Die 3. Liga bleibt eine Pleite-Liga
Rot-Weiß Erfurt und Chemnitzer FC sind die nächsten Beispiele. Viele Vereine gehen beim Spieleretat zu hohe Risiken ein.
FRANKFURT (dpa) Die oft als Pleiteliga bezeichnete 3. Fußball-Liga hat auch 2018 ihre Opfer gefordert. RotWeiß Erfurt und der Chemnitzer FC beantragten Insolvenz und folgen damit dem FSV Frankfurt und dem VfR Aalen, die es im Vorjahr erwischt hatte. Für die Clubs ist das Überleben unter Profibedingungen unterhalb der 1. und 2. Bundesliga auch nach zehn Jahren ein Balance-Akt.
Ein Financial Fairplay soll nun Besserung bringen. „Zu wenig Vereine betrachten die 3. Liga als ihr natürliches Zuhause“, sagt Michael W. Schwetje, Geschäftsführer von Fortuna Köln. Das Grundübel der Misere sei aber, dass so manche Vereine „mehr ausgeben als einnehmen“.
Der 1. FC Magdeburg und der SC Paderborn sind der ungeliebten Spielklasse zumindest erstmal entkommen. Als dritter Aufsteiger könnte es der Karlsruher SC in der Relegation gegen Erzgebirge Aue schaffen. Der Weg nach oben wird auch in der neuen Saison nicht einfacher: Traditionsclubs wie 1860 München, Waldhof Mannheim, der 1. FC Saarbrücken und der KFC Uerdingen drängen von unten nach. Und: Mit Eintracht Braunschweig und dem vierfachen deutschen Meister 1. FC Kaiserslautern kommen echte Schwergewichte von oben. Die Pfälzer peilen den Wiederaufstieg an, finanziell können sie sich die 3. Liga kaum länger als eine Spielzeit leisten angesichts der geringen TV-Einnahmen. „Uli Hoeneß hat mir mal gesagt: In der 3. Liga bist du tot, wenn du nach einem Jahr nicht wieder aufsteigst. Das bedeutet: Wenn du nach einem Jahr nicht wieder aufsteigst, droht die Insolvenz“, sagte FCK-Idol Hans-Peter Briegel kürzlich der „Sport Bild“.
„Die finanzielle Ausstattung durch die Zentralvermarktung hat sich grundsätzlich verbessert“, sagt Manuel Hartmann, Abteilungsleiter Spielbetrieb beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) und zuständig für das Zulassungsverfahren der 3. Liga. Er verweist auch auf die Verträge mit Telekom und Bwin. „Der Gesamtertrag pro Club betrug durchschnittlich etwa 9,0 Millionen Euro pro Saison. 2018/2019 werden wir bei etwa 8,0 Millionen landen.“Diese Etats seien höher als im Durchschnitt in der Handball- oder Basketball-Bundesliga. Ein ambitionierter Club wie der KSC hatte allerdings einen Umsatz von 22 Millionen.
Der Lizenzspieler-Etat liege bei unter 50 Prozent, „was grundsätzlich ein gesunder Anteil ist“, findet Hartmann. Man arbeite an Lösungen, die beinhalten, dass die Vereine nachhaltig wirtschaften. Dafür wurde auch eine Arbeitsgruppe Financial Fairplay gegründet, Ergebnisse liegen aber noch nicht vor.
Ein Problem: Die Vereine, die eine Lizenz beantragen, müssen ihre Liquidität für eine Saison nachweisen. Die Höhe der Verbindlichkeiten spielt nur im Hinblick auf die bis Runden-Ende fälligen Raten eine Rolle – aus juristischen Gründen. Für hoch verschuldete Clubs ist es also eine Gratwanderung. So musste Erfurt mit acht Millionen Euro Schulden die Segel streichen. DFB-Vizepräsident Peter Frymuth war von den Pleitemeldungen aus Erfurt und Chemnitz überrascht. „Grundsätzlich geht die finanzielle Schieflage von Clubs oft einher mit häufigen Wechseln an der Führungsspitze“, sagt er.
Im Durchschnitt sehen etwa 6000 Zuschauer eine Drittliga-Partie. Die Einnahmen aus dem Verkauf von Medienrechten liegen deutlich niedriger als in der bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) angesiedelten 2. Liga (zuletzt insgesamt 180 Millionen) – in der kommenden Spielzeit bei knapp 1,3 Millionen Euro pro Club.
Und wo sparen? Holger Hadek, Finanz-Geschäftsführer beim VfR Aalen, verweist auf die laufenden Kosten Verwaltung, Spielbetrieb und Sicherheit. „Natürlich kommt noch der sportliche Wettkampf hinzu, hier bestehen immer die Verlockungen, mehr in den Kader zu investieren“, erklärt er: „Steigt man in die Regionalliga ab, wird es noch schwieriger. Der künftig vierte Absteiger verschärft die Situation nochmals. Im Gegenzug lockt die 2. Liga mit hohen TV-Geldern.“Die schwarze Null ist in Liga drei jedenfalls für viele kaum zu realisieren.
„Zu wenig Vereine betrachten die 3. Liga als ihr natürliches
Zuhause.“
Michael W. Schwetje Geschäftsführer von Fortuna Köln.