Ausflug zu einer höllisch heißen Welt
In diesem Herbst soll die erste europäisch-japanische Raumsonde zum Planeten Merkur starten.
der Merkur sechsmal als Bremsbacke genutzt.
Auf einem spiralförmigen Kurs um die Sonne wird sich BepiColombo langsam der Umlaufbahn des Merkurs anpassen. Rund sieben Jahre wird das längste astronomische Bremsmanöver in der Geschichte der Raumfahrt dauern, bevor die Sonde am 5. Dezember 2025 in einen Orbit um den Merkur eintreten soll.
Die europäisch-japanische Doppelraumsonde, die derzeit im europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana auf den Start mit einer Ariane 5ECA-Rakete vorbereitet wird ist, ist etwa so groß wie ein afrikanischer Elefant. Eigentlich sollte sie schon vor fünf Jahren starten. 2001 waren für die sogenannte Cornerstone-Mission rund 550 Millionen Euro im Esa-Haushalt eingeplant. Verzögerungen führten jedoch dazu, dass die Kosten auf über 1,6 Milliarden Euro stiegen. Trotzdem wird das Projekt in Kooperation mit der japanischen Raumfahrtagentur Jaxa durchgezogen. „Eine der größten technischen Herausforderungen war die Entwicklung der Solarzellenanlage“, erklärt Markus Schelkle, Programm-Manager der BepiColombo-Mission im europäischen Unternehmen Airbus DS in Friedrichshafen am Bodensee, ehemals EADS-Astrium.
Die Solarzellen sollen elf Instrumente der Raumsonde mit elektrischem Strom versorgen. Doch dabei gibt es ein Problem: In der sonnennahen Merkur-Umgebung können die Temperaturen auf über 300 Grad und auf der Merkur-Oberfläche sogar auf etwa 470 Grad Celsius steigen. Das stellt hohe Anforderungen an die Solarzellenausleger von je 11,5 Quadratmeter Fläche, die eine elektrische Leistung von sechs Kilowatt liefern sollen.
BepiColombo ist ein europäisch-japanisches Tandem. Elf Instrumenten an Bord der rund vier Tonnen schweren europäischen Muttersonde namens MPF (Mercury Planetary Orbiter) werden aus 480 bis 1500 Kilometern Abstand die Oberfläche des Planten studieren. Die kleinere japanische Tochtersonde namens MMO (Mercury Magnetospheric Orbiter), die beim Eintritt in den Merkur-Orbit abgetrennt wird, soll aus größerer Distanz die Wechselwirkungen des Sonnenwindes mit den im Merkur-Magnetfeld eingefangenen elektromagnetischenTeilchen sondieren.
Gemeinsam sollen beide Raumsonden Antworten auf eines der großen Rätsel der Planetenforscher suchen. Die Astronomen verstehen bisher nicht, warum das Innere des Merkur mit seinem großen Eisenkern so sehr der Erde gleicht, während seine Oberfläche unserem Mond so ähnlich ist.