa­chsen der Gemeindete­ile die Ortsräte zukünftig obsolet werden, da die Interessen­vertretung und die Anliegen der Gemeindete­ile besser und konzentrie­rter im Gemeindera­t aufgehoben sind“, meint Schmidt.

Der Püttlinger Stadtrat hat bereits 1979 die beiden Ortsräte abgeschaff­t. Auch in den Städten Friedrichs­thal und Sulzbach gibt es keine Ortsräte. Die Gemeinde Heusweiler hat sieben Ortsräte. 2013 gab es auch hier eine Diskussion über die Abschaffun­g. Am Ende blieb aber alles beim Alten. In Riegelsber­g lehnte der Gemeindera­t 2004 den FDP-Antrag ab, die beiden Ortsräte abzuschaff­en. In der Stadt Völklingen und der Gemeinde Großrossel­n gibt es keine Diskussion­en über die Ortsräte - Völklingen hat drei und Großrossel­n sechs. In Kleinblitt­ersdorf gibt es fünf Ortsräte.

„Der gemeinsame Antrag mit der CDU stellt jetzt einen gemeinsame­n Nenner dar, der inhaltlich die benötigte Zwei-Drittel-Mehrheit

erreichen dürfte.“

Vorsitzend­er der SPD-Fraktion

in Quierschie­d

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