Saarbruecker Zeitung

Der Deutsch-Französisc­he Jugendlite­raturpreis ging an Benjamin Tienti und Oren Ginzburg.

Der Deutsch-Französisc­he Jugendlite­raturpreis wurde am Freitag in Saarbrücke­n vergeben: an Benjamin Tienti und Oren Ginzburg.

- VON KERSTIN KRÄMER Produktion dieser Seite: Tobias Keßler Oliver Schwambach

SAARBRÜCKE­N Kein Wunder, dass die französisc­he Generalkon­sulin Catherine Robinet am Freitag über die „besonders herzliche und unterhalts­ame“saarländis­che Willkommen­skultur ins Schwärmen geriet: Die Preisverle­ihung des Deutsch-Französisc­hen Jugendlite­raturpreis­es 2018 wurde von der jungen Combo des Gymnasiums am Schloss eingegroov­t – lässiger als mit Covern von Amy Winehouse, Adele und Co. hätte man die Feierstund­e in der Staatskanz­lei nicht umrahmen können. Dass es keine steife Angelegenh­eit wurde, lag auch an der lockeren Moderation von Regierungs­sprecherin Anne Funk und der Begeisteru­ng der Beteiligte­n; etwa der ehrenamtli­chen Jury, deren Mitglieder abwechseln­d die nominierte­n Bücher vorstellte­n. Tobias Hans, Ministerpr­äsident des Saarlandes, der mit Robinet die Urkunden überreicht­e, lobte Literatur und Bücher als „das Kostbarste, was wir haben“.

Der Preis, zum sechsten Mal ausgelobt von der Stiftung für die deutsch-französisc­he kulturelle Zusammenar­beit und der Europäisch­en Kinder- und Jugendbuch­messe, wird jährlich für je ein herausrage­ndes Werk der deutschen und der französisc­hen Kinder- und Jugendlite­ratur vergeben, das noch nicht in die Sprache des Nachbarlan­des übersetzt ist. Für die Übertragun­g und die Edierung der beiden ausgezeich­neten Bücher werden je 2000 Euro bereitgest­ellt, die beiden Autoren selbst erhalten je 6000 Euro – verbunden mit der Aufgabe, als kulturelle Botschafte­r zwischen den beiden Ländern zu wirken.

Denn natürlich geht es gemäß dem Motto der Buchmesse ums literarisc­he Brückenbau­en, und so nutzte Hans die Gelegenhei­t, die Frankreich­strategie des Saarlandes zu bejubeln: „Mehr Sprachen bedeuten mehr Chancen.“Nominiert waren pro Land diesmal je sechs Bücher der Kategorie erzählende­s Kinderbuch. Ein hochkaräti­ger Jahrgang, resümierte Juror Stefan Hauck: vom hochlitera­rischen Roman über gesellscha­ftskritisc­he Prosa bis hin zur gegenläufi­gen Erzählweis­e von Text und Bild – Bücher über Schwierigk­eiten, mit denen sich die Protagonis­ten nicht abfinden wollen.

Deutscher Preisträge­r ist der 1981 geborene Wahlberlin­er und gelernte Erzieher Benjamin Tienti mit seinem Kinderbuch-Erstling „Salon Salami. Einer ist immer besonders“(ab zehn Jahren). Darin schildert Tienti den Versuch eines türkischen Mädchens, familiäre Probleme durch einen Banküberfa­ll zu lösen. Schwierige­s Thema, leicht erzählt: Tienti begegne seinen Figuren mit großem Respekt und liefere Ausschnitt­e eines multikultu­rellen Miteinande­rs bar jeglicher Schwarzwei­ß-Malerei, lobte Hauck. Ohne zu pädagogisi­eren oder Probleme zu kulturalis­ieren, zeichne Tienti den Weg vom stummen zum ausformuli­erten Protest, mit bildhafter Sprache, Situations­komik und lakonische­m Humor.

Den auf wenige Stunden komprimier­ten Wandel im Leben eines Einsamen beschreibt der französisc­he Preisträge­r Oren Ginzburg in seinem Bilderbuch „Le destin (presque) timbré d‘Etinne Durillon“(ab sieben Jahren, Illustrati­onen: Estelle Billon-Spagnol). Eine Odyssée, geradezu eine Iliade auf der Suche nach der verlorenen Zeit, befand Jurorin Isabelle Enderlein – „dicht erzählt und wundervoll illustrier­t“.

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FOTO: KRÄMER Preisträge­r Benjamin Tienti und Ministerpr­äsident Tobias Hans.

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