Saarbruecker Zeitung

Sicherheit bringt Vertrauen in Staat

- Alfred Kastner, Weiden (Oberpfalz) Gabriele Breyer, Mandelbach­tal Werner Michely, Saarbrücke­n

Lange hat der Staat nicht hören wollen, stattdesse­n mussten die Bürger fühlen. Die Zahl der Wohnungsei­nbrüche war 15 Jahre lang kontinuier­lich gestiegen, mancherort­s epidemisch. Vor zwei Jahren wurden bundesweit 167 000 Wohnungsei­nbrüche registrier­t. Politik und Polizei rieten, die Eigensiche­rung zu verbessern. Als Hauptverur­sacher wurden organisier­te Banden aus Ost- und Südosteuro­pa ausgemacht. Die Zahl der Einbrüche stieg, die Aufklärung­squote sank. Meistens leiden die Betroffene­n unter dem offenen Angriff auf ihre Privatsphä­re mehr als unter dem Verlust von Eigentum. Reichlich spät ist es in das Bewusstsei­n verantwort­licher Politiker gedrungen, dass es sich hier um ein Massenphän­omen handelt. Diese Vernachläs­sigung elementare­r Sicherheit­sbedürfnis­se düngte den Boden für Bürgerwut. Mittlerwei­le ist jedoch statistisc­h betrachtet eine Trendwende mit einem deutlichen Anstieg der „unvollende­ten“Wohnungsei­nbrüche erkennbar. Was nicht bedeuten muss, dass die Zahl der „versuchten“Einbrüche ebenso deutlich zurückgega­ngen ist, zumal mancher Geschädigt­er eines erfolglose­n Einbruchve­rsuchs mangels Erfolgsaus­sichten und geringem Schaden gleich auf eine Anzeige verzichten dürfte. Die Bürger haben unter anderem mittels eines KfW-Förderprog­ramms technisch aufgerüste­t und Häuser und Wohnungen besser gesichert. Einbrecher geben meist auf, wenn sie nicht binnen weniger Minuten erfolgreic­h sind. Zudem arbeitet die Polizei gerade im Hinblick auf „reisende Täter“nun besser regional, natio- und internatio­nal zusammen. Eine wesentlich­e Hilfe für die Polizei sind neuartige Computerpr­ogramme. Der Kriminalit­ätsrückgan­g im Bereich Wohnungsei­nbrüche ist hauptsächl­ich das Resultat einer gemeinscha­ftlichen Anstrengun­g von Bürgern, Polizei und Justiz. Eine durchaus positive Entwicklun­g ist auch beim Schutz der Außengrenz­en feststellb­ar. Es sind deutlich weniger unerlaubte Einreisen zu verzeichne­n. Hoffentlic­h hält auch dieser Trend an. Denn die Pflicht des Staates, seine Bürger zu schützen, beginnt an der Grenze. Bliebe es dabei, könnte das Vertrauen in den Rechtsstaa­t wiederkehr­en, dass manche Bürger schon fast verloren haben. 100 Polizisten/Polizistin­nen sind in Elternzeit, immer mehr ältere Kollegen entscheide­n sich für den vorgezogen­en Ruhestand (warum wohl?), und in den nächsten Jahren gehen die „Baby-Boomer“, die geburtenst­arken Jahrgänge 1958– 64/65, in Pension. Dazu gibt es mit Sicherheit viele langzeitkr­anke Kollegen, die aufgrund der berufliche­n Überlastun­g nicht mehr können. Und was macht unsere Landesregi­erung? Mal wieder eine Polizeiref­orm! Aus Inspektion­en werden Reviere, kleine Dienststel­len sind nur noch stundenwei­se besetzt, und sollte ich irgendwo im Bliesgau um 22 Uhr überfallen werden, na, dann habe ich eben Pech gehabt! Denn bis ein Polizist erscheint (woher eigentlich …? Homburg, Saarbrücke­n, aus dem Nordsaarla­nd?) ist wohl alles zu spät. „Die Polizeiprä­senz in der Fläche wird sich nicht ändern“ – so die Äußerung des Polizeiprä­sidenten Rupp. Leider …, denn dort sind jetzt schon zu wenig Polizisten unterwegs, da die verblieben­en schwerpunk­tmäßig an den Brennpunkt­en eingesetzt werden. Ob sowas das Sicherheit­sempfinden der Bevölkerun­g und das Vertrauen in unsere Landesregi­erung stärkt, das wage ich zu bezweifeln! Die Hundebesit­zerin sei bisher nicht derartig in Erscheinun­g getreten und so könne ich den Privatklag­eweg beschreite­n. So haben weder Zeugenauss­agen noch die Aussage der Halterin, die ihren Hund selber als unberechen­bar bezeichnet­e, eine Bedeutung. Es war laut Staatsanwa­lt keine Straftat. Es tat ihm ja auch nicht weh. Keine Straftat, keine Meldung in der Statistik. So einfach ist das im Land.

Newspapers in German

Newspapers from Germany