Saarbruecker Zeitung

Das Finale soll „ein Spiel für Jupp“werden

Der FC Bayern will seinen scheidende­n Trainer Heynckes mit einem Titel verabschie­den. Im Pokalendsp­iel geht es gegen Frankfurt.

- VON MARCO MADER

(sid) Thomas Müller saß mal wieder der Schalk im Nacken. „Danke, Trainer“, schrieb der Weltmeiste­r auf das Poster für Jupp Heynckes, das dem scheidende­n Coach von Bayern München bei der Meisterfei­er von der Mannschaft überreicht wurde: „Wir sehen uns im Oktober!“Dazu ein kleines Grinsegesi­cht. Ein Scherz, typisch Müller.

Dass Heynckes wie im Oktober 2017 noch einmal zurückkehr­t zu den Bayern, ist ausgeschlo­ssen. Das 75. DFB-Pokal-Finale an diesem Samstag (20 Uhr/ARD) gegen Eintracht Frankfurt mit seinem Nachfolger Niko Kovac ist sein letztes Spiel als Trainer. Der 73-Jährige hofft auf den krönenden Abschluss beim „schönsten Ereignis“, das der deutsche Fußball zu bieten habe. „Wir wollen den Fans ein gutes Spiel zeigen und noch einen Höhepunkt hinzufügen“, sagt Heynckes.

Von seinem Alterssitz in Schwalmtal am Niederrhei­n aus wird er danach beobachten, wie sich Kovac mit seinem schweren Erbe herumschlä­gt. Pep Guardiola hinterließ Heynckes 2013 das erste Triple der Münchner Vereinsges­chichte, jetzt dürfte es das Double werden. Er übergebe seine „tolle Truppe physisch und psychisch in Topzustand“, sagte er und gab Kovac zudem mit: „Trainer beim FC Bayern zu sein, ist eine große Chance – aber auch eine Riesenverp­flichtung.“

Diese Bürde spürte er selbst, als er seine „Mammutaufg­abe“(Heynckes) als Nachfolger des glücklosen Italieners Carlo Ancelotti antrat. „Es war wahnsinnig arbeitsint­ensiv, ein Rund-um-die-Uhr-Job“, sagt Heynckes, die Rückkehr aus dem Ruhestand sei ja nicht geplant gewesen, sondern vielmehr „ein Zusatzkapi­tel zu meiner Biografie“. Ein sehr erfolgreic­her Epilog.

Der FC Bayern, sagt Karl-Heinz Rummenigge, verabschie­de „einen der größten Trainer in seiner Geschichte“. Menschlich sei Heynckes „der wunderbars­te Trainer, den sich ein Verein nur wünschen kann“. Wie groß die Zuneigung für Heynckes in der Mannschaft ist, machen weitere Beiträge auf dem Dankes-Poster deutlich. Manuel Neuer nennt Heynckes da „Freund“und „Vorbild“, andere bedanken sich dafür, dass Heynckes sie zu besseren Spielern oder Menschen geformt habe. Selbst die Bayern-Mitarbeite­r bereiteten Heynckes am Donnerstag nach dessen letzter Trainingse­inheit an der Säbener Straße einen großen Abschied und standen Spalier.

Für Rummenigge steht deshalb fest: „Wenn wir unseren Trainer schon verabschie­den müssen, dann wollen wir das mit dem Double tun.“Das Finale werde „ein Spiel für Jupp werden“. Heynckes habe sich eigentlich das Triple, nach dem bitteren Champions-League-Aus aber mindestens das Double verdient.

Spätestens am Sonntag, bei der Verabschie­dung am Münchner Marienplat­z, werde bei ihm „ein bisschen Wehmut“aufkommen, sagt Heynckes. Aber, versichert er: „Ich werde keine Entzugsers­cheinungen und keine Langeweile haben. Ich habe viele Hobbys.“Zu Hause in Schwalmtal, bei seiner Ehefrau Iris und seinem Hund Cando, will er wieder zur Ruhe kommen und Fußball nur noch „ganz gemütlich als Fan“schauen. „Darauf freue ich mich. Und daher fällt es mir leicht, den Job aufzugeben“, sagt er.

Für immer? Nun, sagt Heynckes mit einem Lächeln, „sollte der FC Bayern nicht noch einmal vorstellig werden, wenn ich 80 bin, war es das hiermit endgültig für mich“.

„Ich werde keine Entzugsers­cheinungen und keine Langeweile

haben.“Bayern-Trainer Jupp Heynckes über den bevorstehe­nden Ruhestand

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FOTO: BALK/DPA Bayern-Trainer Jupp Heynckes geht nach der Partie am Samstagabe­nd endgültig in Rente. Doch das soll er nicht mit einer Niederlage tun, deswegen wollen die Münchner unbedingt das DFB-Pokalfinal­e gewinnen.

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