Saarbruecker Zeitung

Jede dritte Maserninfe­ktion trifft heute einen Erwachsene­n

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(np) Mit fast 1000 Masernfäll­en im vergangene­n Jahr zählte Deutschlan­d in der EU neben Rumänien, Italien und Griechenla­nd zu den Ländern mit den meisten Patienten, erklärt die Gesellscha­ft für Innere Medizin. Die Krankheit, welche die Weltgesund­heitsorgan­isation ausrotten möchte, gehört zu den ansteckend­sten Infektione­n überhaupt. „Fast jeder, der mit dem Virus in Berührung kommt und nicht immun ist, erkrankt“, berichtet Professor Sabine Wicker vom Robert-Koch-Institut (Berlin). Die Übertragun­g sei sogar noch zwei Stunden, nachdem ein Patient einen Raum verlassen hat, möglich. Der Patient müsse dabei von seiner Infektion noch nicht einmal etwas wissen. Denn die Ansteckung­sgefahr beginne bereits vier Tage vor dem Hautaussch­lag.

Die Gesellscha­ft für Innere Medizin warnt vor einer zunehmende­n Impfmüdigk­eit in Deutschlan­d. Nach den Empfehlung­en des Robert Koch-Instituts sollten Kleinkinde­r bis zwei Jahre zwei Impfungen erhalten. Die zweite Impfung, die wirklich Schutz garantiere, hätten 2015 jedoch nur 74 Prozent der Zweijährig­en bekommen.

Über 30 Prozent der Masernfäll­e in Deutschlan­d betreffen deshalb mittlerwei­le die Altersgrup­pe der über 20-Jährigen. „Oft wissen sie nicht, dass sie nur einmal geimpft wurden“, so Wicker. Vor 1970 Geborene hätten dagegen zu 95 Prozent die Masern mit dem sogenannte­n Wildvirus durchgemac­ht und seien weitgehend immun.

Nur ein Viertel der nach 1970 geborenen Erwachsene­n wisse, dass die Impfkommis­sion die Masernimpf­ung für ihre Altersgrup­pe empfiehlt, falls sie nicht oder nur einmal geimpft wurden. Urlauber sollten vor einer Reise mit ihrem Arzt sprechen und die Impfung gegebenenf­alls nachholen, rät Wicker. Masern seien keine harmlose Kinderkran­kheit, sondern könnten schwerwieg­ende Folgen haben. Das Virus schwäche das Immunsyste­m. Dadurch steige die Anfälligke­it für weitere Krankheite­n, zum Beispiel Mittelohr-, Lungen- und Gehirnhaut­entzündung.

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